Sonntag, 19. Dezember 2010
Gospodin oformitel
hypnosemaschinen, 20:36h
Mister Designer, Sowjetunion 1988, Regie: Oleg Teptsov

Sankt Petersburg 1914: Der ehemals angesagte Künstler Platon Andreyevich ist ein drogenabhängiges Wrack geworden und steht kurz vor dem Ruin. Da erhält er einen Auftrag, der ihn vor der Pleite retten könnte: Ein reicher Geschäftsmann möchte, daß er die Inneneinrichtung seiner neu erstandenen Villa übernimmt. Der Exzentriker will den Auftrag bereits ablehnen, da er sich für Höheres berufen hält, ändert aber seine Meinung, als er die Frau seines Auftraggebers kennenlernt: Diese erinnert ihn an eins seiner ehemaligen Modelle, ein schwindsüchtiges Mädchen, das er damals aus ärmlichen Verhältnissen "befreit" und in das er sich verliebt hatte...

Prächtig gefilmtes Alptraumkino, dessen phantastischer Plot von Alexander Grins Erzählung „Das graue Automobil“ inspiriert wurde. Nicht nur die Außenaufnahmen, auch die detailreichen Innendekors lassen das erhabene alte Petersburg wiederauferstehen und bieten eine Augenweide nach der anderen. Langsam, aber stetig begleiten wir traumwandlerisch den Protagonisten beim Abstieg in das Grauen, wobei auch die Musik von Sergei Kuryokhin zur Atmosphäre beiträgt – diese ist allerdings teilweise etwas zu modern ausgefallen und wirkt etwas unpassend anachronistisch. Auch das Stilmittel von immer wieder langsam abgefilmten Kunstwerken wird vielleicht ein wenig zu häufig eingesetzt. Ansonsten aber ein toller Film für Freunde der etwas abseitigeren Phantastik. Zur Illustration hier noch ein Ausschnitt – da dieser aber aus dem Schluß des Films stammt, sollte ich hier eine kleine Spoilerwarnung mitgeben.

Sankt Petersburg 1914: Der ehemals angesagte Künstler Platon Andreyevich ist ein drogenabhängiges Wrack geworden und steht kurz vor dem Ruin. Da erhält er einen Auftrag, der ihn vor der Pleite retten könnte: Ein reicher Geschäftsmann möchte, daß er die Inneneinrichtung seiner neu erstandenen Villa übernimmt. Der Exzentriker will den Auftrag bereits ablehnen, da er sich für Höheres berufen hält, ändert aber seine Meinung, als er die Frau seines Auftraggebers kennenlernt: Diese erinnert ihn an eins seiner ehemaligen Modelle, ein schwindsüchtiges Mädchen, das er damals aus ärmlichen Verhältnissen "befreit" und in das er sich verliebt hatte...

Prächtig gefilmtes Alptraumkino, dessen phantastischer Plot von Alexander Grins Erzählung „Das graue Automobil“ inspiriert wurde. Nicht nur die Außenaufnahmen, auch die detailreichen Innendekors lassen das erhabene alte Petersburg wiederauferstehen und bieten eine Augenweide nach der anderen. Langsam, aber stetig begleiten wir traumwandlerisch den Protagonisten beim Abstieg in das Grauen, wobei auch die Musik von Sergei Kuryokhin zur Atmosphäre beiträgt – diese ist allerdings teilweise etwas zu modern ausgefallen und wirkt etwas unpassend anachronistisch. Auch das Stilmittel von immer wieder langsam abgefilmten Kunstwerken wird vielleicht ein wenig zu häufig eingesetzt. Ansonsten aber ein toller Film für Freunde der etwas abseitigeren Phantastik. Zur Illustration hier noch ein Ausschnitt – da dieser aber aus dem Schluß des Films stammt, sollte ich hier eine kleine Spoilerwarnung mitgeben.
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Samstag, 11. Dezember 2010
Okinawa kaidan: Sakazuri yûrei - Shina kaidan: Shikan yaburi
hypnosemaschinen, 03:40h
Japan / Taiwan 1962, Regie: Satoru Kobayashi / Luo Hui Shaw

Ein im Fieber liegender Ehemann halluziniert, seine Frau würde ihn betrügen. Also erzählt er ihr aus didaktischen Gründen eine alte chinesische Gespenstergeschichte: Ausgerechnet bei der Beerdigung ihres Gatten verliebt sich eine Witwe in einen schönen jungen Mann, den sie bald darauf heiratet. Noch in der Hochzeitsnacht erleidet dieser einen Anfall, der laut seinem Diener nur aufgehalten werden kann, wenn man seinem Meister das Gehirn eines Toten bringt. Die Witwe begibt sich also zum Grab ihres Gatten und wir ahnen, daß das nicht gut enden kann. Über die Implikationen der Erzählung empört, will die Frau des Fiebrigen ihm beweisen, daß sie treu ist und sticht sich ein Auge aus, damit sie für keinen anderen Mann mehr attraktiv ist. Über diesen Beweis der Loyalität erfreut, genest der Ehemann recht schnell. Kurz darauf kann er aber den Anblick seiner verstümmelten Frau nicht mehr ertragen und er legt sich eine junge Geliebte zu, mit der er bald einen Plan entwickelt, die Zyklopin aus dem Weg zu schaffen, um an ihr Geld zu kommen. Auch solche Taten sollte man in Geisterfilmen tunlichst unterlassen!

Es ist immer wieder erbauend, was für Schönheiten sich in den verborgenen Ecken der Filmgeschichte verstecken. Die ästhetischen Parallelen zwischen dem japanischen und chinesischen Geisterkino aus dieser Periode waren mir ja schon vorher aufgefallen, und hier kriegt man gleich beide auf einmal. Auf Englisch übersetzt, lautet der Titel ungefähr so: Okinawa Ghost Story: Upside Down Ghost – Chinese Ghost Story: Breaking a Coffin. Während die Taiwanesen schöne alte Zeiten in Studiosets mit unermüdlich pustenden Nebelmaschinen auferstehen lassen, widmen sich die Japaner mit etwas drastischeren Bildern der Gegenwart, wobei sie aber auch nur eine Geschichte aus der alten Zeit transponieren; die zu diesem Zeitpunkt bereits mehrfach verfilmte Yotsuya Kaidan.

