Montag, 13. April 2015
Live-Audiokommentar XLI: Große Vögel, größere Vögel


In der Raststätte Aachen wird wieder ein Überraschungsfilm live kommentiert, als Gast ist diesmal erneut mein Bruder Thomas an Bord.

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Donnerstag, 26. März 2015
Jovana Lukina
Jugoslawien 1979, Regie: Zivko Nikolic



Jovana Lukina lebt mit ihrem Mann in den kargen Bergen Montenegros und hilft ihm bei seiner Arbeit, Kalksteine klopfen und transportieren. Sie ist aber auch die schönste Frau in der ganzen Gegend und dadurch, da niederen Standes, auch ständigen Gefahren ausgesetzt...



Die Epoche, in der der Film spielt, bleibt unbestimmt, doch selbst, wenn man sich mit den Legenden und der Geschichte Montenegros bestens auskennen würde, dürfte er von seiner Magie und Rätselhaftigkeit wenig einbüßen. Statt einem umfassenden Handlungsbogen ist er eher mehreren aneinandergereihten Episoden verpflichtet, die mal das politische, mal das religiöse und immer wieder das sexuelle streifen, aber manchmal auch in mythologische Bereiche abdriften. So werden die Dorfbewohner eines Tages von bewaffneten Männern aus den Häusern gerissen, um die Kirche mit Steinen zu bewerfen, an einem anderem Tag fordern andere bewaffnete Männer sie wiederum dazu auf, die Kirche wieder freizulegen - demgegenüber stehen Szenen, in denen Jovana und ihr Mann zwei blonden Kindern in den Bergen begegnen, die ihnen ein junges Lamm schenken.



Der Film liefert über seine ganze Laufzeit spektakuläre, stark beeindruckende Bilder, die mich an den hier bereits besprochenen Vedreba und die Filme des ebenfalls aus Georgien stammenden Sergej Parajanov erinnerten. Drei Sequenzen stechen hier besonders heraus: In der ersten begegnet Jovana einer Gruppe von Mißgestalteten, die den Satan in den Bergen suchen - diese dürfte wohl für die Vergleiche des Films mit Jodorowskys El Topo verantwortlich sein, die man hier und dort zu lesen bekommt. In einer weiteren Szene beschließt Jovana, nackt und enthemmt vor Fremden zu tanzen, was dann auch entsprechend bestraft wird. Und dann gibt es diese Schlußeinstellung: Zwei Minuten lang schauen wir der Titelfigur in die Augen, die zwischen Trauer, Angst, Unsicherheit und Wahnsinn schwanken...



Bei einer Recherche in der imdb war ich zunächst erstaunt, daß die Hauptdarstellerin Merima Isaković danach nur noch selten in Erscheinung trat - sowohl ihre eigentümliche Schönheit als auch ihr außerordentliches schauspielerisches Talent hätten aus ihr eigentlich eine Größe des europäischen Kinos machen sollen - eine weitere Recherche mit Hilfe von Google-Übersetzung auf serbischen Seiten brachte dann die traurige Wahrheit ans Licht - die Schauspielerin hatte 1979 einen Autounfall und ist seitdem querschnittsgelähmt. Untätig ist sie aber keinesfalls, sondern engagiert sich politisch und für die Rechte Behinderter - eine große Frau, wie auch Jovana Lukina ein großer, magischer, atemberaubender Film ist.

























Die Tanzszene gibt es momentan auf youtube zu sehen, mal schauen, wie lange noch.

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Dienstag, 10. März 2015
The Orchard End Murder
GB 1980, Regie: Christian Marnham



In den frühen 60er Jahren nimmt ein Cricketspieler seine Freundin zu einem Spiel auf dem Land mit, ihr Schäferstündchen im Feld wird aber unterbrochen, als ihm einfällt, daß er ja aufs Spielfeld muß. Gelangweilt vom Spiel erkundet die junge Dame die Umgebung und stößt auf ein Bahnhofswärterhäuschen mit liebevoll gepflegtem Vorgarten, inklusive zahlreicher Gartenzwerge. Der bucklige Besitzer lädt sie zum Tee ein, doch schon bald bereut sie, die Einladung angenommen zu haben...



Bis Mitte der 80er Jahre waren in britischen Kinos "Vorfilme" von 20-50 Minuten Länge aus heimischer Produktion üblich, von denen die meisten mittlerweile in Vergessenheit geraten sind. The Orchard End Murder wurde damals im Verbund mit Gary Shermans sympathischen Dead & Buried aufgeführt, und auch wenn er künstlerisch nicht ganz an hier bereits besprochenen Beispiele wie The Insomniac oder Sleepwalker (dem dieser Vermarktungsweg dann doch verschlossen blieb) heranreichen kann, ist er immer noch recht bemerkenswert.



Zu Beginn fängt die Kamera einige schöne Landschaftsaufnahmen des ländlichen Englands ein, in denen sich die Protagonisten zu verlieren scheinen, doch mit der zentralen Mordszene auf einem Apfelhaufen gelingen Bilder, die man so anderswo noch nicht zu sehen bekommen hat. Die im weiteren Verlauf des Films stattfindende Mischung aus schwarzem Humor und angedeuteter Nekrophilie läßt einen auch ziemlich schlucken. Der Film war das Debüt der mittlerweile vor allem im TV ganz gut beschäftigten Schauspieler Rik Mayall und Clive Mantle, sie sind eventuell froh darüber, daß ihn niemand mehr kennt, ich hingegen werde meine Fühler nach weiteren Filmen dieser Art ausstrecken, denn hier wurde scheinbar einiges ausprobiert, was in Langfilmen zu dieser Zeit nicht ohne weiteres möglich war.

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