Montag, 30. Mai 2011
Day of the Triffids
hypnosemaschinen, 00:25h
GB 1981, Regie: Ken Hannam
Diese sechsteilige TV-Serie hat aufgrund ihres Formats schon einen erheblichen Vorteil bei der Umsetzung von John Wyndhams weitschweifiger Vorlage, und es verwundert dann auch nicht, daß die düster-apokalyptische Atmosphäre, die in der Kinoversion aus den 60ern von den Monsterpflanzen etwas in den Hintergrund gedrängt wurde, sich hier wesentlich besser entfalten kann. Mir ist dann auch wieder aufgefallen, wie stark sich 28 days later von Wyndhams Roman hat beeinflussen lassen, was Danny Boyle in dem ein oder anderen Interview sogar freiwillig zugegeben hat. Und es besteht auch kein großer Unterschied zwischen der über Nacht erblindeten Bevölkerung, die, von Panik und vom Willen zu Überleben getrieben, sämtliche Vernunft und Moral abschüttelnd über die Straßen wanken und „die Anderen“ umzingeln, und den untoten Gesellen.
Die Defizite der menschlichen Natur stehen in dieser Umsetzung deutlich im Vordergrund, was besonders in der letzten Folge deutlich wird, als das Militär nach der Katastrophe unter dem Motto „irgendeine Ordnung muß sein“ feudale Strukturen aus vergangenen Jahrhunderten etablieren will. Trotz all dieser Untertöne ging es den Verantwortlichen jedoch in erster Linie darum, spannende Science-Fiction zu produzieren, und das ist ihnen auch vollends gelungen. Man sieht der Produktion ihre Entstehungszeit zwar deutlich an, aber die beklemmende Atmosphäre zeigt auch heute noch Wirkung. Besonders der Mittelteil, in dem die Protagonisten auf der Suche nach einem sicheren Ort durch ein England voller Leichen fahren, hat es in sich, da diese Szenen nicht auf plakative Schockeffekte setzen, sondern das Grauen aus verschiedenen sachlichen Perspektiven immer neu bebildern.
2009 hat sich das britische Fernsehen erneut des Stoffes angenommen, das Resultat kann sich aber trotz deutlich höherem Budget, das wohl hauptsächlich für einen spektakulären Flugzeugabsturz mitten in London draufgegangen ist, aufgrund eines unnötigen Hangs zu dramaturgischen Konventionen in Sachen Atmosphäre und Spannung nicht mit dieser Version messen.
Diese sechsteilige TV-Serie hat aufgrund ihres Formats schon einen erheblichen Vorteil bei der Umsetzung von John Wyndhams weitschweifiger Vorlage, und es verwundert dann auch nicht, daß die düster-apokalyptische Atmosphäre, die in der Kinoversion aus den 60ern von den Monsterpflanzen etwas in den Hintergrund gedrängt wurde, sich hier wesentlich besser entfalten kann. Mir ist dann auch wieder aufgefallen, wie stark sich 28 days later von Wyndhams Roman hat beeinflussen lassen, was Danny Boyle in dem ein oder anderen Interview sogar freiwillig zugegeben hat. Und es besteht auch kein großer Unterschied zwischen der über Nacht erblindeten Bevölkerung, die, von Panik und vom Willen zu Überleben getrieben, sämtliche Vernunft und Moral abschüttelnd über die Straßen wanken und „die Anderen“ umzingeln, und den untoten Gesellen.
Die Defizite der menschlichen Natur stehen in dieser Umsetzung deutlich im Vordergrund, was besonders in der letzten Folge deutlich wird, als das Militär nach der Katastrophe unter dem Motto „irgendeine Ordnung muß sein“ feudale Strukturen aus vergangenen Jahrhunderten etablieren will. Trotz all dieser Untertöne ging es den Verantwortlichen jedoch in erster Linie darum, spannende Science-Fiction zu produzieren, und das ist ihnen auch vollends gelungen. Man sieht der Produktion ihre Entstehungszeit zwar deutlich an, aber die beklemmende Atmosphäre zeigt auch heute noch Wirkung. Besonders der Mittelteil, in dem die Protagonisten auf der Suche nach einem sicheren Ort durch ein England voller Leichen fahren, hat es in sich, da diese Szenen nicht auf plakative Schockeffekte setzen, sondern das Grauen aus verschiedenen sachlichen Perspektiven immer neu bebildern.