Gewiß, die Figuren sind allesamt grenzenlos überzeichnet und die Inszenierung greift auf das ein oder andere Klischee zurück, aber was für Bilder bekommt man hier geboten! Zu diesen gesellen sich dann auch noch einige abstruse und überraschende Sequenzen und Ideen. Es gibt wohl derzeit keine Fassung des Films mit Untertiteln, deswegen möchte ich für die Zusammenfassung oben auch nicht unbedingt die Hand ins Feuer legen oder mir ein Auge ausstechen, aber so in etwa muß das stimmen.


Ein im Fieber liegender Ehemann halluziniert, seine Frau würde ihn betrügen. Also erzählt er ihr aus didaktischen Gründen eine alte chinesische Gespenstergeschichte: Ausgerechnet bei der Beerdigung ihres Gatten verliebt sich eine Witwe in einen schönen jungen Mann, den sie bald darauf heiratet. Noch in der Hochzeitsnacht erleidet dieser einen Anfall, der laut seinem Diener nur aufgehalten werden kann, wenn man seinem Meister das Gehirn eines Toten bringt. Die Witwe begibt sich also zum Grab ihres Gatten und wir ahnen, daß das nicht gut enden kann. Über die Implikationen der Erzählung empört, will die Frau des Fiebrigen ihm beweisen, daß sie treu ist und sticht sich ein Auge aus, damit sie für keinen anderen Mann mehr attraktiv ist. Über diesen Beweis der Loyalität erfreut, genest der Ehemann recht schnell. Kurz darauf kann er aber den Anblick seiner verstümmelten Frau nicht mehr ertragen und er legt sich eine junge Geliebte zu, mit der er bald einen Plan entwickelt, die Zyklopin aus dem Weg zu schaffen, um an ihr Geld zu kommen. Auch solche Taten sollte man in Geisterfilmen tunlichst unterlassen!

Es ist immer wieder erbauend, was für Schönheiten sich in den verborgenen Ecken der Filmgeschichte verstecken. Die ästhetischen Parallelen zwischen dem japanischen und chinesischen Geisterkino aus dieser Periode waren mir ja schon vorher aufgefallen, und hier kriegt man gleich beide auf einmal. Auf Englisch übersetzt, lautet der Titel ungefähr so: Okinawa Ghost Story: Upside Down Ghost – Chinese Ghost Story: Breaking a Coffin. Während die Taiwanesen schöne alte Zeiten in Studiosets mit unermüdlich pustenden Nebelmaschinen auferstehen lassen, widmen sich die Japaner mit etwas drastischeren Bildern der Gegenwart, wobei sie aber auch nur eine Geschichte aus der alten Zeit transponieren; die zu diesem Zeitpunkt bereits mehrfach verfilmte Yotsuya Kaidan.

Gewiß, die Figuren sind allesamt grenzenlos überzeichnet und die Inszenierung greift auf das ein oder andere Klischee zurück, aber was für Bilder bekommt man hier geboten! Zu diesen gesellen sich dann auch noch einige abstruse und überraschende Sequenzen und Ideen. Es gibt wohl derzeit keine Fassung des Films mit Untertiteln, deswegen möchte ich für die Zusammenfassung oben auch nicht unbedingt die Hand ins Feuer legen oder mir ein Auge ausstechen, aber so in etwa muß das stimmen.

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Montag, 6. Dezember 2010
Atrapados en el miedo
hypnosemaschinen, 00:39h
In Angst gefangen, Spanien 1983, Regie: Carlos Aured

Ein junges Pärchen fährt übers Wochenende mit ihren besten Freunden in ein altes einsames Haus in Deutschland und hat die Absicht, die beiden zu verkuppeln. Das Vorhaben wird etwas dadurch erschwert, daß aus einer psychiatrischen Anstalt in der Nähe ein Serienmörder entflohen ist...

Aureds letzter Film ist leider ein sehr durchschnittlicher Vertreter der "Psychopath auf der Pirsch"-Variante geworden, was ein wenig schade ist, verspricht der Vorspann mit zerlaufenden Farben, die von erstaunlich krachigem Psychedelic-Rock unterlegt werden, doch einen ganz netten Trip. Die Musik bleibt dann aber leider neben einigen erstaunlichen Tapeten das einzig Brauchbare, und beides macht den Eindruck, eher zu einem Film aus den 70ern zu gehören. In der deutschen Fassung fehlt wohl sowohl der Vorspann als auch die Verweise auf Deutschland - diese beschränken sich auch nur auf eine den SPIEGEL lesende Figur, Plakate und Ladenaufschriften kommen mir schon spanisch vor. Genau wie das Lovecraft-Zitat ("Das ist nicht tot, was ewig liegt...") am Ende, das auch nicht wirklich zum Film passen will.


Ein junges Pärchen fährt übers Wochenende mit ihren besten Freunden in ein altes einsames Haus in Deutschland und hat die Absicht, die beiden zu verkuppeln. Das Vorhaben wird etwas dadurch erschwert, daß aus einer psychiatrischen Anstalt in der Nähe ein Serienmörder entflohen ist...

Aureds letzter Film ist leider ein sehr durchschnittlicher Vertreter der "Psychopath auf der Pirsch"-Variante geworden, was ein wenig schade ist, verspricht der Vorspann mit zerlaufenden Farben, die von erstaunlich krachigem Psychedelic-Rock unterlegt werden, doch einen ganz netten Trip. Die Musik bleibt dann aber leider neben einigen erstaunlichen Tapeten das einzig Brauchbare, und beides macht den Eindruck, eher zu einem Film aus den 70ern zu gehören. In der deutschen Fassung fehlt wohl sowohl der Vorspann als auch die Verweise auf Deutschland - diese beschränken sich auch nur auf eine den SPIEGEL lesende Figur, Plakate und Ladenaufschriften kommen mir schon spanisch vor. Genau wie das Lovecraft-Zitat ("Das ist nicht tot, was ewig liegt...") am Ende, das auch nicht wirklich zum Film passen will.

