Dienstag, 10. Januar 2017
16. Hofbauer-Kongress: Tag 1
Hurra! Nachdem ich letztes Jahr dem wertvollen Kongress leider entsagen mußte - dafür aber immerhin am Terza Visione-Festival an der gleichen heiligen Stätte der Cinephilie teilnehmen konnte - ging es letztes Wochenende noch einmal runter nach Nürnberg zu dieser denkwürdigen, mittlerweile zurecht legendären Veranstaltung des Hofbauer-Kommandos, bei der reihenweise die Hosen platzen und andere wundersame Dinge geschehen.



Ein Schwerpunkt des diesjährigen Programms war der italienische Autorenfilmer Joe D'Amato, von dem dann auch der Eröffnungsfilm stammte: DIRTY LOVE (1988) erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens aus der Provinz (Valentine Demy), das seine Tanzleidenschaft zum Beruf machen möchte und dazu auf eine Tanzakademie in die große Stadt (Richmond, Virginia) gehen will - dabei verpasst sie leider ihren Zug und versucht, per Anhalter weiterzukommen, wobei sie dann direkt ungewollt Kontakt mit den klebrigen Fingern der Männerwelt bekommt. Sie weiß sich aber zu wehren und verfolgt weiter ihren Weg - glücklicherweise bekommt sie dafür auch ein Fahrrad geschenkt.

Mit DER LIEBE AUF DER SPUR (Mietek Lewandowski, 1988) folgte der auf den Kongressen bereits etablierte Ausflug in die Gefilde der FWU-16mm-Pädagogik, diesmal statt mehrerer unterschiedlicher Kurzfilme zusammenhängende Episoden einer größer angelegten Narration über die Liebesmühen Heranwachsender in Mainz oder Wiesbaden. Sehr einprägsam auch der Titelsong mit schlimmen, im Film von Sebastian Koch gespielten 80er-E-Drums, dessen Meta-Textzeile "Es ist mir völlig unbegreiflich" den Kongressbesuchern noch lange im Kopf herumspuken sollte.



Anschließend war es Zeit für den "stählernen Überraschungsfilm", der sich als HEUBODENGEFLÜSTER (Rolf Olsen, 1967) entpuppte - die Kopie dieses Lustspiels um konkurrierende Bürgermeisterkandidaten in der bayrischen Provinz war schon ein wenig angeranzt, lief aber entgegen der Befürchtungen der Veranstalter in der Mitte recht gut durch und bat neben den zu erwartenden Standards des Genres und bekannten Gesichtern wie Trude Herr, Ralf Wolter und Willy Millowitsch auch zahlreiche erfrischende Momente wie einen unerwartet deutlichen Akt der Vergangenheitsbewältigung.



Mit DELIZIA (Joe D'Amato, 1986) wurde dann noch eine echte Rarität kredenzt, die noch nie außerhalb Italiens zu sehen gewesen ist und extra für den Kongress mit englischen Untertiteln versehen wurde. Der junge Onanist Claudio staunt nicht schlecht, als seine wegen einer Erbschaft aus den USA angereiste Kusine sich als seine Lieblings-Wichsvorlage "Delight" entpuppt. Selbstverständlich ist er aber nicht der einzige, der ihr an die Wäsche will. Leider war meine Aufnahmefähigkeit da schon etwas hinüber, so daß die Kurven von Tinì Cansino mich nur so gerade eben wachhalten konnten - dennoch schön, auch diesen D'Amato mal auf der großen Leinwand gesehen haben zu können! Mit den nächsten Tagen geht es in den nächsten Tagen weiter.

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Sonntag, 1. Januar 2017
Neujahrspost
Ich wünsche allen Lesern ein schönes 2017! Es ist in diesem Blog wieder noch etwas ruhiger geworden, was unter anderem daran liegt, daß ich im letzten Jahr musikalisch noch etwas aktiver war, und jetzt auch wieder in einer Zweitband bin - mit THE LOST TAPES haben wir auch bereits ein Album aufgenommen, das im Frühjahr erscheint.

Außerdem habe ich damit begonnen, alte VHS-Konzertaufnahmen aus den 90ern zu digitalisieren, Auszüge davon kann man regelmäßig auf meinem Youtube-Kanal vorfinden. Es wird aber auch weiterhin Filmtexte geben - nächstes Wochenende ist in Nürnberg ja wieder Hofbauer-Kongress, da fahre ich hin und werde auch wieder was schreiben.

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Freitag, 30. Dezember 2016
Blóðrautt sólarlag
The Crimson Sunset, Island 1977, Regie: Hrafn Gunnlaugsson



Die beiden Freunde Helgi und Dóri wollen ihren Sommerurlaub fernab ihrer Ehefrauen in einem verlassenem Fischerdorf verbringen. Der Bootsmann bei der Überfahrt erinnert Dóri aber stark an ein unschönes Erlebnis aus seiner Kindheit - zudem wurde auch der Leichnam des letzten Bewohners des Ortes, der "zurückgebliebene" Sohn einer exzentrischen Einsiedlerin, nie gefunden. Als die beiden sich bereits am ersten Tag hemmungslos besaufen, treten einige Probleme mit ihrer Wahrnehmung auf...



Nach Tilbury ein weiterer interessanter Fund aus Island. Zwar hat Blóðrautt sólarlag keine so abgefahrene Story zu bieten, aber dafür mit dem scheinbar authentischen verlassenem Fischerdorf eine großartige Location.



Die Ausgangssituation mit arroganten Städtern, die auf dem Land wie blöd rumsaufen und rumballern, erinnert ein wenig an John Boormans großartigen Deliverance, der Plot entwickelt sich dann aber eher in Richtung eines Psycho-Dramas, das viele Fragen offen lässt. Ja, da ist scheinbar noch eine dritte Person vor Ort, doch weder die Protagonisten noch die Zuschauer bekommen sie jemals eindeutig zu Gesicht.



Auch interessant, daß die Hauptfiguren hier Männer gestandenen Alters Anfang 50 sind, statt der für solche Prämissen eher üblichen Twens und Teenager. Will mal hoffen, daß noch mehr Isländisches Genre-Material (auch dieser Film war scheinbar eine TV-Produktion) mit verständlichen Untertiteln zum Vorschein kommt.



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