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Freitag, 30. Januar 2015
14. Hofbauer-Kongress: Die 4. Nacht
hypnosemaschinen, 00:57h
Am letzten Kongresstag ärgerte ich mich zunächst über meinen verblödeten Orientierungssinn, kehrte ich doch ca. 20 Meter vor dem Ziel um und lief eine große Schleife, traf dann aber glücklicherweise den Kollegen Udo an einer Ampel, der wußte, wo's lang ging. Erinnerte mich an meinen bislang einzigen Aufenthalt in New York, bei dem ich die 42nd Street in östlicher Richtung entlangschlenderte, um zu kucken was da so ist, aber irgendwann dachte "da kommt nichts mehr" und umdrehte. Erst tags darauf beim Blick auf den Stadtplan fiel mir auf, daß ein paar Meter weiter das UN-Hauptgebäude gekommen wäre. Aber ich schweife ab. Nun, einige Kongressteilnehmer trafen sich vorab im chinesischen Restaurant Gourmet Tempel, dessen Name vielleicht ein wenig zu hochgestochen klingt, aber das Ambiente mit großem Aquarium ist fein, das Essen gut und die Preise auch durchaus vertretbar. Ausreichend gestärkt gings dann weiter ins Kino, zu einem Film, der sich als weiteres großes Highlight entpuppen sollte.

Die alternativen Vorschläge der Google-Bildersuche zu ICH SCHLAFE MIT MEINEM MÖRDER (Deutschland/Frankreich 1970, Regie: Wolfgang Becker) verwirren mich ein wenig, doch der Film selbst bot allerbeste Unterhaltung mit schnodderigen Dialogen, zahlreichen Plot-Twists und vor allem einer Besetzung von Gottes Gnaden. Harald Leipnitz gibt den schon leicht aufgedunsenen Playboy, der sich von seiner Frau Ruth-Maria Kubitschek aushalten lässt, aber gemeinsam mit seiner Geliebten Veronique Vendell Pläne schmiedet, die Gattin aus dem Weg zu räumen, ohne auf ihre Kohle verzichten zu müssen. Frau Vendell ist schon eine außerordentliche Schönheit, die den ganzen Film über Probleme hat, sich vollständig anzuziehen und immer noch mit dem Produzenten auch dieses Films Wolf C. Hartwig verheiratet ist. Als Bonus schaut auch noch der großartige Friedrich Joloff als Kommissar vorbei. Ein exorbitantes Beispiel frischer frecher deutscher Filmkunst, das jede Menge Spaß bereitet. Das Hofbauer-Kommando sah indes voraus, welche Wirkung Fräulein Vendell auf das sabbernde Stammpublikum haben würde und präsentierte vor dem nächsten Film drei Trailer mit ihrer Beteiligung.

Bei diesem gab es dann gleich wieder die Kubitschek und als jüngere Frau wurde ihr in MADAME UND IHRE NICHTE (Deutschland 1969, Regie: Eberhard Schröder) die bezaubernde Edwige Fenech zur Seite gestellt, die im Film aber in Wirklichkeit ihre Tochter ist, und sich nur als ihre Nichte ausgibt, um das Alter der Mama nicht zu offensichtlich preiszugeben. Von den Bildern und der Musik her hätte das auch ohne weiteres ein italienischer Film sein können und gipfelte in einer prächtigen Drogensequenz.