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Samstag, 27. November 2010
What We Do Is Secret
hypnosemaschinen, 02:25h
USA 2007, Regie: Rodger Grossman

THE GERMS waren eine der ersten Punkrock-Bands in der Szene von Los Angeles. Anders als die Kollegen gingen sie aber nicht den üblichen Weg, nach Bandgründung zunächst einmal eine Zeit im Proberaum zu verbringen, sondern sie traten bereits auf und veröffentlichten eine Single, als gerade mal der Gitarrist so halbwegs was spielen konnte. Wettgemacht wurde das durch die unvorhersehbare Bühnenshow des Sängers Darby Crash, die nicht selten in Schlägereien endete, und Fluch und Segen gleichzeitig werden sollte. Einerseits war die ganze Stadt heiß darauf, die provozierende Band zu sehen, andererseits bekamen sie in einem Club nach dem anderen Hausverbot und Darby griff zum Heroin, um die Schmerzen während der Performances ertragen zu können. Musikalisch entwickelte man sich dabei weiter und nahm schließlich ein Album auf, das zurecht Klassikerstatus besitzt. Persönlich driftete man aber immer mehr auseinander, es kommt zur Auflösung, kurz darauf aber wieder zu einer gefeierten Reunion. Am 7. Dezember 1980 nimmt sich Darby Crash mit einer Heroin-Überdosis das Leben, was kaum jemand mitbekommt, da am nächsten Tag John Lennon erschossen wird...

Ich bin mal wieder äußerst zwiegespalten. Ja, es ist gut, daß es einen Film über Darby Crash und die GERMS gibt und die Hauptdarsteller sind allesamt vollkommen überzeugend. Das Problem ist die Inszenierung des Ganzen: Das sieht alles so nach Schema F der toten Rock'n'Roller-Huldigung aus und biedert sich an den Massengeschmack an, was zu einer so konsequent gegen den Strich gebürsteten Band wie den Germs nun überhaupt nicht passen will. Die Macher scheinen auch nicht wirklich mit der damaligen LA-Szene vertraut gewesen zu sein, die sich in authentischen Dokumenten wie Penelope Spheeris' (die sogar kurz im Film auftaucht) Decline of the Western Civilization wesentlich rauher und dreckiger präsentiert und hier ein wenig wirkt, als wäre sie durch einen MTV-Ästhetik-Filter gelaufen. Immerhin, im Abspann wird Pat Fear von White Flag als "Punk Technical Advisor" genannt, ein Mann, der sicherlich Ahnung hat, aber es wäre zu Wünschen gewesen, der Regisseur wäre selbst mal auf einem Punkrock-Konzert der gefährlicheren Sorte gewesen, denn so hat man den Eindruck, er hat dergleichen nur auf youtube gesehen.

Ein weiteres Problem, das ich aber scheinbar mit sämtlichen Biopics über verstorbene Musiker habe, ist wohl, daß der Anteil des Toten an dem Erfolg einer Band reichlich übertrieben wird. Sicherlich waren Darbys Texte außergewöhnlich, aber auch das bekloppte Schlagzeug von Don Bolles und Pat Smears ebenso rotziges wie präzises Gitarrenspiel haben den einzigartigen Germs-Sound geprägt. Letzterer stieg ja 1993 als zweiter Gitarrist bei NIRVANA ein und sah sich - Ironie des Schicksals - kurze Zeit später erneut im Schatten eines Toten. Fazit: Es ist schon gut, daß es diesen Film gibt, er hätte nur etwas besser sein können. Aber solange er dazu führt, daß junge Menschen auf die alten Punkbands aufmerksam werden, soll mir das schon recht sein. Nur müßte man denen auch gleich mitgeben, daß THE DAMNED eigentlich auch ganz anders waren als die dicken Clowns, von denen sie hier gespielt werden.


THE GERMS waren eine der ersten Punkrock-Bands in der Szene von Los Angeles. Anders als die Kollegen gingen sie aber nicht den üblichen Weg, nach Bandgründung zunächst einmal eine Zeit im Proberaum zu verbringen, sondern sie traten bereits auf und veröffentlichten eine Single, als gerade mal der Gitarrist so halbwegs was spielen konnte. Wettgemacht wurde das durch die unvorhersehbare Bühnenshow des Sängers Darby Crash, die nicht selten in Schlägereien endete, und Fluch und Segen gleichzeitig werden sollte. Einerseits war die ganze Stadt heiß darauf, die provozierende Band zu sehen, andererseits bekamen sie in einem Club nach dem anderen Hausverbot und Darby griff zum Heroin, um die Schmerzen während der Performances ertragen zu können. Musikalisch entwickelte man sich dabei weiter und nahm schließlich ein Album auf, das zurecht Klassikerstatus besitzt. Persönlich driftete man aber immer mehr auseinander, es kommt zur Auflösung, kurz darauf aber wieder zu einer gefeierten Reunion. Am 7. Dezember 1980 nimmt sich Darby Crash mit einer Heroin-Überdosis das Leben, was kaum jemand mitbekommt, da am nächsten Tag John Lennon erschossen wird...

Ich bin mal wieder äußerst zwiegespalten. Ja, es ist gut, daß es einen Film über Darby Crash und die GERMS gibt und die Hauptdarsteller sind allesamt vollkommen überzeugend. Das Problem ist die Inszenierung des Ganzen: Das sieht alles so nach Schema F der toten Rock'n'Roller-Huldigung aus und biedert sich an den Massengeschmack an, was zu einer so konsequent gegen den Strich gebürsteten Band wie den Germs nun überhaupt nicht passen will. Die Macher scheinen auch nicht wirklich mit der damaligen LA-Szene vertraut gewesen zu sein, die sich in authentischen Dokumenten wie Penelope Spheeris' (die sogar kurz im Film auftaucht) Decline of the Western Civilization wesentlich rauher und dreckiger präsentiert und hier ein wenig wirkt, als wäre sie durch einen MTV-Ästhetik-Filter gelaufen. Immerhin, im Abspann wird Pat Fear von White Flag als "Punk Technical Advisor" genannt, ein Mann, der sicherlich Ahnung hat, aber es wäre zu Wünschen gewesen, der Regisseur wäre selbst mal auf einem Punkrock-Konzert der gefährlicheren Sorte gewesen, denn so hat man den Eindruck, er hat dergleichen nur auf youtube gesehen.

