Samstag, 16. Oktober 2010
The Vanished
Ame no machi, Japan 2006, Regie: Makoto Tanaka



Sota schreibt für ein Okkult-Magazin und wird wider Willens von seinem Chef in die Provinz geschickt, weil dort die Leiche eines Schuljungen ohne innere Organe aufgefunden wurde. Daß das möglicherweise triviale, natürliche Ursachen haben kann, ist beiden klar, aber der Reporter soll ein paar Fotos schießen und notfalls eine Horrorgeschichte über böse Organhändler erfinden. Sota staunt aber nicht schlecht, als ihm ein sichtlich irritierter Mediziner die Kinderleiche präsentiert: Dieser wurden keine Organe entnommen, es scheint niemals welche gehabt zu haben, besteht der Körper doch nur aus einer gleichförmigen Gewebemasse. Recherchen nach der Schuluniform des Kindes führen ihn zu der Annahme, daß der Junge zu einer Gruppe von Schülern gehörte, die 1962 auf einem Schulausflug verschwanden und nie mehr gesehen wurden...oder doch?



Der in der letzten Dekade erneut aufscheinende Boom japanischer Geisterfilme hat ja leicht dazu geführt, daß man den Überblick und das Interesse verloren hat, vor allem, da zahlreiche mediokre Exemplare dabei waren. Hier und da gibt es aber immer noch angenehme Ausreißer zu entdecken, und dieser Film gehört zweifellos dazu. Basierend auf einer Erzählung von Hideyuki Kikuchi, bedient sich der Film der Struktur einer Detektivgeschichte, in der die Geheimnisse und Zusammenhänge nach und nach aufgedeckt werden, einer von u.a. Edogawa Rampo gelegten japanischen Erzähltradition des Phantastischen folgend und an den ein Jahr zuvor entstandenen Noroi erinnernd, der aber ein noch wesentlich besserer Film ist. Zu meckern gibt es hier nämlich schon ein bißchen, das schreib ich aber, um nicht noch mehr zu spoilern, lieber in unsichtbarer Tinte: Ich fand den Gedanken, mit dem eigenem Kind zusammenzuleben, das nicht älter wird und keine inneren Organe hat, unheimlich genug, da müssen sich die Blagen nicht noch nachts mit CGI in irgendwelche Monster verwandeln. Trotzdem ein origineller und spannender Film, der zwar bekannte Versatzstücke (Hallo, Village of the Damned!) verarbeitet, aber doch ziemlich unvorhersehbar bleibt und einige J-Horror-Klischees gekonnt auf den Kopf stellt.

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