Montag, 30. Januar 2012
Alabama's Ghost
USA 1973 Regie: Fredric Hobbs

"Surrealism, eh?" Meta-Dialogzeile



Mal wieder total bekifft, legt der Musiker/Barkeeper Alabama mit einem Gabelstapler aus Versehen eine geheime Höhle frei. Dort findet er das Vermächtnis des großen Zauberers Carter, der einst auch für Herrn Hitler tätig war und in Indien das stärkste Hasch aller Zeiten gefunden hatte. Schon als Kind von Jahrmarktszauberern beeindruckt, will Alabama die Tricks des großen Vorbilds kopieren und bekommt auch einen Vertrag für eine große Festival-Tour. Sein Vorgänger mag das nicht wirklich gutheißen und erscheint ihm ständig im Traum, das klopfende Herz vor sich hintragend...



Ich hatte ja schon öfters auf die faszinierenden Eigenarten des frühen 70er-US-Independent-Horrorkinos verwiesen, hier haben wir dann gleich noch so ein Beispiel. Es würde mich nicht wundern, wenn die Macher teilweise genauso bekifft gewesen sind wie ihr Protagonist, was zwar zu der ein oder anderen Länge führt, aber auch zu so mancher Idee, auf die man mit klarem Kopf nicht so ohne weiteres kommen würde. Vor allem das Set Design ist für das winzige Budget streckenweise vollkommen aberwitzig geraten, Highlights dabei ein Haus ohne Wände am Strand von Sausalito oder das unglaubliche Frauenfließband für Vampire. Das Finale, bei dem während eines Altamont-ähnlichen Festivals das Ende der Welt heraufbeschworen werden soll, hat mich angenehm an George R.R. Martins Roman "Armageddon Rag" erinnert. Der Regisseur drehte im selben Jahr auch das Riesenschaf-Melodram Godmonster of Indian Flats, das ich mir demnächst bestimmt auch einverleiben werde.

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Sonntag, 15. Januar 2012
The Fang in the Hole
Ana No Kiba, Japan 1979, Regie: Seijun Suzuki



Ein schüchterner Polizist erschießt einen berüchtigten Yakuza und fühlt sich im Anschluß sehr zu dessen schöner Geliebten hingezogen. Bei der Obduktion zeigt sich aber, daß die Kugel auf mysteriöse Art und Weise von der Schädeldecke des Gangsters abgeprallt ist, auch wird sowohl der Inspektor als auch die Geliebte von seinem Geist heimgesucht...



Da ich für den Film keine Untertitel finden konnte, übernehme ich für die Zusammenfassung keine hundertprozentige Garantie, aber so in etwa könnte das hinkommen. In den siebziger Jahren war Regisseur Suzuki persona non grata in der japanischen Filmindustrie, der damalige Nikkatsu-Chef wird sogar mit dem Ratschlag zitiert, er solle das Filmemachen drangeben und ein Nudelrestaurant aufmachen. Eine ziemliche Dreistigkeit gegenüber einem Mann, der immerhin so stilbildende Meisterwerke wie Tokyo Drifter umgesetzt hat, aber so sind sie halt, die Studiobosse. Glücklicherweise hielt sich Suzuki auch nicht dran und brachte hiermit einen Beitrag zur Fernsehserie "Sunday Horror Series", in der er trotz des Formats seinen eigenwilligen Stil beibehielt: Besonders stechen hier die konsequent giftgrünen Hintergründe hervor, die einen irrealen Kontrast zum roten Blut hervorrufen. Hochgradig merkwürdig (auch die einzelnen Szenen, in denen aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen Fische ins Bild hineinragen), aber für Freunde von Suzuki und/oder japanischem Horrors durchaus sehenswert.

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Dienstag, 10. Januar 2012
Dagmar Kassek (Hg.): Autobiographie einer Leiche
Der Untertitel dieser Sammlung - "Russische phantastische Erzählungen" - ist ein wenig irreführend, handelt es sich doch bei vielen der hier gesammelten Texte anders als bei der ebenfalls in Suhrkamps Phantastischer Bibliothek erschienenen Anthologie "Tod per Zeitungsannonce" eher um politische Allegorien und Satiren. Viele dieser Geschichten konnten aufgrund ihrer Bezugnahme zur aktuellen politischen Situation zum Zeitpunkt ihrer Entstehung in Russland überhaupt nicht veröffentlicht werden - die meisten der Autoren wurden aber trotzdem erschossen. So vermengt sich ein bitterer Beigeschmack zu den größtenteils recht amüsanten Texten, die vor allem die Bürokratie oder überschwengliche Systemtreue aufs Korn nehmen, wenn sie nicht - wie in der Titelerzählung und den Beiträgen von Alexander Grin und Valeri Brjussow - sich dann doch der unheimlichen Phantastik bedienen. Auf jeden Fall eine Lektüre, die ich nicht bereue und eine Veröffentlichung, die viele mittlerweile zu Unrecht vergessene russische Autoren noch einmal ein wenig zu Ehren kommen lässt.

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