Dienstag, 7. Januar 2014
In den Krallen des Hofbauer-Kommandos: Die 1. Nacht


Nach dem vorzüglichen Cine-Delirium im September mußte freilich auch zum 12. außerordentlichen Filmkongress des Hofbauer-Kommandos der Weg in den Süden der Republik angetreten werden. Als Prolog gab es VULKAN DER HÖLLISCHEN TRIEBE (Deutschland 1968, Regie: Peter Häuser), den ich auf dem letzten Kongress verpaßte und dessen Kopie leider in einem bedauernswerten Zustand ist und nicht mehr lange existieren wird - den Besuchern wurde hier möglicherweise die letzte Gelegenheit, den Film überhaupt zu sehen, geboten, wofür man dankbar sein kann: Ein unterhaltsamer Sex-Krimi mit unbeholfenen Gangstern, die teilweise auch etwas unbeholfen dargestellt werden. Hier war nicht viel Budget, offenbar aber einiges an Improvisation und viel Herzblut am Werke. Besonders fällt hier die Szene auf, in der ein Auto im Fluß versenkt werden sollte, die bestimmt nicht so geplant war, und das tolle Schlußbild, welches bereits 25 Jahre vor Tarantino möglicherweise Seijun Suzukis TOKYO DRIFTER zitiert.



Der eigentliche Eröffnungsfilm des Kongresses ...SOVIEL NACKTE ZÄRTLICHKEIT (Deutschland 1968, Regie: Günter Hendel) war dann gleich der erste Knüller: In seinem Debütfilm hält sich der Regisseur in erotischen Dingen zwar noch ein wenig zurück, haut aber dafür bereits in die Vollen, was die Dialoge betrifft und liefert eine kurzweilige Mischung zwischen Krimi, Heimatfilm und Liebesdrama ab. Hendel, der später etwas deftigere Schoten wie den SEX-AGENT ablieferte, stellt sich selbst als resoluter Pfarrer ins Humorzentrum des Films, wobei ich die Figur des Kurzgeschichten schreibenden Taugenichts Jochen noch etwas mehr mochte. Grandios die Sequenz, in der er der noch reichlich unschuldigen Eva einen Super 8-Pornofilm zeigt, von dem der Zuschauer nichts sieht, sich dessen Ungeheuerlichkeiten aber selbst aus den entsetzten Blicken des blonden Dienstmädchens ausmalen kann. Mit HEMMUNGSLOS DER LUST VERFALLEN (Italien 1972, Regie: Joe D'Amato) ging es dann in südliche Gefilde, in denen man Mönchen und anderen armen Würsten bei ihren Problemen mit der holden Weiblichkeit zusehen durfte. Die Sexkomödie mit Episodenstruktur legte gut los, wurde in der zweiten Hälfte dann aber doch ein wenig fad.



Was man von ST. PAULI ZWISCHEN NACHT UND MORGEN (Deutschland 1966, Regie: José Bénazéraf) nicht behaupten kann: Von der ersten Minute an gleitet man mit den betörenden Bildern wie betäubt durch die Nacht und den Morgen in Hamburg, mal von Rolf Edens starrem Gesichtsausdruck versteinert, dann wieder von drei energischen Tänzerinnen verzaubert. Glücklicherweise ist der Film auch keine Rarität, wurde er doch kürzlich von der Firma PIDAX auf DVD herausgebracht. Unbedingt kaufen und damit die Veröffentlichung weiterer solcher vergessenen Perlen ermöglichen! Zu später Stunde wird beim Kongress gerne der Videoknüppel ausgepackt und der landete mit AMERICAN ANGELS: BAPTISM OF BLOOD (USA 1989, Regie: Beverly & Ferd Sebastian) ordentlich auf der Zwölf. Das Regisseursehepaar, welches schon für ihren 'GATOR BAIT (1974) mit der goldenen Sumpfdotterblume ausgezeichnet gehört, schickt hier ihr eigenes Töchterlein in die harte Schule des weiblichen Profi-Wrestlings. Begleitet wird sie dabei vom schmierigen Promoter Dave, der mit dem Motorrad direkt in sein Büro fährt (befindet sich zum Glück auch in einer Garage) sowie einem Zwerg, der unter dem Ring wohnt. Erfrischende Kurzweil, die die späte Stunde vollkommen vergessen liess.

Und dies war nur die erste von vier Nächten dieses wahrhaft außerordentlichen Kongresses! Die weiteren werden an dieser Stelle folgen.

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