Ein weiteres Problem, das ich aber scheinbar mit sämtlichen Biopics über verstorbene Musiker habe, ist wohl, daß der Anteil des Toten an dem Erfolg einer Band reichlich übertrieben wird. Sicherlich waren Darbys Texte außergewöhnlich, aber auch das bekloppte Schlagzeug von Don Bolles und Pat Smears ebenso rotziges wie präzises Gitarrenspiel haben den einzigartigen Germs-Sound geprägt. Letzterer stieg ja 1993 als zweiter Gitarrist bei NIRVANA ein und sah sich - Ironie des Schicksals - kurze Zeit später erneut im Schatten eines Toten. Fazit: Es ist schon gut, daß es diesen Film gibt, er hätte nur etwas besser sein können. Aber solange er dazu führt, daß junge Menschen auf die alten Punkbands aufmerksam werden, soll mir das schon recht sein. Nur müßte man denen auch gleich mitgeben, daß THE DAMNED eigentlich auch ganz anders waren als die dicken Clowns, von denen sie hier gespielt werden.

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Dienstag, 23. November 2010
Cazador de demonios
hypnosemaschinen, 02:10h
Demon Hunter, Mexiko 1983, Regie: Gilberto de Anda

Der Bauer Turrubiates ist nicht erfreut, als er bei der Niederkunft seiner Frau den Magier Tobias in seiner Hütte erblickt, der über der Schwangeren gerade ein schwarzes Huhn schlachtet. Er schmeißt ihn raus und droht, sollte seiner Frau oder seinem Sohn irgendetwas widerfahren, würde er ihn töten. In der Tat wird das Kind tot geboren und der junge Bauer erschlägt Tobias. Dessen Leichnam fängt bei der Beerdigung an zu bluten, und die Leute im Dorf raten dem Totschläger, den Zauberer mit einem heiligen Dolch erneut zu ermorden. Doch dies gelingt nicht ganz, stattdessen häufen sich Todesfälle im Dorf. Der Dorfsheriff und Dorfarzt versuchen, einen Bären dafür verantwortlich zu machen und erhalten unerwartete Unterstützung vom Dorfpfarrer, der aber ein teuflisches Wesen als Urheber der schlimmen Geschehnisse vermutet, genauer einen "Nahual", den bösen Geist eines Schamanen...

Ach du lieber Himmel, wo soll ich hier bloß anfangen? Ein Film wie ein Wechselbad, bei dem sich tolle Momente ständig mit eher ungeschickten Ideen abwechseln. Zunächst mal gibt es hier einen deutlichen Overkill an Comic Relief, der tolpatschige dicke Polizist hätte schon gereicht, aber es gibt noch zwei weitere Dorfdeppen, die beim Spannen in Pfützen fallen und von ihrem Chef gesagt bekommen, sie sollen "abhauen und irgendwelche Katzenärsche ficken" - gut, diese Redewendung hatte ich zumindest noch nie gehört. Zunächst dachte ich auch, der Pfarrer sei ein komisches Element, schlägt er doch bei seinem ersten Auftritt während einer Predigt vor, sämtliche Kommunisten, Trinker und Ungläubigen aus dem Dorf zu treiben, womit nur noch die sieben Männlein, die gerade bei ihm in der Kirche sitzen, übrig wären. Aber er wird dann im Verlauf des Films doch zum Märtyrerhelden und übrigens von Tito Junco gespielt, den man auch in einigen der mexikanischen Buñuel-Filme zu sehen bekam, und der die Fertigstellung dieses Werks nicht mehr erlebte. War es besser so? Ich bin mir nicht sicher, denn der Film hat durchaus auch starke Seiten. Er wirkt ein wenig wie die Zusammenfassung des kompletten Horrorgenres mit aufgebrachten Dorfbewohnern nebst Fackeln auf der einen Seite, und Anspielungen auf The Exorcist andererseits. Wundert man sich gerade noch über einen für das Entstehungsjahr herrlich altmodisch inszenierten Gruselmoment, kommt im nächsten dann doch ein Splattereffekt. Und das alles mit einer total eigenen, mexikanischen Note. Ich war schon hin- und hergerissen genug, aber als dann im letzten Drittel der Schauplatz des Geschehens in die Ruinen einer Geisterstadt verlagert wird, deren Einwohner während der Revolution allesamt hingerichtet wurden, gibt es dann plötzlich auch noch richtig tolle Bildkompositionen und Atmosphäre. Nun, man kann dem Film Schwächen im Drehbuch, der Figurenzeichnung, den Dialogen und den Spezialeffekten vorwerfen, aber langweilig ist der ganz bestimmt nicht.




Der Bauer Turrubiates ist nicht erfreut, als er bei der Niederkunft seiner Frau den Magier Tobias in seiner Hütte erblickt, der über der Schwangeren gerade ein schwarzes Huhn schlachtet. Er schmeißt ihn raus und droht, sollte seiner Frau oder seinem Sohn irgendetwas widerfahren, würde er ihn töten. In der Tat wird das Kind tot geboren und der junge Bauer erschlägt Tobias. Dessen Leichnam fängt bei der Beerdigung an zu bluten, und die Leute im Dorf raten dem Totschläger, den Zauberer mit einem heiligen Dolch erneut zu ermorden. Doch dies gelingt nicht ganz, stattdessen häufen sich Todesfälle im Dorf. Der Dorfsheriff und Dorfarzt versuchen, einen Bären dafür verantwortlich zu machen und erhalten unerwartete Unterstützung vom Dorfpfarrer, der aber ein teuflisches Wesen als Urheber der schlimmen Geschehnisse vermutet, genauer einen "Nahual", den bösen Geist eines Schamanen...

