Sonntag, 24. November 2013
Escalofrío diabólico
Diabolical shudder, Spanien 1972, Regie: George Martin



"Strange events are occurring." Meta-Dialogzeile



Alle 100 Jahre erscheint der Familie Montan der Teufel, so sie ihm eine Jungfrau opfern und die ortsansässige Satansbruderschaft ihr Blut trinkt. Alex, der letzte Sproß der Familie, erhofft sich von der Zeremonie unermesslichen Reichtum und bestellt die verwaiste jungfräuliche Alma als Krankenschwester für seine kaputte Mutter...



Eine von drei Regiearbeiten des ansonsten eher als Darsteller in Italowestern bekannten George Martin (eigentlich Francisco Martínez Celeiro) und sein einziger Horrorfilm. Das merkt man auch ein wenig, denn wirklichen Grusel kann der mit streckenweise albernen Zooms zuweilen leicht unbeholfen inszenierte Film nicht unbedingt erzeugen. Auch werden zahlreiche altbekannte Motive in den Topf geworfen, vom notgeilen stummen Butler bishin zur hier mal wieder wörtlich zu nehmenden Leiche im Keller.



Aber ich mag ja so Zeug, und hatte auch hier eine gute Zeit. Das lag neben einigen durchaus gelungenen Bildern in tollen Locations (leider ist der Film momentan nur in einer spanischen VHS-Version mit schlimmen Farben verfügbar) an zahlreichen bizarren Details: Etwa die Schaufensterpuppe, die der stumme Butler als Sex-Surrogat mitten in einer Ruine begraben hat, oder der dem Satanszirkel angehörige Dorfarzt mit Nachnamen "Batman" (evtl. auch "Badman", aber das macht es auch nicht subtiler). Und wie viele Gothic Horror-Filme gibt es, die im Finale ein Maschinengewehr-Shootout aufbieten können?



Ach doch, Freunde von 70s-Eurohorror und roten Kapuzen dürfen hier ruhig mal einen Blick wagen.











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Freitag, 8. November 2013
Live-Audiokommentar XXXIII: Im Ghoul löst sich das Gehirn auf


Aus dem Grabe gelockt, wird kommentiert und gerockt und die Menschheit geschockt! Unterstützt werde ich diesmal zum zweiten Mal von Alexander Barth und Jochen Greitsch, die meistens Platten auflegen, aber auch schon mal Überraschungsfilme kucken. Wie immer darf dabei in der Aachener Raststätte ab 21 Uhr gerne auch das ein oder andere Bier getrunken werden.

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Samstag, 26. Oktober 2013
Dracula 3D
Italien/Frankreich/Spanien 2012, Regie: Dario Argento



Ja, es handelt sich hier um eine Adaption des berühmten Romans von Bram Stoker, die sich wie alle vorherigen Filmversionen einige Freiheiten herausnimmt, die Grundstruktur der Vorlage aber beibehält, also spare ich mir eine Zusammenfassung, da die Handlung wohl bekannt sein dürfte.



Seit der Vorführung des Films in Cannes las man viele Verrisse und dann und wann kam auch die Frage auf, ob Argento evtl. jetzt vollkommen den Verstand verloren haben mag, was für einen Regisseur von hauptsächlich Horrorfilmen ja nicht unbedingt die schlechteste Voraussetzung ist. Nun führte das Spätwerk des Regisseurs schon vermehrt zu Irritationen bei "Fans" seiner zurecht anerkannten Klassiker wie SUSPIRIA, aber mit seiner Adaption der berühmtesten Vampirgeschichte wurde das Faß wohl endgültig zum Überlaufen gebracht. Sein DRACULA ist, wie die Titelfigur, vollkommen aus der Zeit gefallen, sieht von den Kostümen, der Ausleuchtung und Ausstattung so aus wie die Vampirfilme der britischen Hammerstudios aus den späten 50er und frühen 60er Jahren, ohne jedoch die postmodernen Merkmale einer Hommage zu erfüllen: Es gibt keine Ironie, keine Meta-Ebene, nicht mal einen eigenen Stil wie etwa bei Tim Burton. Argento hat 2012 einen Dracula-Film gedreht, wie man ihn 50 Jahre vorher gedreht hätte und macht daraus ein persönliches "Best of", wie schon Coppola 1992 mit seiner Version den vorherigen Adaptionen Tribut zollte - sehr passend übrigens, daß dieser mit Twixt 2011 ebenfalls einen wunderlichen Low-Budget-Gothic-Horror-Film der Marke "mir doch egal, was ihr von mir erwartet" ablieferte.



Ein wenig in Diskrepanz zum altertümlichen Look und Aufbau des Films stehen die CGI-Effekte, die nur bedingt gelungen sind. Da wollte Dario eventuell noch abchecken, inwiefern er neben den Sex- und Splattereinlagen noch ein wenig mehr over the top gehen kann, so ganz will das aber nicht hineinpassen, aber das ist vielleicht auch zu kleinlich gedacht - es trägt schließlich auch zur großen Ambivalenz des Films bei: Viele Rezensenten sind der Ansicht, Argento kann dieses Werk unmöglich ernst gemeint haben, konkrete Anzeichen, daß es sich um eine Persiflage handelt, bietet der Film jedoch nur in winzigen Details. Ich jedenfalls, der ich die Vampirfilme der 60er Jahre so sehr mag, daß ich alle schon 3-4 mal gesehen habe, freute mich sehr, diese heimelige Ästhetik der dunklen Wälder, kargen Räume, tiefen Dekolletés und heulenden Theremins 50 Jahre später unverhofft noch einmal besuchen zu dürfen.

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