Sonntag, 3. April 2011
Der Mann, der Peter Kürten hieß
Le Vampire de Düsseldorf, Frankreich/Spanien/Italien 1965, Regie: Robert Hossein



Düsseldorf, 1929: Während die Nationalsozialisten immer mehr Zuspruch finden, wird die Stadt von zahlreichen Morden an jungen Frauen erschüttert. Täter ist der unscheinbare Peter Kürten, den seine Nachbarn als freundlichen und hilfsbereiten Menschen wahrnehmen und der abends regelmäßig die Auftritte der Nachtclubsängerin Anna besucht, in die er sich verliebt hat...



Die auf DVD vorliegende Originalfassung des Films weist einige Unterschiede zu der deutschen Fassung auf, die vor Ewigkeiten auf RTL (!) ausgestrahlt wurde. Vor allem der ausführliche Prolog, in dem ein Abriß der deutschen Geschichte dargestellt wird, wäre dem deutschen Kinopublikum wohl eher sauer aufgestoßen und wurde daher durch eine knappe Zusammenfassung ersetzt. Hosseins Film mußte sich oft einen Vergleich mit Fritz Langs M - eine Stadt sucht einen Mörder gefallen lassen, was schon ein wenig unfair ist. Allerdings ist - trotz einiger Modifikationen - der Lang-Film schon wesentlich näher am tatsächlichen Fall Kürten dran. Hier ist der Serienmörder kein triebgesteuerter Kindermörder, sondern ein kalkuliert vorgehender Verbrecher, der sowohl Augenzeugen als auch Nebenbuhler ermordet. Die eingefügte Liebesgeschichte entbehrt auch jeder historischen Grundlage.



Aber Hosseins Film soll nicht nur eine Kriminalgeschichte sein, auch eine politische Parabel, was grundsätzlich auch gut gelingt, wenn auch der Symbolismus für heutige Sehgewohnheiten teilweise etwas plump ausfällt - Kürten hört "Lohengrin", wenn er sich die Haare kämmt und versteckt seine Bekennerschreiben in einer Ausgabe von "Mein Kampf". Auch ein wenig schade, daß Düsseldorf so gar nicht wie Düsseldorf aussieht, was wohl daran liegt, daß der Film vermutlich aus logistischen Gründen größtenteils in Madrid gedreht wurde. Trotzdem ist das Werk eine hochinteressante Angelegenheit, vor allem die Fotografie ist exzellent und auch der Score weiß zu gefallen.

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Mittwoch, 30. März 2011
Sick Humor


Heute erschien der von Christian Hoffstadt und Stefan Höltgen herausgegebene Sammelband Sick Humor, der sich dem Phänomen des Tabubrechenden Humors widmet. Enthalten ist ein kurzer, auf englisch verfasster Essay von mir zum Thema "Sick Humor in Punkrock", in dem dargestellt wird, wie Vertreter der Subkultur vor allem in Songtexten und auf Plattencovern Witze machten, über die viele Leute nicht lachen konnten. Erwähnt werden u.a. die DEAD KENNEDYS, GG ALLIN, die FEEDERZ sowie auch einige Beispiele aus deutschen Landen.

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Dienstag, 29. März 2011
Wake Wood
Irland/Großbritannien 2011, Regie: David Keating



Um den schmerzhaften Erinnerungen an den Tod seiner Tochter zu entkommen, nimmt der Tierarzt Patrick einen Job in der kleinen irischen Ortschaft Wake Wood an. Seine Frau fühlt sich dort aber nicht richtig wohl, benehmen sich auch die Einheimischen reichlich merkwürdig und gehen alten keltischen Traditionen nach. Bald stellt das Ehepaar jedoch fest, daß eins dieser seltsamen Rituale tatsächlich funktioniert: Die Dorfbewohner haben die Möglichkeit, die Toten zurückzuholen, sie dürfen allerdings nicht länger als ein Jahr begraben sein und kehren nur für drei Tage zurück...



Das Motiv der abgelegenen Ortschaft ist ja eins meiner liebsten im klassischen Horrorkanon, vor allem, wenn es noch mit entsprechend stimmungsvollen Locations daherkommt. Diese sind hier zwar durchaus vorhanden, allerdings hätten sie für meinen Geschmack noch etwas mehr ausgekostet werden können, was wohl hauptsächlich deswegen nicht geschehen ist, da sich die Macher trotz Old School-Settings eher für einen „modernen“ Look des Films entschieden haben. Noch gravierender ist allerdings der Umstand, daß der Film trotz seiner vielversprechenden Prämisse nach der Hälfte dann doch auf Nummer sicher geht, altbekannte Standards hervorholt und sich damit im Mittelmaß einreiht. (Ein ähnliches Problem hatte der vom Thema her sehr vergleichbare The Vanished.) Da wäre viel mehr drin gewesen. Dennoch: Ein paar eindrucksvolle Szenen sind durchaus vorhanden, und die Darsteller sind auch nicht verkehrt. Vor allem Timothy Spall macht sich sehr gut als Siegfried Farnon des Grauens.

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