2009 hat sich das britische Fernsehen erneut des Stoffes angenommen, das Resultat kann sich aber trotz deutlich höherem Budget, das wohl hauptsächlich für einen spektakulären Flugzeugabsturz mitten in London draufgegangen ist, aufgrund eines unnötigen Hangs zu dramaturgischen Konventionen in Sachen Atmosphäre und Spannung nicht mit dieser Version messen.
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whoknows best,
Montag, 30. Mai 2011, 01:24
Erinnerungen!
Erinnerungen werden wach! Ich war kaum bei meiner Gastfamilie in GB angekommen, und schon wollte sich die Hausfrau lieber den ersten, etwas langsam einsetzenden Teil von "Day of the Triffids" als den von mir ersehnten Bond (ja, ich war jung...) anschauen. Ich bereue ihr Durchsetzungsvermögen nicht.
Wyndham's Vorlage empfinde ich eigentlich als gar nicht so weitschweifig (ist ja ein verhältnismässig kurzer Roman). Hast du schon einmal die 1961er Version mit Howard Keel gesehen? Sie verpackte die Sache recht effektvoll in 90 Minuten.
Wyndham's Vorlage empfinde ich eigentlich als gar nicht so weitschweifig (ist ja ein verhältnismässig kurzer Roman). Hast du schon einmal die 1961er Version mit Howard Keel gesehen? Sie verpackte die Sache recht effektvoll in 90 Minuten.
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hypnosemaschinen,
Montag, 30. Mai 2011, 03:20
Oha...
ich denke, zur Zeit der Entstehung muß die Serie ordentlich reingeknallt haben, wenn man sie mit über 20 Jahren Abstand sieht, fallen einem die zeitgemäßen Frisuren etc. ziemlich auf, aber das von Frau Thatcher kaputtgesparte England eignet sich hervorragend als Kulisse...ich war 1984 auch auf dem Schüleraustausch da (bei einer Pfarrersfamilie in Wimbledon) und erinnere mich noch sehr an die zahlreichen Ruinen und "zu verkaufen"-Schilder.
Ja, die Version mit Howard Keel meinte ich mit Kinoversion - da fand ich die Mörderpflanzen etwas zu sehr im Vordergrund, während der Roman und diese Version den zweiten und imho interessanteren Aspekt der Geschichte - der durch die kollektive Erblindung hervorgerufene plötzliche Rückfall der zivilisierten Menschheit in die Barbarei - auch ausreichend würdigt.
Ja, die Version mit Howard Keel meinte ich mit Kinoversion - da fand ich die Mörderpflanzen etwas zu sehr im Vordergrund, während der Roman und diese Version den zweiten und imho interessanteren Aspekt der Geschichte - der durch die kollektive Erblindung hervorgerufene plötzliche Rückfall der zivilisierten Menschheit in die Barbarei - auch ausreichend würdigt.
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whoknows best,
Montag, 30. Mai 2011, 08:50
Typischer nächtlicher Irrtum meinerseits: Ich dachte, es handle sich bei der Adaption von 2009 auch um einen Kinofilm. Verzeih einem alten Kokser! ;)
Im historischen East Anglia-Städtchen, das ich ein Jahr lang unsicher machen durfte, gab es auch schon zahlreiche solcher Schilder (wer etwas auf sich hielt, arbeitete sich gen South vorwärts). Immerhin waren damals die Strassen nachts noch sicher, was heute nicht mehr der Fall sein soll. - Ah ja: Schlagzeile der damaligen "Lincolnshire Post": "Lincoln's Best Drag Queen Is a Woman!". :) So etwas könnte man doch heute nur noch über die deutsche Bundeskanzlerin schreiben.
Im historischen East Anglia-Städtchen, das ich ein Jahr lang unsicher machen durfte, gab es auch schon zahlreiche solcher Schilder (wer etwas auf sich hielt, arbeitete sich gen South vorwärts). Immerhin waren damals die Strassen nachts noch sicher, was heute nicht mehr der Fall sein soll. - Ah ja: Schlagzeile der damaligen "Lincolnshire Post": "Lincoln's Best Drag Queen Is a Woman!". :) So etwas könnte man doch heute nur noch über die deutsche Bundeskanzlerin schreiben.
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