Samstag, 6. November 2010
Et mourir de plaisir
...und vor Lust zu sterben / Blood and Roses, Frankreich/Italien 1960, Regie: Roger Vadim



In einer Woche will Leopoldo de Karnstein (Mel Ferrer) seine geliebte Georgia (Elsa Martinelli) heiraten, sehr zum Verdruß seiner Kusine Carmilla (Annette Vadim), die seit Kindheitstagen in ihn verliebt ist. In ihrer Trauer ist das sensible Mädchen immer mehr von der Geschichte ihrer Vorfahrin Millarca fasziniert, die ihr sehr ähnlich sieht und ein Vampir gewesen sein soll – nur wurde ihr Grab nie gefunden. Eine versehentliche Explosion deutscher Landminen während eines Feuerwerks zum Abschluß eines Maskenballs legt das Grab jedoch wieder frei und Carmilla ist die erste, die es findet...



Lange Zeit war die einzig verfügbare Kopie des Films die amerikanische VHS-Kassette, deren Bild leider auf 4:3 getrimmt wurde. Vor kurzem ist eine Kopie der französischen Originalversion in Scope aufgetaucht, die zwar aufgrund manchmal abgeschnittener Köpfe am rechten Bildrand auch nicht ganz richtig zu sein scheint, aber immerhin von den prächtigen Bildkompositionen einiges mehr zeigt als mir bislang bekannt. Allerdings handelt es sich bei dieser Version auch um einen vollkommen anderen Schnitt: Die Traumsequenz, die mich bei der Erstsichtung vor ca. 10 Jahren am tiefsten beeindruckte, fehlt hier bis auf eine kurze Sequenz komplett. Dafür setzt diese Version mehr auf Ambivalenz, denn die plakativen Voiceovers von Millarca aus dem Grab, die wohl Carmillas Verhalten im Verlauf des Films „erklären“ sollen, fehlen hier ebenfalls, stattdessen gibt es hier nur Musik und Annette Stroybergs Mimik, die man selbst interpretieren kann. Auf welcher der beiden Versionen die noch seltenere deutsche Fassung des Films beruht, habe ich noch nicht herausfinden können.



Neben einer Transponierung der klassischen Vorlage von Sheridan Le Fanu in die Gegenwart nimmt Vadim auch weitere Veränderungen des Stoffes vor, die aber durchaus legitim scheinen. Der Horror ist hier etwas zurückgedreht, ebenfalls die lesbischen Untertöne, stattdessen wird die Tragik der Carmilla-Figur akzentuiert. Das kann man schon so machen, wenn es wie hier durch eine von Bild und Musik geschaffene passende Atmosphäre begleitet wird. Laut Filmdienst ließ sich Vadim für diesen Film von Dreyer und Cocteau inspirieren, ich möchte aber mal wetten, daß er auch den ein oder anderen Hammer-Film gesehen hat. Die Jungs von der Insel entdeckten den Stoff mit The Vampire Lovers allerdings erst 10 Jahre später für sich.



Wenn auch nicht die optimale Bearbeitung der Vorlage (auf die warte ich, trotz zahlreicher gelungener Adaptionen, immer noch), so doch ein sehr schöner und stimmungsvoller Film, der ja ruhig mal, wie so viele andere, auf DVD erscheinen könnte. Was die Traumsequenz betrifft, die hat freundlicherweise jemand bei youtube hochgeladen - wurde aber in der Zwischenzeit gelöscht. Hier stattdessen jetzt der Trailer:

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