Sonntag, 12. August 2012
Kadin Düsmani
Woman Despiser, Türkei 1967, Regie: Ilhan Engin



Ein Serienmörder macht Istanbul unsicher - er scheint nicht nur nekrophil zu sein, sondern sucht seine Opfer auch nach einem bestimmten Muster aus: Ihre Vornamen fangen stets mit demselben Buchstaben an, wie das Viertel, in dem sie wohnen. Bei seinen Taten scheint er nicht nur Handschuhe, sondern auch Horrormasken zu tragen...



Äußerst stimmungsvoller Horrorkrimi, der irgendwo zwischen den Edgar Wallace-Filmen und dem Giallo einzuordnen ist - der Übergang ist da ja eh fließend. Die mit viel Freude an Schatten inszenierten Mordszenen stechen hier deutlich hervor, und helfen einem auch gut über die etwas fade eingebettete Liebesgeschichte hinweg. Auch wird die Vorliebe des türkischen Kinos für die alten US-Serials hier wieder deutlich, trägt der Täter doch zuweilen eine Totenkopfmaske wie einst der CRIMSON GHOST, mittlerweile bekannter als Markenzeichen der MISFITS.



Dies ist auch einer der wenigen türkischen Genrefilme, den es in brauchbarer Qualität auf DVD gibt - bzw. zumindest gab: Bill Barounis, der freundliche Macher des sympathischen Nischenlabels ONAR FILMS ist leider im Herbst 2011 verstorben.

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Sonntag, 5. August 2012
Pastel de Sangre
Blood Pie, Spanien 1971, Regie: Francesc Bellmunt, Jaime Chávarri, Emilio Martínez Lázaro, José María Vallés



Ein Episodenfilm. TAROT erzählt die Geschichte eines Ritters, der während der Pest im Keller einer Burg den Leichnam einer wunderschönen Frau entdeckt. VICTOR FRANKENSTEIN variiert die bekannte Geschichte: Das Monster ist hier ein schöner junger Mann, der allerdings taubstumm ist und wie ein Pantomime meint, zuvor gesehenes imitieren zu müssen. TERROR AMONGST CHRISTIANS: Zu Zeiten von Kaiser Nero versuchen zwei Christen, aus Rom zu flüchten: Ihr Weg führt jedoch durch einen Wald, in dem es spukt. LA DANZA: Ein Fremder überredet einen obdachlosen Spanner, in das Haus einer schönen und wohlhabenden Schauspielerin einzubrechen...



Pastel de Sangre gehört sicherlich nicht zu den straighten Horror-Episodenfilmen in der Tradition der britischen Amicus-Studios, vielmehr wird hier eher der künstlerisch-allegorische Weg ala Histoires extraordinnaires verfolgt. Vier junge Regisseure erzählen äußerst eigenwillige Horrorgeschichten, die sich größtenteils den gängigen Genre-Klischees entziehen und nur stilistisch dann und wann an Horror-Klassiker erinnern. Das ist kurzweilig und macht viel Spaß: Originelle Ideen werden stilistisch gekonnt umgesetzt, die beteiligten Regisseure scheinen aber anschließend nur noch Auftragsarbeiten abgeliefert zu haben dürfen. Schade drum, denn allein die Originalität der TERROR AMONGST CHRISTIANS-Episode, die das Vampirmotiv gekonnt abstrahiert, würde man sich beim Overkill von allerlei faden Blutsaugerfilmen heutzutage nur zu gern als Langfilm wünschen.








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Samstag, 21. Juli 2012
Nightwish
USA 1990, Regie: Bruce R. Cook



Ein Professor hat die Möglichkeit gefunden, Träume sichtbar zu machen, will mit seinen Studenten aber noch einen Schritt weiter gehen: Sie sollen ihre größten Ängste in den Griff kriegen und so ordnet er eine Versuchsreihe in einem Haus an, in dem es angeblich spuken soll. Die Experimente geraden aber bald außer Kontrolle...



Ich habe mich in den letzten Jahren ja eher in längst vergangene Dekaden exotischer Länder begeben, um Horrorfilme zu finden, die originell und außergewöhnlich "neben der Spur" liegen und nicht nur mehrfach wiedergekäute Standards lieblos abspulen. Verblüffend also, auf eine US-Produktion aus dem Jahr 1990 zu stoßen, die diese Merkmale erfüllt und mir zuvor komplett durchgegangen ist. Es gibt sogar eine deutsche DVD, da muß aber die Bildqualität unter aller Sau sein, so daß man bei den Nachtszenen kaum was erkennen kann. Nightwish gäbe wohl ein gutes Double Feature mit dem im selben Jahr erschienenem Brain Dead (von Adam Simon, nicht der von Peter Jackson) ab, denn beide gehören in die Kategorie von Filmen, die man mittlerweile Mindfuck-Movies nennen würde. Der Realitätsstatus des Gezeigten wird ständig unterwandert und die schlußendliche Auflösung ist hier so elegant, daß sie etwaige Logiklöcher-Pedanten stilvoll in den Wahnsinn zu treiben vermag. Der Look, vor allem die opulente Verwendung von neongrüner Beleuchtung verortet den Film ästhetisch zwar stark in seine Entstehungszeit (die Macher dürften From Beyond mehr als einmal gesehen haben), aber ansonsten gibt es kaum etwas auszusetzen: Der ewige Nebendarsteller Jack Starrett ist fabelhaft als Mad Scientist (leider seine letzte Rolle), die Damen sind äußerst schnuckelig, der Humor fügt sich mit seiner skurrilen Art perfekt ein, zahlreiche klassische Motive aus dem Horror und Science-Fiction-Kanon werden aufgegriffen und wieder fallen gelassen, und die Effekte - frühe Arbeiten von Nicotero/Berger - können sich auch durchaus sehen lassen. Das hat verdammt viel Spaß gemacht.

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