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Dienstag, 30. Dezember 2014
Die schwarze Spinne
hypnosemaschinen, 02:52h
Schweiz 1983, Regie: Mark M. Rissi

Als eine Gruppe verdrogter Jugendlicher feststellt, weder Dope noch Kohle zur Verfügung zu haben, beschließt sie, in ein chemisches Labor einzubrechen, zu dem einer von ihnen als Praktikant einen Zugang hat. Dabei setzen sie allerdings eine giftige Substanz frei und sie flüchten in das Haus eines alten Mannes, der meint, in einem Dachbalken die furchterregende "schwarze Spinne" gefangen zu halten, was die jungen Menschen für eine Spinnerei halten.

Die Spinne kam einst auf die Welt, als die schöne Christine im Emmental versuchte, den Teufel zu verprellen: Um die Bauern vor den unmöglichen Forderungen eines grausamen Ritters zu retten, ging sie mit dem Gehörnten einen Pakt ein, aber hielt ihn nicht. So wuchs eine Spinne aus ihrem Gesicht, deren Gift bald das ganze Dorf dahinraffte...

Diese durchaus brauchbare Adaption von Jeremias Gotthelfs Novelle verschwand relativ bald von der Bildfläche, trotz (oder gerade wegen?) Filmmusik von YELLO. Als Rheinländer hatte ich Schwierigkeiten, den größtenteils im Dialekt gesprochenen Dialogen zu folgen, aber immerhin sprechen Christine, der grausame Ritter und der Teufel halbwegs hochdeutsch. Was freilich auch ein subtiler Seitenhieb der schwyzerdütschen Macher sein könnte.

Béatrice Kessler, wie sie irritiert durch das Grün der Wälder streift, erinnerte mich jedenfalls sehr an die Hauptfigur in Marie la louve, den ich letztes Jahr etwa zur selben Zeit gesehen habe. Auch die anderen Darsteller sind nicht verkehrt, und gegen die Transponierung der Rahmenhandlung in die Gegenwart kann man auch nichts haben. Ein weiteres schönes Beispiel europäischen Genrekinos, das sich auf die eigenen Wurzeln besinnt, anstatt blindlings ausgetretene Klischees zu kopieren. Eigenwillig, aber gerade deswegen auch sehr sehenswert.


Als eine Gruppe verdrogter Jugendlicher feststellt, weder Dope noch Kohle zur Verfügung zu haben, beschließt sie, in ein chemisches Labor einzubrechen, zu dem einer von ihnen als Praktikant einen Zugang hat. Dabei setzen sie allerdings eine giftige Substanz frei und sie flüchten in das Haus eines alten Mannes, der meint, in einem Dachbalken die furchterregende "schwarze Spinne" gefangen zu halten, was die jungen Menschen für eine Spinnerei halten.

Die Spinne kam einst auf die Welt, als die schöne Christine im Emmental versuchte, den Teufel zu verprellen: Um die Bauern vor den unmöglichen Forderungen eines grausamen Ritters zu retten, ging sie mit dem Gehörnten einen Pakt ein, aber hielt ihn nicht. So wuchs eine Spinne aus ihrem Gesicht, deren Gift bald das ganze Dorf dahinraffte...

Diese durchaus brauchbare Adaption von Jeremias Gotthelfs Novelle verschwand relativ bald von der Bildfläche, trotz (oder gerade wegen?) Filmmusik von YELLO. Als Rheinländer hatte ich Schwierigkeiten, den größtenteils im Dialekt gesprochenen Dialogen zu folgen, aber immerhin sprechen Christine, der grausame Ritter und der Teufel halbwegs hochdeutsch. Was freilich auch ein subtiler Seitenhieb der schwyzerdütschen Macher sein könnte.

Béatrice Kessler, wie sie irritiert durch das Grün der Wälder streift, erinnerte mich jedenfalls sehr an die Hauptfigur in Marie la louve, den ich letztes Jahr etwa zur selben Zeit gesehen habe. Auch die anderen Darsteller sind nicht verkehrt, und gegen die Transponierung der Rahmenhandlung in die Gegenwart kann man auch nichts haben. Ein weiteres schönes Beispiel europäischen Genrekinos, das sich auf die eigenen Wurzeln besinnt, anstatt blindlings ausgetretene Klischees zu kopieren. Eigenwillig, aber gerade deswegen auch sehr sehenswert.