Wer statt Haschzigaretten eher Bananen mag, der kam dann bei FERDINAND DER PUSSYSCHRECK (Deutschland 1976, Regie: Alois Brummer) auf seine Kosten. Oder vielleicht auch nicht. Es werden zwar von der Hauptfigur in der Tat viele Bananen verzehrt, die begleitenden Sexszenen waren aber weniger reich an Calcium, das rödelte dann schon eher dröge vor sich hin. Einziges Highlight war dabei ein Professor mit so einer Art Wichsmaschine und die Brüste des Mädchens aus der U-Bahn waren auch in Ordnung. Sowas trägt aber nicht unbedingt einen ganzen Film.
Im Anschluß waren weitere FWU-Filme geplant, aber, oh weh, der 16mm-Projektor gab seinen Geist auf. Zur Überbrückung spielten Christoph und Udo auf dem hauseigenen Klavier, was eine hervorragende Idee war, aber auch einen leicht melancholischen Unterton bekam, stand das Ende des Kongresses doch kurz bevor. Zum allerersten Mal gelang es meiner physischen Konstitution aber, am traditionellen "Austrüben" des Kongresses teilzunehmen: Dieses sollte ab 6 Uhr in der Gaststätte "Meistertrunk" stattfinden, diese machte aber einen geschlossenen Eindruck. So folgten wir einem älteren Stammgast, der meinte: "Die Maria hat noch auf", durch die Stadt, um uns dann vor der "Herz Dame", der Vorkneipe eines Bordells mitten im Nürnberger Rotlichtbezirk wiederzufinden, die aber immerhin recht moderate Bierpreise hatte, und wenn ein solches Ambiente nicht zum Hofbauerkongress passt, dann weiß ich's auch nicht. Die Maria war anfangs ein wenig überfordert, da wohl nicht jeden Tag 20 cinephile Eklektiker auf einmal in ihr Etablissement einfallen, wurde aber zunehmend lockerer. Neben Maria war in dem Laden noch eine Asiatin angestellt, die erpicht darauf war, leere Bierflaschen schnellstmöglich von den Tischen zu entfernen und ich versuchte, mir nicht auszumalen, warum sie das tat. Bald ging die Kunde durch den Raum, daß der "Meistertrunk" nun wieder geöffnet hätte, der Wirt hatte wohl verschlafen, was schon verständlich ist, wenn er erst um 5 Uhr zugemacht hat. Da zog es mich dann aber doch Richtung Bett, während einige andere Teilnehmer tatsächlich noch bis 13 Uhr weitertrübten. Diese Hofbauer-Kongresse setzen ungeahnte Kräfte in den Menschen frei.
Weiterführende Literatur zum 14. Hofbauerkongress von Silvia, Oliver, Michael, Udo (it.), Udo (dt.).

Die alternativen Vorschläge der Google-Bildersuche zu ICH SCHLAFE MIT MEINEM MÖRDER (Deutschland/Frankreich 1970, Regie: Wolfgang Becker) verwirren mich ein wenig, doch der Film selbst bot allerbeste Unterhaltung mit schnodderigen Dialogen, zahlreichen Plot-Twists und vor allem einer Besetzung von Gottes Gnaden. Harald Leipnitz gibt den schon leicht aufgedunsenen Playboy, der sich von seiner Frau Ruth-Maria Kubitschek aushalten lässt, aber gemeinsam mit seiner Geliebten Veronique Vendell Pläne schmiedet, die Gattin aus dem Weg zu räumen, ohne auf ihre Kohle verzichten zu müssen. Frau Vendell ist schon eine außerordentliche Schönheit, die den ganzen Film über Probleme hat, sich vollständig anzuziehen und immer noch mit dem Produzenten auch dieses Films Wolf C. Hartwig verheiratet ist. Als Bonus schaut auch noch der großartige Friedrich Joloff als Kommissar vorbei. Ein exorbitantes Beispiel frischer frecher deutscher Filmkunst, das jede Menge Spaß bereitet. Das Hofbauer-Kommando sah indes voraus, welche Wirkung Fräulein Vendell auf das sabbernde Stammpublikum haben würde und präsentierte vor dem nächsten Film drei Trailer mit ihrer Beteiligung.

Bei diesem gab es dann gleich wieder die Kubitschek und als jüngere Frau wurde ihr in MADAME UND IHRE NICHTE (Deutschland 1969, Regie: Eberhard Schröder) die bezaubernde Edwige Fenech zur Seite gestellt, die im Film aber in Wirklichkeit ihre Tochter ist, und sich nur als ihre Nichte ausgibt, um das Alter der Mama nicht zu offensichtlich preiszugeben. Von den Bildern und der Musik her hätte das auch ohne weiteres ein italienischer Film sein können und gipfelte in einer prächtigen Drogensequenz.

