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Mittwoch, 23. März 2011
Claude Seignolle: Die Gezeichnete
hypnosemaschinen, 22:24h
Obwohl ihm die Einheimischen davon abraten, möchte ein von auswärts kommender Bauer das Land in der Nähe des Flusses "Malnoue" urbar machen. Zunächst scheinen seine Versuche erfolgreich, doch als er eines Tages durch das Feld pflügt, stößt er im Boden auf Widerstand und gräbt den Kopf einer alten Frauenstatue aus. Nachdem er diesen Kopf mit nach Hause genommen hat, häufen sich merkwürdige Ereignisse. Selbst 20 Jahre später scheint die Statue einen merkwürdigen Einfluß auf die einzige Tochter des Bauern zu haben...
Claude Seignolle verarbeitete in seinen Romanen und Erzählungen hauptsächlich alte Legenden aus seiner Heimat, der Sologne. Diese prägen auch diesen, 1952 erschienenen Roman, der neben dem Sagenstoff auch zahlreiche Beschreibungen des französischen Landlebens enthält. In Sachen Stil und Motive ist Seignolle schon relativ einzigartig und transportiert eine sehr eigene Stimmung. Ich würde gerne auch mal die Verfilmungen seiner Stoffe sehen, von denen wohl einige für das französische Fernsehen entstanden sind. Der Roman "Die Gezeichnete" verfügt allerdings auch über ein paar ermüdende Wiederholungen und Vorhersehbarkeiten - der andere von ihm in deutscher Übersetzung vorliegende Roman "Marie, die Wölfin" (DuMont 1991) hat mir wesentlich besser gefallen.
Claude Seignolle verarbeitete in seinen Romanen und Erzählungen hauptsächlich alte Legenden aus seiner Heimat, der Sologne. Diese prägen auch diesen, 1952 erschienenen Roman, der neben dem Sagenstoff auch zahlreiche Beschreibungen des französischen Landlebens enthält. In Sachen Stil und Motive ist Seignolle schon relativ einzigartig und transportiert eine sehr eigene Stimmung. Ich würde gerne auch mal die Verfilmungen seiner Stoffe sehen, von denen wohl einige für das französische Fernsehen entstanden sind. Der Roman "Die Gezeichnete" verfügt allerdings auch über ein paar ermüdende Wiederholungen und Vorhersehbarkeiten - der andere von ihm in deutscher Übersetzung vorliegende Roman "Marie, die Wölfin" (DuMont 1991) hat mir wesentlich besser gefallen.
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Samstag, 19. März 2011
Traumstadt
hypnosemaschinen, 20:43h
Deutschland 1973, Regie: Johannes Schaaf

Der Künstler Florian Sand erhält von einem ehemaligen Klassenkameraden, dem mittlerweile zum Millionär gewordenen Klaus Patera, die Einladung, in seine neu gegründete “Traumstadt” umzusiedeln, in der ganz eigene Gesetze herrschen und auf die Freiheit des Individuums höchsten Wert gelegt wird. Da Sand sich momentan in einer Schaffenskrise befindet und der Einladung ein Scheck über 100.000 Mark beigefügt war, entscheidet er sich, mit seiner Frau die Reise anzutreten. Die Traumstadt befindet sich mitten in einer orientalischen Wüste und besteht aus europäischen Gebäuden des 19. Jahrhunderts, die dorthin transportiert wurden. Auch die Kleidung der Bewohner läßt eher auf vergangene Zeiten schließen. Zunächst von der Skurrilität des Lebens und der Menschen dort fasziniert und inspiriert, stellt Sand jedoch auch bald fest, daß hier einige unheimliche Dinge vor sich gehen...

Der Roman „Die andere Seite“ von Alfred Kubin ist einer von diesen Stoffen, die eigentlich als „kaum verfilmbar“ galten - daß man auf solche Einschätzungen aber nicht unbedingt immer was geben muß und es trotzdem versuchen sollte, beweist Johannes Schaaf hier eindrucksvoll. In zahlreichen prächtigen Sequenzen und Bildern gelingt es dem Regisseur, die stets zwischen Realität und Traum kippende Stimmung festzuhalten und dabei auch noch einige durchaus reizvolle eigene Ideen einzubauen. Sehr gelegen kommt dabei die Location, die bereits leicht verfallene Geisterstadt Preßnitz im Erzgebirge/Sudetenland, die für das Finale tatsächlich in die Luft gesprengt wurde und kurze Zeit später von einem Stausee geflutet wurde.

Traumstadt ist aber auch ein Kind seiner Zeit, in der Inszenierung deutlich vom Panik-Theater beeinflusst, meinte ich, hier und dort auch etwas Monty Python auszumachen. Auch inhaltlich werden Aktualisierungen vorgenommen, so wird aus dem Kapitalisten Herkules Bell, dem Gegenspieler Pateras, der eine Revolution anzetteln möchte, ein Afro-Amerikanischer Bürgerrechtler. (Gespielt von Ronnie Williams!) Das apokalyptische Finale des Romans wird allerdings etwas zurückhaltender umgesetzt, ist aber auch in dieser Form durchaus eindrucksvoll geraten. Spoiler: Am Ende des Romans wächst ein riesiger Penis aus der Erde und stapft mit seinen riesigen Hoden durch die Straßen – den gibt es hier nicht zu sehen. Warum genau, darüber könnte man endlos spekulieren.