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Sonntag, 28. Dezember 2014
El poder de las tinieblas
hypnosemaschinen, 20:11h
Argentinien 1979, Regie: Mario Sábato

Fernando wird immer wieder von einem Freund aus Kindheitstagen genervt, der davon überzeugt ist, daß die in Buenos Aires immer zahlreicher erscheinenden Blinden die eigentlichen Herrscher der Welt sind. Er kann seinen alten Bekannten zwar erfolgreich abwimmeln, hat aber bald auch Alpträume, in denen blinde Menschen einen finsteren Plan verfolgen. Als sein Freund dann unter rätselhaften Umständen stirbt, ist Fernando selbst von der Verschwörung überzeugt...

Regisseur Mario Sábato ist der Sohn des Autors Ernesto Sábato und verfilmte hiermit einen Teil dessen als wichtiges Werk der argentinischen Literatur des 20. Jahrhunderts geltenden Romans "Sobre héroes y tumbas", der 1961 erschien. Ironischerweise erblindete der 2011 fast 100jährig verstorbene Autor - wie auch sein Landsmann Borges - im Alter selbst, was der Geschichte noch einen zusätzlich merkwürdigen Touch verabreicht - man fragt sich dann auch unwillkürlich, warum das Motiv einer blinden Bedrohung in der spanischen und portugiesischen Kultur so weit verbreitet ist - man denke etwa an José Saramogas "Stadt der Blinden" oder auch an Horrorfilme wie Último deseo.

Der Adaption - dessen Originaltitel man nicht mit dem spanischen Der Exorzist und die Kindhexe verwechseln sollte - sieht man an, daß sie zur Entstehungszeit durchaus ein großbudgetiertes Prestige-Objekt war, welches das beste der argentinischen Kultur transportieren sollte - so sind einige Kamerafahrten über die Dächer von Buenos Aires sehr beeindruckend ausgefallen.

Im Nachhinein wurde der Film aber eher vergessen, was damit zusammenhängen mag, daß er nur einen Teil der literarischen Vorlage - für die sich John Malkovich mittlerweile die Rechte gesichert hat - umgesetzt hat. Ein Problem ist wohl auch der Hauptdarsteller, dessen Mimik so überzogen wirkt, als wäre er Teil eines Stummfilms. Was aber nichts daran ändert, daß wir es hier - gerade aufgrund des abseitigen Plots - mit einem äußerst ungewöhnlichen und faszinierendem Film zu tun haben.




Fernando wird immer wieder von einem Freund aus Kindheitstagen genervt, der davon überzeugt ist, daß die in Buenos Aires immer zahlreicher erscheinenden Blinden die eigentlichen Herrscher der Welt sind. Er kann seinen alten Bekannten zwar erfolgreich abwimmeln, hat aber bald auch Alpträume, in denen blinde Menschen einen finsteren Plan verfolgen. Als sein Freund dann unter rätselhaften Umständen stirbt, ist Fernando selbst von der Verschwörung überzeugt...

Regisseur Mario Sábato ist der Sohn des Autors Ernesto Sábato und verfilmte hiermit einen Teil dessen als wichtiges Werk der argentinischen Literatur des 20. Jahrhunderts geltenden Romans "Sobre héroes y tumbas", der 1961 erschien. Ironischerweise erblindete der 2011 fast 100jährig verstorbene Autor - wie auch sein Landsmann Borges - im Alter selbst, was der Geschichte noch einen zusätzlich merkwürdigen Touch verabreicht - man fragt sich dann auch unwillkürlich, warum das Motiv einer blinden Bedrohung in der spanischen und portugiesischen Kultur so weit verbreitet ist - man denke etwa an José Saramogas "Stadt der Blinden" oder auch an Horrorfilme wie Último deseo.