Wer statt Haschzigaretten eher Bananen mag, der kam dann bei FERDINAND DER PUSSYSCHRECK (Deutschland 1976, Regie: Alois Brummer) auf seine Kosten. Oder vielleicht auch nicht. Es werden zwar von der Hauptfigur in der Tat viele Bananen verzehrt, die begleitenden Sexszenen waren aber weniger reich an Calcium, das rödelte dann schon eher dröge vor sich hin. Einziges Highlight war dabei ein Professor mit so einer Art Wichsmaschine und die Brüste des Mädchens aus der U-Bahn waren auch in Ordnung. Sowas trägt aber nicht unbedingt einen ganzen Film.
Im Anschluß waren weitere FWU-Filme geplant, aber, oh weh, der 16mm-Projektor gab seinen Geist auf. Zur Überbrückung spielten Christoph und Udo auf dem hauseigenen Klavier, was eine hervorragende Idee war, aber auch einen leicht melancholischen Unterton bekam, stand das Ende des Kongresses doch kurz bevor. Zum allerersten Mal gelang es meiner physischen Konstitution aber, am traditionellen "Austrüben" des Kongresses teilzunehmen: Dieses sollte ab 6 Uhr in der Gaststätte "Meistertrunk" stattfinden, diese machte aber einen geschlossenen Eindruck. So folgten wir einem älteren Stammgast, der meinte: "Die Maria hat noch auf", durch die Stadt, um uns dann vor der "Herz Dame", der Vorkneipe eines Bordells mitten im Nürnberger Rotlichtbezirk wiederzufinden, die aber immerhin recht moderate Bierpreise hatte, und wenn ein solches Ambiente nicht zum Hofbauerkongress passt, dann weiß ich's auch nicht. Die Maria war anfangs ein wenig überfordert, da wohl nicht jeden Tag 20 cinephile Eklektiker auf einmal in ihr Etablissement einfallen, wurde aber zunehmend lockerer. Neben Maria war in dem Laden noch eine Asiatin angestellt, die erpicht darauf war, leere Bierflaschen schnellstmöglich von den Tischen zu entfernen und ich versuchte, mir nicht auszumalen, warum sie das tat. Bald ging die Kunde durch den Raum, daß der "Meistertrunk" nun wieder geöffnet hätte, der Wirt hatte wohl verschlafen, was schon verständlich ist, wenn er erst um 5 Uhr zugemacht hat. Da zog es mich dann aber doch Richtung Bett, während einige andere Teilnehmer tatsächlich noch bis 13 Uhr weitertrübten. Diese Hofbauer-Kongresse setzen ungeahnte Kräfte in den Menschen frei.
Weiterführende Literatur zum 14. Hofbauerkongress von Silvia, Oliver, Michael, Udo (it.), Udo (dt.).
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Freitag, 23. Januar 2015
14. Hofbauer-Kongress: Die 3. Nacht
hypnosemaschinen, 00:49h
Am späten Nachmittag versammelten sich zunächst einzelne Kongressteilnehmer in einem fränkischen Wirtshaus, um sich für das Abend- und Nachtprogramm zu stärken, ich zögerte zunächst ein wenig, wählte dann aber doch ein Gericht mit Sauerkraut, obwohl der Verzehr desselben meinen Körper manchmal dazu verleitet, am falschen Ende auszuatmen. Es ging aber alles gut, und so konnten sämtliche Sinne anschließend WO, WANN, MIT WEM? (Italien 1968, Regie: Antonio Pietrangeli) genießen, der nicht ganz so gespenstisch war wie der oben eingebettete Vorspann suggerieren vermag, seine Geschichte um eine Frau, die zwischen ihrem Ehemann und einem jungen Liebhaber (Horst Buchholz) hin- und hergerissen ist, aber die ganze Laufzeit über mit wunderschönen Bilder und Musik austattete. Schon wieder ein Lieblingsfilm!