Ach du lieber Himmel, wo soll ich hier bloß anfangen? Ein Film wie ein Wechselbad, bei dem sich tolle Momente ständig mit eher ungeschickten Ideen abwechseln. Zunächst mal gibt es hier einen deutlichen Overkill an Comic Relief, der tolpatschige dicke Polizist hätte schon gereicht, aber es gibt noch zwei weitere Dorfdeppen, die beim Spannen in Pfützen fallen und von ihrem Chef gesagt bekommen, sie sollen "abhauen und irgendwelche Katzenärsche ficken" - gut, diese Redewendung hatte ich zumindest noch nie gehört. Zunächst dachte ich auch, der Pfarrer sei ein komisches Element, schlägt er doch bei seinem ersten Auftritt während einer Predigt vor, sämtliche Kommunisten, Trinker und Ungläubigen aus dem Dorf zu treiben, womit nur noch die sieben Männlein, die gerade bei ihm in der Kirche sitzen, übrig wären. Aber er wird dann im Verlauf des Films doch zum Märtyrerhelden und übrigens von Tito Junco gespielt, den man auch in einigen der mexikanischen Buñuel-Filme zu sehen bekam, und der die Fertigstellung dieses Werks nicht mehr erlebte. War es besser so? Ich bin mir nicht sicher, denn der Film hat durchaus auch starke Seiten. Er wirkt ein wenig wie die Zusammenfassung des kompletten Horrorgenres mit aufgebrachten Dorfbewohnern nebst Fackeln auf der einen Seite, und Anspielungen auf The Exorcist andererseits. Wundert man sich gerade noch über einen für das Entstehungsjahr herrlich altmodisch inszenierten Gruselmoment, kommt im nächsten dann doch ein Splattereffekt. Und das alles mit einer total eigenen, mexikanischen Note. Ich war schon hin- und hergerissen genug, aber als dann im letzten Drittel der Schauplatz des Geschehens in die Ruinen einer Geisterstadt verlagert wird, deren Einwohner während der Revolution allesamt hingerichtet wurden, gibt es dann plötzlich auch noch richtig tolle Bildkompositionen und Atmosphäre. Nun, man kann dem Film Schwächen im Drehbuch, der Figurenzeichnung, den Dialogen und den Spezialeffekten vorwerfen, aber langweilig ist der ganz bestimmt nicht.



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Donnerstag, 18. November 2010
The Night God Screamed
hypnosemaschinen, 02:59h
USA 1971, Regie: Lee Madden

Fanny Pierce ist mit einem Prediger verheiratet, und so sehr sie ihren Mann liebt, wird sie von seiner Unstetigkeit langsam ermüdet. Statt sich irgendwo in Ruhe niederzulassen und die Leute zu bekehren, juckt es ihn immer wieder in neue Gegenden, um quasi nochmal komplett neu anzufangen. Diese Sorgen geraten aber ins Hintertreffen, als die beiden auf eine Gruppe jugendlicher Jesus-Freaks trifft, die die Bibel sehr frei auszulegen scheinen und etwas unheimlich wirken...

Beim regelmäßigen Durchblättern von Michael J. Weldons Psychotronic Encyclopedia bin ich öfters bei diesem Film hängengeblieben, auch wegen seines bemerkenswerten Titels. Jetzt konnte ich ihn endlich mal sehen, und es hat sich gelohnt. Anders als viele der nach Manson entstandenen "Hippiebande terrorisiert unbescholtene Bürger"-Streifen liefert der Plot hier unerwartete Schlenker, die zwar auch auf bekanntes Terrain führen, ich aber keineswegs erwartet hatte. Dann ist da noch die Hippiebande selbst, die neben dem Kiffen auch viel betet und deren Anführer - vielleicht bis auf die zusammengewachsenen Augenbrauen - tatsächlich aussieht wie Jesus. Die christlichen Sakramente werden von der Gruppe allerdings relativ frei ausgelegt, und teilweise ins Gegenteil verkehrt, was dem ganzen eine hübsch subversive Note verleiht. Jeanne Crain, die sich in den 70ern wie viele Stars der 40er und 50er in einem Horrorfilm wiederfand, ist immer noch sehr schön und hält mit ihrer Professionalität und Leinwandpräsenz die etwas disparaten Teile des Films zusammen. Doch, das kann sich alles durchaus sehen lassen und könnte ruhig mal aus der Obskurität gehoben werden, am liebsten mit einer neuen Abtastung, denn auf der kanadischen VHS kann man in den Nachtszenen mal überhaupt nichts erkennen.


Fanny Pierce ist mit einem Prediger verheiratet, und so sehr sie ihren Mann liebt, wird sie von seiner Unstetigkeit langsam ermüdet. Statt sich irgendwo in Ruhe niederzulassen und die Leute zu bekehren, juckt es ihn immer wieder in neue Gegenden, um quasi nochmal komplett neu anzufangen. Diese Sorgen geraten aber ins Hintertreffen, als die beiden auf eine Gruppe jugendlicher Jesus-Freaks trifft, die die Bibel sehr frei auszulegen scheinen und etwas unheimlich wirken...

Beim regelmäßigen Durchblättern von Michael J. Weldons Psychotronic Encyclopedia bin ich öfters bei diesem Film hängengeblieben, auch wegen seines bemerkenswerten Titels. Jetzt konnte ich ihn endlich mal sehen, und es hat sich gelohnt. Anders als viele der nach Manson entstandenen "Hippiebande terrorisiert unbescholtene Bürger"-Streifen liefert der Plot hier unerwartete Schlenker, die zwar auch auf bekanntes Terrain führen, ich aber keineswegs erwartet hatte. Dann ist da noch die Hippiebande selbst, die neben dem Kiffen auch viel betet und deren Anführer - vielleicht bis auf die zusammengewachsenen Augenbrauen - tatsächlich aussieht wie Jesus. Die christlichen Sakramente werden von der Gruppe allerdings relativ frei ausgelegt, und teilweise ins Gegenteil verkehrt, was dem ganzen eine hübsch subversive Note verleiht. Jeanne Crain, die sich in den 70ern wie viele Stars der 40er und 50er in einem Horrorfilm wiederfand, ist immer noch sehr schön und hält mit ihrer Professionalität und Leinwandpräsenz die etwas disparaten Teile des Films zusammen. Doch, das kann sich alles durchaus sehen lassen und könnte ruhig mal aus der Obskurität gehoben werden, am liebsten mit einer neuen Abtastung, denn auf der kanadischen VHS kann man in den Nachtszenen mal überhaupt nichts erkennen.

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Sonntag, 14. November 2010
Return of the Dead
hypnosemaschinen, 00:10h
Xiao hun ju, Hong Kong 1979, Regie: Li Han-Hsiang

Wir sind in einer Irrenanstalt: Drei Insassen erzählen uns, wie sie dort gelandet sind. Der erste erlebte die Geschichte mit der Affenpfote und verlor darüber verständlicherweise den Verstand. Der zweite pflegte einst im Dunkeln alleine über einen Waldsee zu rudern, bis ihm dort eines Nachts ein nacktes Mädchen entgegengeschwommen kam. Der dritte wiederum ist ein Grabräuber, der der schönen Leiche einer Prostituierten nicht widerstehen konnte...

