Freitag, 9. Januar 2015
14. Hofbauer-Kongress: Die 1. Nacht
Nachdem ich den letzten Filmverlockungen des Hofbauer-Kommandos leider entsagen mußte, konnte ich Anfang des Jahres glücklicherweise wieder am außerordentlichen Filmkongress in Nürnberg teilnehmen. Dabei unterschlug ich allerdings den allerersten Film des Programms, da mir schon bekannt und eine spätere Anreise und damit längerer Schlaf verlockender schienen.

So begann es dann für mich mit OH HAPPY DAY (Deutschland 1970, Regie: Zbynek Brynych), der locker-flockigen Geschichte der heranwachsenden jungen Anna in München, in dessen Zentrum freilich die Themen Liebe, Sex, Rebellion und Drogen standen. Ein schöner, leichtfüßiger Film, bei dem mich höchstens der hohe Anteil innerer Monologe der Protagonistin etwas störte. Verblüffend jedenfalls die Szene, als ihr Freund sie mit ins Fußballstadion nimmt und Bayern München dort ausgerechnet gegen Alemannia Aachen spielen! Erstaunlich auch, wie sehr das Grünwalder Stadion anschließend einem Kartoffelacker gleicht, sowas kann man sich im heutigen Profifußball kaum noch vorstellen.



Darauf folgte bereits der "stählerne Überraschungsfilm" - unter diesem Motto präsentieren die Kommandanten ihrem Publikum immer besonders harte Kost und diese entpuppte sich dieses Mal als die Militärklamotte DER OBERST MIT DEM DACHSCHADEN SCHLÄGT WIEDER ZU (Italien 1974, Regie: Andrea Bianchi). In den ersten Minuten war noch eine endlose Aneinanderreihung alter platter Gags zu befürchten, doch bereits der Auftritt von Dagmar Lassander verschaffte den Augen Linderung und später gab es tatsächlich noch einige sehr lustige Momente, aus denen vor allem die Szene hervorstach, in welcher der Oberst einem General ausführlich die gelagerten Vorräte zeigt - hauptsächlich Salami allerlei Couleur - die dann in einem gemeinsamen Verzehr von Schokoladencreme gipfelt. Hier deutete sich auch kurz an, zu welchen Schmierigkeiten der Regisseur später fähig sein sollte.



Weiter ging es mit SHAOLIN KUNG-FU - DER GELBE TIGER (Taiwan 1976, Regie: Chang Peng-Yi) - der Kung Fu-Film an sich gehört zwar nicht unbedingt zu meinen Lieblingsgenres, ist aber freilich auch ein fester Bestandteil ehemaliger Bahnhofskinokultur, die auf den Kongressen ja konsequent immer wieder auflebt. Hier hatten wir es auch mit einem durchaus mitreißendem Vertreter der Gattung zu tun, vor allem der Bösewicht mit seinen fliegenden Messern konnte mich dann doch von ersten Ermüdungserscheinungen fernhalten.



Zum Abschluß gab es noch ein paar 16mm-Kurzfilme des "Instituts für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht", das die meisten wohl noch aus der Schulzeit kennen dürften. Der erste davon, VERLIERER DER STRASSE, verbreitete zwar nettes Zeitkolorit, hatte aber einen unerfreulich zynischen Beigeschmack, da statt didaktisch vor den Gefahren unachtsamen Motorradfahrens eher alle Motorradfahrer als Verlierer dargestellt und auch nicht auf authentische Unfallopfer verzichtet wurde. Erfreulicher dagegen ACHTERBAHN DER GEFÜHLE, der das sexuelle Erwachen aus weiblicher Sicht thematisierte. Abgerundet wurde der Abend mit einem Animationsfilm über die Geschlechtsreife des Mannes, in dem der Penis schicke Strahlen Richtung Gehirn sendete. Oder war es andersherum?

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