Was tun, wenn die eigene Frau droht, die unkoscheren Geschäfte mit Drogen und Waffen, mit denen man so seinen Lebensunterhalt bestreitet, bei der Polizei anzuzeigen, um endlich ein ruhiges normales Leben zu führen? Die Antwort liegt auf der Hand: Man engagiert einen Nachtclub-Hypnotiseur, der sich einen Serien-Vergewaltiger vornimmt, der dann zufällig in einer einsamen Waldhütte auf die Gattin trifft. IM FIEBER DER LUST (Kanada 1967, Regie: Rudi Dorn, John Gaisford) bot sympathisches Schmuddelkino mit viel Brüsten, Overacting und liebenswert hirnrissigen Drehbucheinfällen, nur das Finale war vielleicht ein wenig zu sehr in die Länge gezogen. Was immerhin noch besser ist, als wenn sich der ganze Film in die Länge zieht, wie es beim folgenden "tristen Überraschungsfilm" KÄUFLICHE NÄCHTE (Italien 1962, Regie: Mino Loy) der Fall war: Eigentlich eine italienische Reportage über diverse Showacts in der ganzen Welt, wurden für die deutsche Fassung einige Kabarettisten (u.a. von der Münchner Lach- und Schießgesellschaft) zusammengetrommelt, die das ganze noch mit "witzigen" Kommentaren würzen sollten. Aber entweder haben die den Job für ein paar Mark schnell nebenbei durchgezogen, oder das deutsche Kabarett war zu dieser Zeit vom Niveau her nicht weit von einer Karnevalssitzung in Puffendorf entfernt. Da die Kabarettisten auch als sie selbst und nicht in irgendwelchen Rollen auftraten, kann man das auch nicht als "Meta-Satire" bewerten, und selbst wenn, waren die von diversen Rassismen durchzogenen Dialoge dann immer noch nicht lustig. Einzelne Showacts boten noch Lichtblicke, etwa die japanische Tänzerin, die sich so sehr verbiegen konnte, daß sie an einen Geist aus den Ju-On-Filmen erinnerte oder die Louis Prima-Band in Las Vegas mit enormen Entertainerqualitäten, aber das meiste tat einfach nur weh.

Nun war es so weit, daß ich in meinen Rucksack griff und dem Vorführer die Blu-ray von MARTINS FEUER (Deutschland 2013, Regie: Bruno Sukrow) überreichte, damit dieser zum ersten Mal außerhalb Aachens das Licht der Leinwand erblicken konnte. Ich war so aufgeregt, daß ich bei der Einführung mehrmals mitten im Satz den Faden verlor, wurde aber glücklicherweise durch den eloquenten Christian vom Kölner Filmclub 813 unterstützt. Und der Film, über den ich hier bereits geschrieben habe, war auf einer richtig großen Leinwand noch um einiges beeindruckender und er hat, wie erwartet, auch hier sein Publikum gefunden, was von Szenenapplaus an den richtigen Stellen unterstrichen wurde.
Aber da war noch Luft für mehr Überwältigung: Mit DU UND DEINE UMWELT wurde wohl der denkbar unfassbarste aller von der 1. Kongressnacht und aus dem Schulunterricht bekannten FWU-Filme projiziert. In mehreren Episoden greift hier ein Jugendlicher zu einem Wundergerät namens "Hilmi", welches beruhigende psychedelische Farben ausstrahlt, wenn es aktiviert wird. Es wird aber keinerlei Moral oder Erklärung dafür mitgeliefert. Sollte dieser Film jetzt vor Drogen warnen? Den Druck, unter dem zeitgenössische Teenager stehen, empathisch illustrieren? Plante da irgendjemand - auf äußerst subtile Weise - mittels Einführung des Hilmi-Films auf abendländischen Schulen die Jugend zu hypnotisieren und dadurch zur Weltherrschaft zu gelangen? Man wird es wohl nie erfahren.