Eine unvergessliche Bilderflut, die zugleich noch eine düstere Meditation über die Natur des Menschen ist. Der Film sollte besser heute als morgen als DVD wiederveröffentlicht werden, am besten von einem sympathischen Label wie Bildstörung.


Der Künstler Florian Sand erhält von einem ehemaligen Klassenkameraden, dem mittlerweile zum Millionär gewordenen Klaus Patera, die Einladung, in seine neu gegründete “Traumstadt” umzusiedeln, in der ganz eigene Gesetze herrschen und auf die Freiheit des Individuums höchsten Wert gelegt wird. Da Sand sich momentan in einer Schaffenskrise befindet und der Einladung ein Scheck über 100.000 Mark beigefügt war, entscheidet er sich, mit seiner Frau die Reise anzutreten. Die Traumstadt befindet sich mitten in einer orientalischen Wüste und besteht aus europäischen Gebäuden des 19. Jahrhunderts, die dorthin transportiert wurden. Auch die Kleidung der Bewohner läßt eher auf vergangene Zeiten schließen. Zunächst von der Skurrilität des Lebens und der Menschen dort fasziniert und inspiriert, stellt Sand jedoch auch bald fest, daß hier einige unheimliche Dinge vor sich gehen...

Der Roman „Die andere Seite“ von Alfred Kubin ist einer von diesen Stoffen, die eigentlich als „kaum verfilmbar“ galten - daß man auf solche Einschätzungen aber nicht unbedingt immer was geben muß und es trotzdem versuchen sollte, beweist Johannes Schaaf hier eindrucksvoll. In zahlreichen prächtigen Sequenzen und Bildern gelingt es dem Regisseur, die stets zwischen Realität und Traum kippende Stimmung festzuhalten und dabei auch noch einige durchaus reizvolle eigene Ideen einzubauen. Sehr gelegen kommt dabei die Location, die bereits leicht verfallene Geisterstadt Preßnitz im Erzgebirge/Sudetenland, die für das Finale tatsächlich in die Luft gesprengt wurde und kurze Zeit später von einem Stausee geflutet wurde.

Traumstadt ist aber auch ein Kind seiner Zeit, in der Inszenierung deutlich vom Panik-Theater beeinflusst, meinte ich, hier und dort auch etwas Monty Python auszumachen. Auch inhaltlich werden Aktualisierungen vorgenommen, so wird aus dem Kapitalisten Herkules Bell, dem Gegenspieler Pateras, der eine Revolution anzetteln möchte, ein Afro-Amerikanischer Bürgerrechtler. (Gespielt von Ronnie Williams!) Das apokalyptische Finale des Romans wird allerdings etwas zurückhaltender umgesetzt, ist aber auch in dieser Form durchaus eindrucksvoll geraten. Spoiler: Am Ende des Romans wächst ein riesiger Penis aus der Erde und stapft mit seinen riesigen Hoden durch die Straßen – den gibt es hier nicht zu sehen. Warum genau, darüber könnte man endlos spekulieren.

Eine unvergessliche Bilderflut, die zugleich noch eine düstere Meditation über die Natur des Menschen ist. Der Film sollte besser heute als morgen als DVD wiederveröffentlicht werden, am besten von einem sympathischen Label wie Bildstörung.

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Freitag, 18. März 2011
Michael Gough R.I.P.
hypnosemaschinen, 00:29h
Heute ist wieder eine Legende des klassischen Horrorfilms von uns gegangen. Aus unverständlichen Gründen bekam Michael Gough in größeren Produktionen immer nur Nebenrollen zugeschustert, Hauptrollen hatte er meist nur in Filmen, deren Budget das schon relativ preisgünstige z.B. der Hammerfilme (für die er u.a. in Dracula und Phantom of the Opera aktiv war) noch unterschritt, wie z.B. Horrors of the Black Museum, Konga oder dem zu Unrecht häufig übersehenem Black Zoo. Aber in all diesen Filmen war Gough erste Klasse. Seine Figuren waren stets eindringlich, bemerkenswert und hinterließen einen bleibenden Eindruck. Dabei hatten seine Villains, ob nun Mad Scientist oder perverser Aristokrat immer eine ganz eigene Aura, die nur von ihm als Darsteller transportiert werden konnte und dem Schauspieler eigentlich einen Platz in der Ahnenreihe von Karloff, Lugosi, Lorre, Price, Cushing und Lee hätte sichern müssen. Doch dafür wurde er leider zu wenig wahrgenommen, da half auch spätes Intervenieren von Tim Burton nicht mehr viel. Und, wie bei den erwähnten Kollegen, war auch in ihm Potenzial für noch viel mehr vorhanden, das aber aufgrund von Vorurteilen und Schubladendenken nicht ausgeschöpft werden konnte. Ich werde ihn vermissen.
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