Freitag, 12. September 2014
Under the Skin
GB/USA/Schweiz 2013, Regie: Jonathan Glazer



Ein außerirdisches Wesen in Form einer schönen Frau (Scarlett Johansson) ist auf den Straßen Schottlands unterwegs, um Männer anzulocken...



Was wie die Prämisse eines Horrorfilms klingt, wird hier eher als elegischer Road Movie umgesetzt, wiewohl sich Jonathan Glazers Film nicht wirklich kategorisieren lässt, was ebenfalls zu seinen großen Stärken gehört. Zusammen mit einem effektivem Score evozieren die zwischen Überstilisierung und dokumentarischer Tristesse pendelnden Bilder eine eindrucksvoll melancholische Stimmung, die nur wenigen Filmen in dieser Intensivität gelingt. Die Pläne des Verleihs, den Film hierzulande direkt auf DVD zu veröffentlichen, führten zu Widerstand, mit dem Resultat, daß vereinzelte Kinos den Film trotzdem auf die große Leinwand bringen, denn da gehören der hypnotische Anfang, die stilisierten Verführungsszenen und die atemberaubenden Panorama-Shots der schottischen Landschaft auch unbedingt hin.



Sonst noch am Donnerstag auf dem Fantasy Filmfest in Köln gesehen: The Divine Move und Suburban Gothic.

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Donnerstag, 11. September 2014
The Strange Color of Your Body's Tears
L’étrange couleur des larmes de ton corps, Belgien/Frankreich/Luxemburg 2013, Regie: Hélène Cattet, Bruno Forzani



Als Dan von einer Geschäftsreise nach Brüssel zurückkehrt, findet er seine Wohnung von innen verschlossen vor, von seiner Frau fehlt jedoch jede Spur. Es gelingt ihm auch nicht, genaueres über ihr Verschwinden herauszufinden, denn sowohl die Nachbarn als auch der mit dem Fall betreute Polizist erzählen ihm stattdessen merkwürdige Geschichten...



Auf den ersten Blick scheint sich der Film um mehr "Plot" zu bemühen als der Vorgänger Amer, dieser wird aber mit zunehmender Laufzeit irrelevant, was denjenigen Zuschauern, die - warum auch immer - von einem Film in erster Linie das Erzählen einer Geschichte erwarten, wohl weniger gefallen wird. Hier befreit man sich vielmehr vom narrativem Ballast und stellt die sinnliche, audiovisuelle Erfahrung in den Vordergrund. Stilistisches Vorbild ist dabei nach wie vor der italienische Giallo und vor allem Dario Argentos Suspiria, wobei das Motiv des zum Kunstwerk erklärten verletzten Körpers auch deutlich an Pupi Avatis grandiosen Das Haus der lachenden Fenster erinnert. Einige S/W-Sequenzen scheinen wiederum von Polanskis Ekel inspiriert zu sein, während das grundsätzliche Setting an das bislang unheimlichste Haus Belgiens, Malpertuis erinnert.



Der Film genügt sich aber nicht darin, diese Verweise aneinanderzureihen, sondern liefert einen eindrucksvollen Rausch aus Farben, Bildern, Geräuschen und Musik, der seinesgleichen sucht. Man sollte diese prächtige Phantasmagorie daher auch unbedingt auf der großen Leinwand sehen, was dank des Verleihs Drop-Out Cinema auch außerhalb des Fantasy Filmfests möglich sein wird.

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Montag, 8. September 2014
Prokletí domu Hajnù
The Damned House of Hajn / Uncle Cyril / Invisible, Tschechoslowakei 1988, Regie: Jirí Svoboda



Aufgrund der Großzügigkeit eines Nachbarn kann Petr, Sohn eines Alkoholikers und Spielers, auf die Universität gehen und hat anschließend das Glück, daß sich die bezaubernde Sonia, Tochter eines Seifenfabrikbesitzers in der Provinz, bei einem Ausflug nach Prag in ihn verliebt. Als Petr zum Antritt seines neuen Jobs und Hochzeitsvorbereitungen im Haus der Familie Hajn einzieht, erwarten ihn jedoch einige Überraschungen: Die grantige Großtante wäre ja noch zu ertragen, doch im Haus lebt auch Sonias wahnsinniger Onkel, einst ein brillanter Ingenieur, der jedoch irgendwann meinte, die Formel für Unsichtbarkeit entdeckt zu haben und sich selbst seitdem für unsichtbar hält...



Basierend auf einem 1937 erschienenem Roman von Jaroslav Havlíček, ist die Adaption trotz ihrem Gothic-Ambiente und an einen Horrorfilm gemahnenden Prologs in erster Linie ein trauriges Drama über den Verfall einer Familie, das zum Ende hin regelrecht bitter wird, was auch daran liegt, daß der Protagonist reichlich unsympathisch ist. Aber das beeindruckt alles schon sehr: Von den Darstellern (besonders Petra Vancíková als Sonia) über das Set Design mit den von Onkel Cyril mit Zeichnungen vollgekritzelten Wänden bis zur Kameraarbeit gibt es hier nichts zu meckern, vor allem die Lichtsetzung ist hervorragend ausgefallen und das offene Ende bietet dann auch noch ein Einfallstor für das Phantastische. Gäbe mit The Old Country House, or: The Independence of Triangles ein schönes Double Feature für wunderliche 80er Jahre-Haunted House-Filme aus Osteuropa, die eigentlich gar keine sind, ab.

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