Weniger rätselhaft erscheint hingegen die Motivation der Macher von BLUTJUNGE MÄDCHEN HEMMUNGSLOS (USA 1971, Regie: William Rotsler): Hier sollte mit möglichst viel nackten Tatsachen Kasse gemacht werden, und um noch ein anderes Zielpublikum ins Boot zu holen, wurde das ganze in einen Mafia-Plot verpackt. Diesem mangelt es zuweilen an Stringenz, bildet aber die Grundlage für einige ruppige Sprüche. Der Film sleazt kurzweilig vor sich hin und kulminiert in einer Sexszene, die partout nicht enden will - nach einem Schnitt auf eine externe Straßenszene meint man, es wär vorbei, aber nein, es geht weiter - auch nach einem zweitem, ähnlichen Schnitt...und nach einem dritten ebenfalls. Diese Vorgehensweise entfachte beim Publikum eine kollektive Hysterie, wie sie wohl nur bei Hofbauer-Kongressen möglich ist: Ungläubiges, sich stetig steigerndes Gelächter, Szenenapplaus bei jedem weiterem redundanten Schnitt, schlußendlich Bauchschmerzen vor Lachen, aber glücklich.

Damit aber nicht genug: Für die ganz Harten wurde jetzt noch der "Videoknüppel" ausgepackt, und es ward der 7. Teil einer beliebten Lykanthropen-Saga: HOWLING: NEW MOON RISING (GB 1995, Regie: Clive Turner) ist mehr oder weniger das Soloprojekt des australischen Regisseurs und Hauptdarstellers, der eine liebevolle Hommage an Bluegrass-Musik, Line-Dancing und Sitcoms vergangener Tage abliefert, ein paar Werwölfe kommen nebenbei auch vor, wurden aber hauptsächlich aus vorherigen Teilen der Serie hineingeschnitten. Das beeindruckende IMDb-Rating von 1,8 lässt sich möglicherweise nur dadurch erklären, daß die meisten Leute, die den Film bewerteten, tatsächlich einen ernsthaften Werwolf-Film erwartet haben und keine Countrymusik mögen. Dabei wird hier niemandem etwas vorgemacht, denn die meisten Figuren heißen im wirklichem Leben genauso. Und musikalisch ist man durchaus Innovationen zugeneigt und keineswegs altmodisch: Den Rhythmus für eine Nummer liefern die Darsteller mit den Reißverschlüssen ihrer Hosen (siehe Abbildung) - so etwas sollte Schule machen.
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Donnerstag, 15. Januar 2015
14. Hofbauer-Kongress: Die 2. Nacht
hypnosemaschinen, 21:16h
Der Kongress-Samstag findet traditionellerweise im Uferpalast im benachbarten Fürth statt, und nach einem verregneten Tag war man froh, immerhin das Kino trockenen Fußes erreichen zu können. Die gute Laune steigerte sich ins Unermeßliche, als man auf der Leinwand dann auf MILKMAN FRANKIE (Japan 1956, Regie: Kô Nakahira) traf: Die Geschichte um ein nicht besonders kluges, aber mit einem Herzen aus Gold ausgestattetem Landei, das sich in der großen Stadt als Milchmann verdingen muß, um den Betrieb der Tante zu retten, hatte alles, was für mich eine gelungene Komödie ausmacht: Liebenswert ausgearbeitete Figuren, zahlreiche Nebengags mit liebevollen Details und ein gutes Maß an Slapstick. Der erste Lieblingsfilm des Kongresses, und als man anschließend zum Rauchen in den Schneeregen heraustrat, ahnte ich noch nicht, daß der zweite direkt darauf folgen würde.

