Mittwoch, 29. April 2015
Tilbury
hypnosemaschinen, 03:34h
Island 1987, Regie: Viðar Víkingsson
Laut einer alten isländischen Legende entsteht ein "Tilberi" dann, wenn eine Frau am Pfingstsonntag einen menschlichen Knochen ausgräbt, ihn mit gestohlener Wolle umhüllt, mehrere Wochen zwischen ihren Brüsten trägt und ihn nach dem Gottesdienst mit dem nicht heruntergeschlucktem Meßwein bespuckt. Der Tilberi ernährt sich über einen Nippel, der der Frau aus dem Oberschenkel wächst und kann auf Beutezug geschickt werden, den Kühen benachbarter Höfe die Milch abzuzapfen, bis sein Bauch voll ist - dann klopft er bei seiner "Mutter" an und kotzt die Ausbeute in bereitgestellte Eimer.
Im Jahre 1940 zieht es den jungen Audun aus der Provinz nach Reykjavik, weil er sich als Schwimmer verbessern will und es dort größere Hallen zum Training gibt. Der lokale Pfarrer gibt ihm dabei den Auftrag, nach seiner Tochter Gudrun zu schauen, die nach Umzug in die Großstadt dem Meßwein scheinbar mehr zuspricht, als es sich für junge Damen geziemt...
Filme wie dieser bestätigen mich immer wieder in meinem Unterfangen, nach obskuren Horrorfilmen aus exotischen Ländern zu suchen - denn in diesen bekommt man manchmal Geschichten aufgetischt, die so sehr von den üblichen Schemata divergieren, daß es eine wahre Freude ist.
Die Legende vom "Tilberi" wurde wohl im 17. Jahrhundert zum ersten Mal schriftlich festgehalten, Regisseur Vikingsson drehte seinen Film aber nach einer Kurzgeschichte von Þórarinn Eldjárn, einem der bekanntesten Autoren Islands, der das Motiv in eine modernere Zeit transponierte.
Dabei streift der Film immer wieder das Gebiet der Groteske und die ein oder andere Szene ist ein wenig überzogen geraten, was man aber schon verschmerzen kann, da die Story einfach unglaublich abgefahren ist und auch zahlreiche stilvolle, atmosphärische Sequenzen geliefert werden, nebst einem perfekt rätselhaftem Ende.
Viðar Víkingsson drehte 1985 mit Draugasaga bereits einen Horrorfilm für das isländische Fernsehen, der ebenfalls über zahlreiche gelungene atmosphärische Momente verfügte, von der Story über einen Geist in einem Fernsehstudio aber eher konventionell ausgefallen war.
Tilbury hingegen ist einer von diesen Filmen, die so originell und ideenreich sind, daß einem keine wirklich passenden Vergleichsobjekte einfallen wollen - man hockt vielmehr mit offenem Mund vor dem Bildschirm und glaubt nicht ganz, was man da gerade sieht. Großartig!
Laut einer alten isländischen Legende entsteht ein "Tilberi" dann, wenn eine Frau am Pfingstsonntag einen menschlichen Knochen ausgräbt, ihn mit gestohlener Wolle umhüllt, mehrere Wochen zwischen ihren Brüsten trägt und ihn nach dem Gottesdienst mit dem nicht heruntergeschlucktem Meßwein bespuckt. Der Tilberi ernährt sich über einen Nippel, der der Frau aus dem Oberschenkel wächst und kann auf Beutezug geschickt werden, den Kühen benachbarter Höfe die Milch abzuzapfen, bis sein Bauch voll ist - dann klopft er bei seiner "Mutter" an und kotzt die Ausbeute in bereitgestellte Eimer.
Im Jahre 1940 zieht es den jungen Audun aus der Provinz nach Reykjavik, weil er sich als Schwimmer verbessern will und es dort größere Hallen zum Training gibt. Der lokale Pfarrer gibt ihm dabei den Auftrag, nach seiner Tochter Gudrun zu schauen, die nach Umzug in die Großstadt dem Meßwein scheinbar mehr zuspricht, als es sich für junge Damen geziemt...
Filme wie dieser bestätigen mich immer wieder in meinem Unterfangen, nach obskuren Horrorfilmen aus exotischen Ländern zu suchen - denn in diesen bekommt man manchmal Geschichten aufgetischt, die so sehr von den üblichen Schemata divergieren, daß es eine wahre Freude ist.
Die Legende vom "Tilberi" wurde wohl im 17. Jahrhundert zum ersten Mal schriftlich festgehalten, Regisseur Vikingsson drehte seinen Film aber nach einer Kurzgeschichte von Þórarinn Eldjárn, einem der bekanntesten Autoren Islands, der das Motiv in eine modernere Zeit transponierte.
Dabei streift der Film immer wieder das Gebiet der Groteske und die ein oder andere Szene ist ein wenig überzogen geraten, was man aber schon verschmerzen kann, da die Story einfach unglaublich abgefahren ist und auch zahlreiche stilvolle, atmosphärische Sequenzen geliefert werden, nebst einem perfekt rätselhaftem Ende.
Viðar Víkingsson drehte 1985 mit Draugasaga bereits einen Horrorfilm für das isländische Fernsehen, der ebenfalls über zahlreiche gelungene atmosphärische Momente verfügte, von der Story über einen Geist in einem Fernsehstudio aber eher konventionell ausgefallen war.
Tilbury hingegen ist einer von diesen Filmen, die so originell und ideenreich sind, daß einem keine wirklich passenden Vergleichsobjekte einfallen wollen - man hockt vielmehr mit offenem Mund vor dem Bildschirm und glaubt nicht ganz, was man da gerade sieht. Großartig!
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