Samstag, 9. Juni 2012
Kicma
Backbone, Jugoslawien 1975, Regie: Vlatko Gilic



Ein unerträglicher Gestank macht sich in ganz Belgrad breit und verunsichert die Bewohner - der Mikrobiologe Pawle kann sich an genau diesen Gestank aus seiner Kindheit erinnern, es ist der Geruch verbrennender Menschen. Ein Besuch im Krematorium gibt ihm die Gewissheit: Die hohe Anzahl von Selbstmorden in der Stadt hat dazu geführt, daß die Öfen in Dauerbetrieb sind und wohl auch sein werden - denn der Gestank wird langsam so dermaßen unerträglich, daß weitere Personen Selbstmord begehen...



Die Reihe von Entdeckungen obskurer Filmperlen aus dem ehemaligen Jugoslawien reißt nicht ab: War ich auch zunächst von der Kategorisierung als Horrorfilm auf Kicma aufmerksam geworden, scheint er eher ein existenzialistisches Drama zu sein - aber eins von einer immensen Tristesse und Düsternis. Sämtliche Bewohner Belgrads siechen nur so vor sich hin, der Suizid scheint die einzige logische Konsequenz.



Man kann hier freilich einiges kritisieren - einzelne Sequenzen sind durchaus zu lang geraten und zu sehr auf bedeutungsschwanger getrimmt, während einige Nebenfiguren wie die lesbischen Schwestern wohl nur der Schauwerte wegen eingefügt wurden. Aber das kann man schon verkraften, denn die Bildkompositionen, die Darsteller, der Score und das Sound-Design sind ansonsten von allerhöchster Qualität. Und das offene Ende gibt der Gänsehaut dann den Rest.

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