Ähnlich wie das Plakat, füllt Heinrich George auch den ganzen Film SCHLEPPZUG M 17 (Deutschland 1933, Regie: Heinrich George, Werner Hochbaum) mit seiner enormen physischen Präsenz aus. Er gibt den Schiffer Henner, der mit seiner Familie nach Berlin schippert, wo er der Gangsterbraut Gescha erliegt. Henner stampft über die Gefühle seiner Familie hinweg wie nur nichts, aber als Familienoberhaupt kann man sich das schon erlauben, ein bißchen leid tut's ihm ja schon. Melodramatik bis zum Anschlag mit tollen Bildern des Berlins von 1933. Aus dem Kinosaal heraustaumelnd, sah man sich plötzlich mit einer dicken Schneedecke konfrontiert. Es ward eh eine Pause angesagt und so stärkte man sich nicht mit, sondern bei einem hervorragendem Afghanen.

Mit DIE STRANDBIENE (Dänemark 1966, Regie: Knud Leif Thomsen) gab es dann eine ziemliche Überraschung, denn statt der erwarteten Sexkomödie schwenkte der Film recht bald zu einem reichlich gesellschaftskritischen und existentialistischen Drama um, dessen Figurenkonstellation an Pasolinis allerdings erst 2 Jahre später entstandenen Teorema erinnerte. Der aufmüpfige Per, der hier die Werte einer nur vordergründig gutbürgerlichen Familie durcheinanderrüttelt, ging mir mit zunehmender Laufzeit zwar etwas auf die Nerven, aber das war wohl im Sinne des Erfinders. Bemerkenswerte Performance von Søren Strømberg auf jeden Fall. Die Szene, in der er diversen Familienmitglieder Pornofilme vorführt, erinnerte mich dann an eins der Highlights des 12. Hofbauer-Kongresses, ...soviel nackte Zärtlichkeit - während man sich dort aus den erstaunten Blicken der Zuschauerin die unerhörten projizierten Bilder selbst ausmalen konnte, wurden sie hier von einem fetten weißem X unkenntlich gemacht, das wohl auch bereits in der dänischen Originalversion vorhanden und keine Idee der deutschen Zensurbehörde war.

Anschließend verschlug es uns mit einigen amerikanischen Soldaten auf die INSEL DER UNBERÜHRTEN FRAUEN (USA 1952, Regie: W. Merle Connell). Überm Pazifik abgeschossen, erreichen unsere Helden via Schlauchboot eine unbekannte Insel, die von ausschließlich weiblichen Nachfahren der Druiden bewohnt wird. Ihr Verhältnis Männern gegenüber ist äußerst ambivalent, und als die Anführerin unsere Jungens heimlich freilässt, macht sie das mit dem Hintergedanken, daß diese von den Riesenviechern, die einen anderen Teil der Insel bewohnen, verspeist werden würden. Herrlich naives 50s-Low Budget-Kino mit zahlreichen liebenswerten Details in Dialogen und Spezialeffekten. Interpretationen, warum aus den "ungezähmten" Frauen des Originaltitels in der deutschen Fassung "unberührte" Frauen geworden sind, sind beim Amt für Resozialisierung von prähistorischen Monstren (3. Stock, Zimmer 12) abzugeben.
Abgeschlossen wurde der Abend von INTIME LIEBSCHAFTEN (Deutschland 1980, Regie: Hans Billian), den wir im Rahmen unserer eigenen 35mm-Reihe in Aachen schon mal gezeigt hatten, und dessen detaillierte Beschreibung bundesdeutscher Wohnungseinrichtungen der Entstehungszeit auch bei der zweiten Sichtung überzeugen konnte, ebenso wie das Timing des Regisseurs, der das Gebumse nicht allzu fad werden liess. Etwas melancholisch wurde ich bei dem Gedanken, daß die 2 Euro-Münze das hier in einer Szene prominent eingesetzte gute alte 5 Mark-Stück nicht wirklich ersetzen kann.