20 Jahre nach Enchanting Shadow begab sich Li Han-Hsiang wieder auf Horror-Terrain, diesmal in der Form eines modernen Episodenfilms, inklusive reichlich Nacktheit. Die Geschichten basieren auf alten chinesischen Legenden (ließ sich W.W. Jacobs evtl. auch von einer buddhistischen Fabel inspirieren?), die so zeitlose moralische Botschaften haben, daß sie sich unproblematisch auf heutige Zeiten transponieren lassen. Das Ganze, mit üblichen Hong Kong-Einlagen wie grünen Spots bei Horrorszenen, hysterischen Humorausbrüchen und rotzfrechen Tabubrüchen serviert, kann schon recht gut munden. Wer die auch nicht mit moralischen Botschaften sparenden Amicus-Episodenhorrorfilme mag, dürfte auch an dieser sleazigen Variante aus Fernost Gefallen finden, vor allem, da sie auch vortrefflich fotografiert ist.


Wir sind in einer Irrenanstalt: Drei Insassen erzählen uns, wie sie dort gelandet sind. Der erste erlebte die Geschichte mit der Affenpfote und verlor darüber verständlicherweise den Verstand. Der zweite pflegte einst im Dunkeln alleine über einen Waldsee zu rudern, bis ihm dort eines Nachts ein nacktes Mädchen entgegengeschwommen kam. Der dritte wiederum ist ein Grabräuber, der der schönen Leiche einer Prostituierten nicht widerstehen konnte...

20 Jahre nach Enchanting Shadow begab sich Li Han-Hsiang wieder auf Horror-Terrain, diesmal in der Form eines modernen Episodenfilms, inklusive reichlich Nacktheit. Die Geschichten basieren auf alten chinesischen Legenden (ließ sich W.W. Jacobs evtl. auch von einer buddhistischen Fabel inspirieren?), die so zeitlose moralische Botschaften haben, daß sie sich unproblematisch auf heutige Zeiten transponieren lassen. Das Ganze, mit üblichen Hong Kong-Einlagen wie grünen Spots bei Horrorszenen, hysterischen Humorausbrüchen und rotzfrechen Tabubrüchen serviert, kann schon recht gut munden. Wer die auch nicht mit moralischen Botschaften sparenden Amicus-Episodenhorrorfilme mag, dürfte auch an dieser sleazigen Variante aus Fernost Gefallen finden, vor allem, da sie auch vortrefflich fotografiert ist.

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Freitag, 12. November 2010
Parasomnia
hypnosemaschinen, 00:40h
USA 2008, Regie: William Malone

Als der junge Schallplattenverkäufer Danny einen Kumpel besucht, der sich selbst zwecks Entzug in eine Klinik eingeliefert hatte, rät dieser ihm, doch einmal den Flur entlang zu laufen und die anderen Zimmer zu begutachten, befindet sich in einem von diesem doch der berüchtigte Serienmörder Byron Volpe, dem man ebenso hypnotische Fähigkeiten nachsagt. Direkt neben dessen Zimmer entdeckt Danny jedoch ein schönes schlafendes Mädchen, in das er sich direkt verliebt. Er erfährt, daß sie an Narkolepsie leidet und nur wenige Minuten am Tage wach ist. Als er mitbekommt, daß sie zu Experimentierzwecken in die Klinik eines umstrittenen Arztes verlegt werden soll, entführt er sie kurzerhand und nimmt sie mit nach Hause. Das Zusammenleben mit ihr gestaltet sich allerdings recht schwierig, erst recht, als Volpe in ihre Träume einzudringen und ihren Geist zu kontrollieren scheint...

Malone finanzierte den Film aus eigener Tasche ohne Studio-Unterstützung, und das sieht man ihm auch an: Die aus CGI entstandenen Traumlandschaften lassen ein wenig den letzten Schliff vermissen, und auch der bei den Außenaufnahmen ständig hineinkopierte bedrohliche Himmel sieht nicht besonders realistisch aus. Aber darum ging es dem Regisseur wohl auch gar nicht: Hier ist alles bewußt andersartig, leicht verschoben und befremdlich. Dazu gehören neben einigen Details – ein Zwanzigjähriger, der Singles von Sixties-Garagenbands sammelt; der Serienmörder, der den obskuren Pulp-Autoren Hugh B. Cave erwähnt, als wäre der weltberühmt – vor allem die von Zdzisław Beksińskis Werken inspirierten Traumsequenzen, die mit und mit in die Realität einzugreifen scheinen. Ja, man kann hier handwerklich und technisch das ein oder andere Defizit konstatieren, aber der Film bereitet schon Freude, da hier absichtlich die ausgetretenen Pfade aktueller Horrorfilme verlassen werden und in abseitigeres Terrain vorgestoßen wird.


Als der junge Schallplattenverkäufer Danny einen Kumpel besucht, der sich selbst zwecks Entzug in eine Klinik eingeliefert hatte, rät dieser ihm, doch einmal den Flur entlang zu laufen und die anderen Zimmer zu begutachten, befindet sich in einem von diesem doch der berüchtigte Serienmörder Byron Volpe, dem man ebenso hypnotische Fähigkeiten nachsagt. Direkt neben dessen Zimmer entdeckt Danny jedoch ein schönes schlafendes Mädchen, in das er sich direkt verliebt. Er erfährt, daß sie an Narkolepsie leidet und nur wenige Minuten am Tage wach ist. Als er mitbekommt, daß sie zu Experimentierzwecken in die Klinik eines umstrittenen Arztes verlegt werden soll, entführt er sie kurzerhand und nimmt sie mit nach Hause. Das Zusammenleben mit ihr gestaltet sich allerdings recht schwierig, erst recht, als Volpe in ihre Träume einzudringen und ihren Geist zu kontrollieren scheint...

