Samstag, 27. November 2010
What We Do Is Secret
USA 2007, Regie: Rodger Grossman



THE GERMS waren eine der ersten Punkrock-Bands in der Szene von Los Angeles. Anders als die Kollegen gingen sie aber nicht den üblichen Weg, nach Bandgründung zunächst einmal eine Zeit im Proberaum zu verbringen, sondern sie traten bereits auf und veröffentlichten eine Single, als gerade mal der Gitarrist so halbwegs was spielen konnte. Wettgemacht wurde das durch die unvorhersehbare Bühnenshow des Sängers Darby Crash, die nicht selten in Schlägereien endete, und Fluch und Segen gleichzeitig werden sollte. Einerseits war die ganze Stadt heiß darauf, die provozierende Band zu sehen, andererseits bekamen sie in einem Club nach dem anderen Hausverbot und Darby griff zum Heroin, um die Schmerzen während der Performances ertragen zu können. Musikalisch entwickelte man sich dabei weiter und nahm schließlich ein Album auf, das zurecht Klassikerstatus besitzt. Persönlich driftete man aber immer mehr auseinander, es kommt zur Auflösung, kurz darauf aber wieder zu einer gefeierten Reunion. Am 7. Dezember 1980 nimmt sich Darby Crash mit einer Heroin-Überdosis das Leben, was kaum jemand mitbekommt, da am nächsten Tag John Lennon erschossen wird...



Ich bin mal wieder äußerst zwiegespalten. Ja, es ist gut, daß es einen Film über Darby Crash und die GERMS gibt und die Hauptdarsteller sind allesamt vollkommen überzeugend. Das Problem ist die Inszenierung des Ganzen: Das sieht alles so nach Schema F der toten Rock'n'Roller-Huldigung aus und biedert sich an den Massengeschmack an, was zu einer so konsequent gegen den Strich gebürsteten Band wie den Germs nun überhaupt nicht passen will. Die Macher scheinen auch nicht wirklich mit der damaligen LA-Szene vertraut gewesen zu sein, die sich in authentischen Dokumenten wie Penelope Spheeris' (die sogar kurz im Film auftaucht) Decline of the Western Civilization wesentlich rauher und dreckiger präsentiert und hier ein wenig wirkt, als wäre sie durch einen MTV-Ästhetik-Filter gelaufen. Immerhin, im Abspann wird Pat Fear von White Flag als "Punk Technical Advisor" genannt, ein Mann, der sicherlich Ahnung hat, aber es wäre zu Wünschen gewesen, der Regisseur wäre selbst mal auf einem Punkrock-Konzert der gefährlicheren Sorte gewesen, denn so hat man den Eindruck, er hat dergleichen nur auf youtube gesehen.



Ein weiteres Problem, das ich aber scheinbar mit sämtlichen Biopics über verstorbene Musiker habe, ist wohl, daß der Anteil des Toten an dem Erfolg einer Band reichlich übertrieben wird. Sicherlich waren Darbys Texte außergewöhnlich, aber auch das bekloppte Schlagzeug von Don Bolles und Pat Smears ebenso rotziges wie präzises Gitarrenspiel haben den einzigartigen Germs-Sound geprägt. Letzterer stieg ja 1993 als zweiter Gitarrist bei NIRVANA ein und sah sich - Ironie des Schicksals - kurze Zeit später erneut im Schatten eines Toten. Fazit: Es ist schon gut, daß es diesen Film gibt, er hätte nur etwas besser sein können. Aber solange er dazu führt, daß junge Menschen auf die alten Punkbands aufmerksam werden, soll mir das schon recht sein. Nur müßte man denen auch gleich mitgeben, daß THE DAMNED eigentlich auch ganz anders waren als die dicken Clowns, von denen sie hier gespielt werden.

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Kann mir lebhaft vorstellen ...
... wie der Film aussieht. Bin mit den Germs nicht so vertraut (auch wenn ihr Album irgendwo auf meiner Festplatte herumschwimmt) und habe Punk eigentlich eh immer nur aus dritter Hand verfolgt, aber ich ahne, dass es mir beim Ansehen ähnlich ginge wie dir. Schöner Text also!

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Merci!
Ansonsten lassen sich hier auch zahlreiche Parallelen zu anderen Rock'n'Roll-Filmen ablesen...die Frisuren sind da manchmal schon das auffälligste Unterscheidungsmerkmal. :D

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Mit etwas Verspätung
...erscheint der Film im August via SAVOY FILM auch in Deutschland auf DVD: http://www.amazon.de/What-We-Do-Is-Secret/dp/B00DEFVD5Y/

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