Ähnlich wie das Plakat, füllt Heinrich George auch den ganzen Film SCHLEPPZUG M 17 (Deutschland 1933, Regie: Heinrich George, Werner Hochbaum) mit seiner enormen physischen Präsenz aus. Er gibt den Schiffer Henner, der mit seiner Familie nach Berlin schippert, wo er der Gangsterbraut Gescha erliegt. Henner stampft über die Gefühle seiner Familie hinweg wie nur nichts, aber als Familienoberhaupt kann man sich das schon erlauben, ein bißchen leid tut's ihm ja schon. Melodramatik bis zum Anschlag mit tollen Bildern des Berlins von 1933. Aus dem Kinosaal heraustaumelnd, sah man sich plötzlich mit einer dicken Schneedecke konfrontiert. Es ward eh eine Pause angesagt und so stärkte man sich nicht mit, sondern bei einem hervorragendem Afghanen.

Mit DIE STRANDBIENE (Dänemark 1966, Regie: Knud Leif Thomsen) gab es dann eine ziemliche Überraschung, denn statt der erwarteten Sexkomödie schwenkte der Film recht bald zu einem reichlich gesellschaftskritischen und existentialistischen Drama um, dessen Figurenkonstellation an Pasolinis allerdings erst 2 Jahre später entstandenen Teorema erinnerte. Der aufmüpfige Per, der hier die Werte einer nur vordergründig gutbürgerlichen Familie durcheinanderrüttelt, ging mir mit zunehmender Laufzeit zwar etwas auf die Nerven, aber das war wohl im Sinne des Erfinders. Bemerkenswerte Performance von Søren Strømberg auf jeden Fall. Die Szene, in der er diversen Familienmitglieder Pornofilme vorführt, erinnerte mich dann an eins der Highlights des 12. Hofbauer-Kongresses, ...soviel nackte Zärtlichkeit - während man sich dort aus den erstaunten Blicken der Zuschauerin die unerhörten projizierten Bilder selbst ausmalen konnte, wurden sie hier von einem fetten weißem X unkenntlich gemacht, das wohl auch bereits in der dänischen Originalversion vorhanden und keine Idee der deutschen Zensurbehörde war.

Anschließend verschlug es uns mit einigen amerikanischen Soldaten auf die INSEL DER UNBERÜHRTEN FRAUEN (USA 1952, Regie: W. Merle Connell). Überm Pazifik abgeschossen, erreichen unsere Helden via Schlauchboot eine unbekannte Insel, die von ausschließlich weiblichen Nachfahren der Druiden bewohnt wird. Ihr Verhältnis Männern gegenüber ist äußerst ambivalent, und als die Anführerin unsere Jungens heimlich freilässt, macht sie das mit dem Hintergedanken, daß diese von den Riesenviechern, die einen anderen Teil der Insel bewohnen, verspeist werden würden. Herrlich naives 50s-Low Budget-Kino mit zahlreichen liebenswerten Details in Dialogen und Spezialeffekten. Interpretationen, warum aus den "ungezähmten" Frauen des Originaltitels in der deutschen Fassung "unberührte" Frauen geworden sind, sind beim Amt für Resozialisierung von prähistorischen Monstren (3. Stock, Zimmer 12) abzugeben.
Abgeschlossen wurde der Abend von INTIME LIEBSCHAFTEN (Deutschland 1980, Regie: Hans Billian), den wir im Rahmen unserer eigenen 35mm-Reihe in Aachen schon mal gezeigt hatten, und dessen detaillierte Beschreibung bundesdeutscher Wohnungseinrichtungen der Entstehungszeit auch bei der zweiten Sichtung überzeugen konnte, ebenso wie das Timing des Regisseurs, der das Gebumse nicht allzu fad werden liess. Etwas melancholisch wurde ich bei dem Gedanken, daß die 2 Euro-Münze das hier in einer Szene prominent eingesetzte gute alte 5 Mark-Stück nicht wirklich ersetzen kann.
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