Malone finanzierte den Film aus eigener Tasche ohne Studio-Unterstützung, und das sieht man ihm auch an: Die aus CGI entstandenen Traumlandschaften lassen ein wenig den letzten Schliff vermissen, und auch der bei den Außenaufnahmen ständig hineinkopierte bedrohliche Himmel sieht nicht besonders realistisch aus. Aber darum ging es dem Regisseur wohl auch gar nicht: Hier ist alles bewußt andersartig, leicht verschoben und befremdlich. Dazu gehören neben einigen Details – ein Zwanzigjähriger, der Singles von Sixties-Garagenbands sammelt; der Serienmörder, der den obskuren Pulp-Autoren Hugh B. Cave erwähnt, als wäre der weltberühmt – vor allem die von Zdzisław Beksińskis Werken inspirierten Traumsequenzen, die mit und mit in die Realität einzugreifen scheinen. Ja, man kann hier handwerklich und technisch das ein oder andere Defizit konstatieren, aber der Film bereitet schon Freude, da hier absichtlich die ausgetretenen Pfade aktueller Horrorfilme verlassen werden und in abseitigeres Terrain vorgestoßen wird.

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Mittwoch, 10. November 2010
Štićenik
hypnosemaschinen, 00:24h
Jugoslawien 1973, Regie: Djordje Kadijevic

Ein junger Mann flüchtet durch eine karge Einöde, scheinbar auf der Flucht vor einem in Schwarz gekleideten Mann. In einem großen Haus mitten im Nirgendwo findet er schließlich Unterschlupf – dieses stellt sich bald als Nervenheilanstalt heraus. Der Oberarzt möchte dem Flüchtling helfen und gewährt ihm Asyl, scheint dieser doch immense Angst vor seinem Verfolger, der sich beim Arzt als sein „Aufseher“ vorstellt, zu haben. So richtig schlau wird aber auch der Doktor nicht aus seinem unverhofftem neuen Patienten...

Was war denn da los, 1973 in Jugoslawien? Da dreht ein Regisseur drei Literaturverfilmungen für's Fernsehen und jede einzige ist ein bemerkenswert originelles Kleinod des unheimlichen Films mit einer einzigartigen Atmosphäre. Was noch viel mehr verblüfft: Die drei Filme haben zwar das ein oder andere stilistische Merkmal gemein, sind aber ansonsten vollkommen unterschiedlich ausgefallen und bedienen sich jeweils verschiedener Spielarten der Phantastik. Štićenik dürfte von den dreien wohl der parabelhafteste, symbolischste sein, hier dominiert das Rätselhafte und nichts wird ausformuliert, stattdessen kann der Zuschauer sich vollkommen selbst ausmalen, was es mit dem jungen Mann und seinem finsteren “Aufseher” auf sich hat, und eine ausgeklügelte überstilisierte Bildkomposition nach der nächsten bestaunen. Auch hier hatte ich Schwierigkeiten, mich für drei Screenshots zu entscheiden. Einer der Lieblingsfilme Kadijevics muß wohl Dreyers Vampyr sein, erinnerten doch auch die Kamerafilter, die Ausleuchtung der Innenaufnahmen und die Schattenspiele bei Devicanska Svirka daran – während dieser aber noch eine Geschichte erzählte, die zahlreiche Gothic-Elemente originell variierte, haben wir es hier fast schon mit einer Nicht-Geschichte zu tun, die alleine durch die Bilder funktioniert. Die Musik und die Darsteller tragen freilich auch einiges dazu bei. Umwerfend! Und es freut mich, daß mein Review zum dritten Film im Bunde – dem wohl bekanntesten und wieder vollkommen anders ausgefallenen Leptirica – der mit Abstand meistgelesenste Eintrag in diesem Blog ist, denn das zeigt, daß die Filme keineswegs vergessen sind und durchaus auch heutzutage noch auf Interesse stoßen. Zu Recht.


Ein junger Mann flüchtet durch eine karge Einöde, scheinbar auf der Flucht vor einem in Schwarz gekleideten Mann. In einem großen Haus mitten im Nirgendwo findet er schließlich Unterschlupf – dieses stellt sich bald als Nervenheilanstalt heraus. Der Oberarzt möchte dem Flüchtling helfen und gewährt ihm Asyl, scheint dieser doch immense Angst vor seinem Verfolger, der sich beim Arzt als sein „Aufseher“ vorstellt, zu haben. So richtig schlau wird aber auch der Doktor nicht aus seinem unverhofftem neuen Patienten...

Was war denn da los, 1973 in Jugoslawien? Da dreht ein Regisseur drei Literaturverfilmungen für's Fernsehen und jede einzige ist ein bemerkenswert originelles Kleinod des unheimlichen Films mit einer einzigartigen Atmosphäre. Was noch viel mehr verblüfft: Die drei Filme haben zwar das ein oder andere stilistische Merkmal gemein, sind aber ansonsten vollkommen unterschiedlich ausgefallen und bedienen sich jeweils verschiedener Spielarten der Phantastik. Štićenik dürfte von den dreien wohl der parabelhafteste, symbolischste sein, hier dominiert das Rätselhafte und nichts wird ausformuliert, stattdessen kann der Zuschauer sich vollkommen selbst ausmalen, was es mit dem jungen Mann und seinem finsteren “Aufseher” auf sich hat, und eine ausgeklügelte überstilisierte Bildkomposition nach der nächsten bestaunen. Auch hier hatte ich Schwierigkeiten, mich für drei Screenshots zu entscheiden. Einer der Lieblingsfilme Kadijevics muß wohl Dreyers Vampyr sein, erinnerten doch auch die Kamerafilter, die Ausleuchtung der Innenaufnahmen und die Schattenspiele bei Devicanska Svirka daran – während dieser aber noch eine Geschichte erzählte, die zahlreiche Gothic-Elemente originell variierte, haben wir es hier fast schon mit einer Nicht-Geschichte zu tun, die alleine durch die Bilder funktioniert. Die Musik und die Darsteller tragen freilich auch einiges dazu bei. Umwerfend! Und es freut mich, daß mein Review zum dritten Film im Bunde – dem wohl bekanntesten und wieder vollkommen anders ausgefallenen Leptirica – der mit Abstand meistgelesenste Eintrag in diesem Blog ist, denn das zeigt, daß die Filme keineswegs vergessen sind und durchaus auch heutzutage noch auf Interesse stoßen. Zu Recht.