Der Adaption - dessen Originaltitel man nicht mit dem spanischen Der Exorzist und die Kindhexe verwechseln sollte - sieht man an, daß sie zur Entstehungszeit durchaus ein großbudgetiertes Prestige-Objekt war, welches das beste der argentinischen Kultur transportieren sollte - so sind einige Kamerafahrten über die Dächer von Buenos Aires sehr beeindruckend ausgefallen.

Im Nachhinein wurde der Film aber eher vergessen, was damit zusammenhängen mag, daß er nur einen Teil der literarischen Vorlage - für die sich John Malkovich mittlerweile die Rechte gesichert hat - umgesetzt hat. Ein Problem ist wohl auch der Hauptdarsteller, dessen Mimik so überzogen wirkt, als wäre er Teil eines Stummfilms. Was aber nichts daran ändert, daß wir es hier - gerade aufgrund des abseitigen Plots - mit einem äußerst ungewöhnlichen und faszinierendem Film zu tun haben.



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Freitag, 26. Dezember 2014
Heinrich Zschokke: Heirate niemals im Advent
hypnosemaschinen, 17:36h
Im kleinen Ort Herbesheim geht die Sage des "toten Gastes" um, der alle 100 Jahre erscheint und in der Adventszeit drei der schönsten Jungfrauen Heiratsanträge macht - doch einige Tage später findet man die Bräute mit umgedrehten Hals tot im Bett und vom fremden Galan fehlt jede Spur. Als sich der nächste Jahrestag nähert, soll die hübsche Friederike Bantes nach ihres Vaters Willen den Sohn des reichen Bankiers Hahn heiraten, der ähnelt mit seinem langen, bleichen Gesicht und der schwarzen Kleidung aber sehr dem toten Gast aus der Sage, zudem fühlt Friederike sich eher ihrem Jugendfreund Waldrich zugeneigt...

Für heutige Leser dürfte der 1821 unter dem Titel "Der tote Gast" verfasste Roman aufgrund seiner teils antiquierten Sprache und eher weniger spektakulären Handlung nicht unbedingt von großem Interesse sein, es ist aber lobenswert, daß der Herder-Verlag ihn wie einige ähnliche Werke Anfang der 1980er in seiner Taschenbuchreihe "Unheimliche Geschichten" wieder zugänglich machte. Von besonderem Wert ist hier das ausführliche Nachwort von Hildegard Gerlach, welches nicht nur den mittlerweile kaum noch bekannten Autoren, sondern auch den historischen Kontext der Geschichte genau beleuchtet, und so einige satirische Spitzen betont, die einem sonst entgangen wären. Für Freunde des ursprünglichen "Schauerromans" in der Ann Radcliffe-Tradition eine durchaus gewinnbringende Lektüre. Erstaunlich auf jeden Fall, daß der vom Autor gewählte fiktive Handlungsort "Herbesheim" bis zum heutigen Tage nicht existiert, obwohl man sich durchaus einen Ort diesen Namens vorstellen könnte - und das knapp zwei Jahrhunderte vor Google, Wikipedia und Co.

Für heutige Leser dürfte der 1821 unter dem Titel "Der tote Gast" verfasste Roman aufgrund seiner teils antiquierten Sprache und eher weniger spektakulären Handlung nicht unbedingt von großem Interesse sein, es ist aber lobenswert, daß der Herder-Verlag ihn wie einige ähnliche Werke Anfang der 1980er in seiner Taschenbuchreihe "Unheimliche Geschichten" wieder zugänglich machte. Von besonderem Wert ist hier das ausführliche Nachwort von Hildegard Gerlach, welches nicht nur den mittlerweile kaum noch bekannten Autoren, sondern auch den historischen Kontext der Geschichte genau beleuchtet, und so einige satirische Spitzen betont, die einem sonst entgangen wären. Für Freunde des ursprünglichen "Schauerromans" in der Ann Radcliffe-Tradition eine durchaus gewinnbringende Lektüre. Erstaunlich auf jeden Fall, daß der vom Autor gewählte fiktive Handlungsort "Herbesheim" bis zum heutigen Tage nicht existiert, obwohl man sich durchaus einen Ort diesen Namens vorstellen könnte - und das knapp zwei Jahrhunderte vor Google, Wikipedia und Co.
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