Montag, 8. September 2014
Prokletí domu Hajnù
The Damned House of Hajn / Uncle Cyril / Invisible, Tschechoslowakei 1988, Regie: Jirí Svoboda



Aufgrund der Großzügigkeit eines Nachbarn kann Petr, Sohn eines Alkoholikers und Spielers, auf die Universität gehen und hat anschließend das Glück, daß sich die bezaubernde Sonia, Tochter eines Seifenfabrikbesitzers in der Provinz, bei einem Ausflug nach Prag in ihn verliebt. Als Petr zum Antritt seines neuen Jobs und Hochzeitsvorbereitungen im Haus der Familie Hajn einzieht, erwarten ihn jedoch einige Überraschungen: Die grantige Großtante wäre ja noch zu ertragen, doch im Haus lebt auch Sonias wahnsinniger Onkel, einst ein brillanter Ingenieur, der jedoch irgendwann meinte, die Formel für Unsichtbarkeit entdeckt zu haben und sich selbst seitdem für unsichtbar hält...



Basierend auf einem 1937 erschienenem Roman von Jaroslav Havlíček, ist die Adaption trotz ihrem Gothic-Ambiente und an einen Horrorfilm gemahnenden Prologs in erster Linie ein trauriges Drama über den Verfall einer Familie, das zum Ende hin regelrecht bitter wird, was auch daran liegt, daß der Protagonist reichlich unsympathisch ist. Aber das beeindruckt alles schon sehr: Von den Darstellern (besonders Petra Vancíková als Sonia) über das Set Design mit den von Onkel Cyril mit Zeichnungen vollgekritzelten Wänden bis zur Kameraarbeit gibt es hier nichts zu meckern, vor allem die Lichtsetzung ist hervorragend ausgefallen und das offene Ende bietet dann auch noch ein Einfallstor für das Phantastische. Gäbe mit The Old Country House, or: The Independence of Triangles ein schönes Double Feature für wunderliche 80er Jahre-Haunted House-Filme aus Osteuropa, die eigentlich gar keine sind, ab.

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Samstag, 6. September 2014
Live-Audiokommentar XXXVIII: Terror ist unser Leben


Im September ist erneut der vortreffliche Oliver Nöding zu Gast, um zusammen mit mir live in der Raststätte Aachen einen - diesmal recht schmierig ausgefallenen - Überraschungsfilm zu kommentieren. War immer gut, wird wieder gut!

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Montag, 1. September 2014
Iodo
Südkorea 1977, Regie: Kim Ki-young



Auf einer Schiffahrt zur geplanten Eröffnung eines Hotels auf einer südkoreanischen Insel kommt es zum Tumult, als das Ziel der Reise bekannt gegeben wird: Dieses soll die sagenumwobene Insel Iodo sein. Ein Reporter, selber von den Inseln stammend, protestiert lautstark dagegen und verschwindet in der Nacht spurlos vom Schiff. Ein Manager wird verdächtigt, ihn ermordet zu haben und zusammen mit einem Polizisten sucht er die Heimatinsel des Verschwundenen auf. Diese wird nur von Frauen bewohnt, da diese besser zum Tauchen nach Schalentieren geeignet sind, was die Haupteinnahmequelle in dieser Gegend ist. Die jungen Männer werden auf das Festland geschickt, wenn sie nicht vorher von einem Wasserdämon geholt werden...



Ich hatte mir schon länger vorgenommen, weitere Filme des südkoreanischen Kinoveteranen Kim Ki-young zu sichten, als ich dann auf diese interessante Liste gestoßen bin, war schnell klar, welcher der nächste sein sollte, denn die Beschreibung von Iodo klang ganz nach meinem Geschmack. Viele Rezensenten bringen The Wicker Man als Inspiration an, was freilich beim Thema einer auf einer Insel ausgeführten seltsamen Religion naheliegt, aber der war ja zu seiner Zeit ziemlich gefloppt und wurde international erst viel später wahrgenommen. Das Kino Südkoreas hat - bei einem Land mit ca. 3000 Inseln kein Wunder - auch ein Subgenre des "Inselfilms" entwickelt - einer der letzten Beiträge zum Thema war etwa Bedevilled - und vielleicht bot sich so eine Variante gerade an.



Wir haben es hier auf jeden Fall mit einem sehr merkwürdigem Film zu tun - obwohl grauenvolle übernatürliche Dinge geschehen, fühlt sich das ganze nie wie ein Horrorfilm an und bremst in seiner von zahlreichen Rückblenden geprägten Narration immer wieder aufs Melodram ab. Nicht aber ohne dabei seine Protagonisten in großartigen Panorama-Aufnahmen einer majestätischen Landschaft immer wieder verloren gehen zu lassen. Und am Ende kommt dann auch noch eine Szene, bei der man sich mehrfach die Augen reiben muß, da man nicht glauben will, was man gerade gesehen hat. Für Freunde von abseitigem und verschrobenem Kino eine unbedingte Empfehlung, wer zuverlässige Genrekost erwartet, taucht besser nach anderen Tieren.





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