Dienstag, 10. Januar 2012
Dagmar Kassek (Hg.): Autobiographie einer Leiche
Der Untertitel dieser Sammlung - "Russische phantastische Erzählungen" - ist ein wenig irreführend, handelt es sich doch bei vielen der hier gesammelten Texte anders als bei der ebenfalls in Suhrkamps Phantastischer Bibliothek erschienenen Anthologie "Tod per Zeitungsannonce" eher um politische Allegorien und Satiren. Viele dieser Geschichten konnten aufgrund ihrer Bezugnahme zur aktuellen politischen Situation zum Zeitpunkt ihrer Entstehung in Russland überhaupt nicht veröffentlicht werden - die meisten der Autoren wurden aber trotzdem erschossen. So vermengt sich ein bitterer Beigeschmack zu den größtenteils recht amüsanten Texten, die vor allem die Bürokratie oder überschwengliche Systemtreue aufs Korn nehmen, wenn sie nicht - wie in der Titelerzählung und den Beiträgen von Alexander Grin und Valeri Brjussow - sich dann doch der unheimlichen Phantastik bedienen. Auf jeden Fall eine Lektüre, die ich nicht bereue und eine Veröffentlichung, die viele mittlerweile zu Unrecht vergessene russische Autoren noch einmal ein wenig zu Ehren kommen lässt.

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