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Samstag, 6. November 2010
Et mourir de plaisir
hypnosemaschinen, 16:50h
...und vor Lust zu sterben / Blood and Roses, Frankreich/Italien 1960, Regie: Roger Vadim

In einer Woche will Leopoldo de Karnstein (Mel Ferrer) seine geliebte Georgia (Elsa Martinelli) heiraten, sehr zum Verdruß seiner Kusine Carmilla (Annette Vadim), die seit Kindheitstagen in ihn verliebt ist. In ihrer Trauer ist das sensible Mädchen immer mehr von der Geschichte ihrer Vorfahrin Millarca fasziniert, die ihr sehr ähnlich sieht und ein Vampir gewesen sein soll – nur wurde ihr Grab nie gefunden. Eine versehentliche Explosion deutscher Landminen während eines Feuerwerks zum Abschluß eines Maskenballs legt das Grab jedoch wieder frei und Carmilla ist die erste, die es findet...

Lange Zeit war die einzig verfügbare Kopie des Films die amerikanische VHS-Kassette, deren Bild leider auf 4:3 getrimmt wurde. Vor kurzem ist eine Kopie der französischen Originalversion in Scope aufgetaucht, die zwar aufgrund manchmal abgeschnittener Köpfe am rechten Bildrand auch nicht ganz richtig zu sein scheint, aber immerhin von den prächtigen Bildkompositionen einiges mehr zeigt als mir bislang bekannt. Allerdings handelt es sich bei dieser Version auch um einen vollkommen anderen Schnitt: Die Traumsequenz, die mich bei der Erstsichtung vor ca. 10 Jahren am tiefsten beeindruckte, fehlt hier bis auf eine kurze Sequenz komplett. Dafür setzt diese Version mehr auf Ambivalenz, denn die plakativen Voiceovers von Millarca aus dem Grab, die wohl Carmillas Verhalten im Verlauf des Films „erklären“ sollen, fehlen hier ebenfalls, stattdessen gibt es hier nur Musik und Annette Stroybergs Mimik, die man selbst interpretieren kann. Auf welcher der beiden Versionen die noch seltenere deutsche Fassung des Films beruht, habe ich noch nicht herausfinden können.

Neben einer Transponierung der klassischen Vorlage von Sheridan Le Fanu in die Gegenwart nimmt Vadim auch weitere Veränderungen des Stoffes vor, die aber durchaus legitim scheinen. Der Horror ist hier etwas zurückgedreht, ebenfalls die lesbischen Untertöne, stattdessen wird die Tragik der Carmilla-Figur akzentuiert. Das kann man schon so machen, wenn es wie hier durch eine von Bild und Musik geschaffene passende Atmosphäre begleitet wird. Laut Filmdienst ließ sich Vadim für diesen Film von Dreyer und Cocteau inspirieren, ich möchte aber mal wetten, daß er auch den ein oder anderen Hammer-Film gesehen hat. Die Jungs von der Insel entdeckten den Stoff mit The Vampire Lovers allerdings erst 10 Jahre später für sich.

Wenn auch nicht die optimale Bearbeitung der Vorlage (auf die warte ich, trotz zahlreicher gelungener Adaptionen, immer noch), so doch ein sehr schöner und stimmungsvoller Film, der ja ruhig mal, wie so viele andere, auf DVD erscheinen könnte. Was die Traumsequenz betrifft, die hat freundlicherweise jemand bei youtube hochgeladen - wurde aber in der Zwischenzeit gelöscht. Hier stattdessen jetzt der Trailer:

In einer Woche will Leopoldo de Karnstein (Mel Ferrer) seine geliebte Georgia (Elsa Martinelli) heiraten, sehr zum Verdruß seiner Kusine Carmilla (Annette Vadim), die seit Kindheitstagen in ihn verliebt ist. In ihrer Trauer ist das sensible Mädchen immer mehr von der Geschichte ihrer Vorfahrin Millarca fasziniert, die ihr sehr ähnlich sieht und ein Vampir gewesen sein soll – nur wurde ihr Grab nie gefunden. Eine versehentliche Explosion deutscher Landminen während eines Feuerwerks zum Abschluß eines Maskenballs legt das Grab jedoch wieder frei und Carmilla ist die erste, die es findet...

Lange Zeit war die einzig verfügbare Kopie des Films die amerikanische VHS-Kassette, deren Bild leider auf 4:3 getrimmt wurde. Vor kurzem ist eine Kopie der französischen Originalversion in Scope aufgetaucht, die zwar aufgrund manchmal abgeschnittener Köpfe am rechten Bildrand auch nicht ganz richtig zu sein scheint, aber immerhin von den prächtigen Bildkompositionen einiges mehr zeigt als mir bislang bekannt. Allerdings handelt es sich bei dieser Version auch um einen vollkommen anderen Schnitt: Die Traumsequenz, die mich bei der Erstsichtung vor ca. 10 Jahren am tiefsten beeindruckte, fehlt hier bis auf eine kurze Sequenz komplett. Dafür setzt diese Version mehr auf Ambivalenz, denn die plakativen Voiceovers von Millarca aus dem Grab, die wohl Carmillas Verhalten im Verlauf des Films „erklären“ sollen, fehlen hier ebenfalls, stattdessen gibt es hier nur Musik und Annette Stroybergs Mimik, die man selbst interpretieren kann. Auf welcher der beiden Versionen die noch seltenere deutsche Fassung des Films beruht, habe ich noch nicht herausfinden können.

Neben einer Transponierung der klassischen Vorlage von Sheridan Le Fanu in die Gegenwart nimmt Vadim auch weitere Veränderungen des Stoffes vor, die aber durchaus legitim scheinen. Der Horror ist hier etwas zurückgedreht, ebenfalls die lesbischen Untertöne, stattdessen wird die Tragik der Carmilla-Figur akzentuiert. Das kann man schon so machen, wenn es wie hier durch eine von Bild und Musik geschaffene passende Atmosphäre begleitet wird. Laut Filmdienst ließ sich Vadim für diesen Film von Dreyer und Cocteau inspirieren, ich möchte aber mal wetten, daß er auch den ein oder anderen Hammer-Film gesehen hat. Die Jungs von der Insel entdeckten den Stoff mit The Vampire Lovers allerdings erst 10 Jahre später für sich.

Wenn auch nicht die optimale Bearbeitung der Vorlage (auf die warte ich, trotz zahlreicher gelungener Adaptionen, immer noch), so doch ein sehr schöner und stimmungsvoller Film, der ja ruhig mal, wie so viele andere, auf DVD erscheinen könnte. Was die Traumsequenz betrifft, die hat freundlicherweise jemand bei youtube hochgeladen - wurde aber in der Zwischenzeit gelöscht. Hier stattdessen jetzt der Trailer:
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