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Freitag, 10. September 2010
The Face of Another
hypnosemaschinen, 03:55h
Tanin no kao, Japan 1966, Regie: Hiroshi Teshigahara
Die Ähnlichkeit des Plots zu dem im gleichen Jahr entstandenem Seconds ist verblüffend, genau wie der Umstand, daß beide Filme jeweils auf ebenso gleichzeitig entstandenen Romanen von David Ely bzw. Kobo Abe basieren. Und hier haben wir wieder einen so reichen Film, der Stoff für einige Essays bieten würde, wenn ich nicht so faul wäre. Ein direkter Vergleich mit dem Frankenheimer-Film wäre z.B. eine äußerst fruchtbare Angelegenheit. Dabei würde wohl herauskommen, daß die beiden Filme sich in ihrer bizarren Bildsprache relativ ähnlich sind. Kameraverkantungen galore, aber wo Frankenheimer das Weitwinkelobjektiv herausholt, setzt Teshigahara auf Freeze Frames. Wo der Ami zu überdimensionierten Sets und Technik-Props bei der Verwandlungsszene greift, nimmt der Japaner die minimalistische Variante und Handarbeit. Aber genug zu diesem Vergleich. Der Hauptdarsteller Tatsuya Nakadai zieht alle Register und wirkt immens glaubwürdig, obwohl er in der ersten Hälfte des Verbandes wegen nur seine Augen als Ausdrucksmittel gebrauchen kann, in der zweiten Hälfte der Sonnenbrille wegen nur den Rest des Gesichts. Nicht einordnen kann ich die vielen Verweise auf unsere abendländische Kultur und Geschichte, angefangen beim Walzer auf dem Score, über die leise zu hörende Hitler-Rede bei den Kamerafahrten durch eine Irrenanstalt und den Szenen im Tokyoter Hofbräuhaus bis zu dem deutschen Lied „Wo bist du von gestern“, das eine Japanerin ala Kurt Weill vorträgt, die Tatsache ignorierend, daß sie von einer Akkordeonverseuchten Bierzeltkapelle begleitet wird.
Vollgestopft mit grandiosen inszenatorischen Einfällen erzählt der Film in der ersten Hälfte hauptsächlich die Frankensteineske Geschichte eines Mannes, der aufgrund eines Unfalls so lange von seiner Umwelt als Monster wahrgenommen wird, bis er schließlich selber eines wird. Nach gelungener Operation schiebt sich der Jekyll/Hyde-Gedanke, als anonyme neue Person endlich die unterdrückten Triebe ausleben zu können, mehr in den Vordergrund. Doch die pathetischen Möglichkeiten, die diese Konstellation bietet, werden prosaisch heruntergespielt, bis es zu einem wirklich verstörenden Finale kommt. Obwohl dieser Film eine wahre Goldgrube an inszenatorischen Einfällen ist, scheint Teshigaharas Stil bei weniger komplexen Inhalten besser zu funktionieren: Face of Another ist sicherlich ein großartiger Film, aber gefühlsmäßig hat mich Woman in the Dunes noch wesentlich mehr beeindruckt.
Die Ähnlichkeit des Plots zu dem im gleichen Jahr entstandenem Seconds ist verblüffend, genau wie der Umstand, daß beide Filme jeweils auf ebenso gleichzeitig entstandenen Romanen von David Ely bzw. Kobo Abe basieren. Und hier haben wir wieder einen so reichen Film, der Stoff für einige Essays bieten würde, wenn ich nicht so faul wäre. Ein direkter Vergleich mit dem Frankenheimer-Film wäre z.B. eine äußerst fruchtbare Angelegenheit. Dabei würde wohl herauskommen, daß die beiden Filme sich in ihrer bizarren Bildsprache relativ ähnlich sind. Kameraverkantungen galore, aber wo Frankenheimer das Weitwinkelobjektiv herausholt, setzt Teshigahara auf Freeze Frames. Wo der Ami zu überdimensionierten Sets und Technik-Props bei der Verwandlungsszene greift, nimmt der Japaner die minimalistische Variante und Handarbeit. Aber genug zu diesem Vergleich. Der Hauptdarsteller Tatsuya Nakadai zieht alle Register und wirkt immens glaubwürdig, obwohl er in der ersten Hälfte des Verbandes wegen nur seine Augen als Ausdrucksmittel gebrauchen kann, in der zweiten Hälfte der Sonnenbrille wegen nur den Rest des Gesichts. Nicht einordnen kann ich die vielen Verweise auf unsere abendländische Kultur und Geschichte, angefangen beim Walzer auf dem Score, über die leise zu hörende Hitler-Rede bei den Kamerafahrten durch eine Irrenanstalt und den Szenen im Tokyoter Hofbräuhaus bis zu dem deutschen Lied „Wo bist du von gestern“, das eine Japanerin ala Kurt Weill vorträgt, die Tatsache ignorierend, daß sie von einer Akkordeonverseuchten Bierzeltkapelle begleitet wird.
Vollgestopft mit grandiosen inszenatorischen Einfällen erzählt der Film in der ersten Hälfte hauptsächlich die Frankensteineske Geschichte eines Mannes, der aufgrund eines Unfalls so lange von seiner Umwelt als Monster wahrgenommen wird, bis er schließlich selber eines wird. Nach gelungener Operation schiebt sich der Jekyll/Hyde-Gedanke, als anonyme neue Person endlich die unterdrückten Triebe ausleben zu können, mehr in den Vordergrund. Doch die pathetischen Möglichkeiten, die diese Konstellation bietet, werden prosaisch heruntergespielt, bis es zu einem wirklich verstörenden Finale kommt. Obwohl dieser Film eine wahre Goldgrube an inszenatorischen Einfällen ist, scheint Teshigaharas Stil bei weniger komplexen Inhalten besser zu funktionieren: Face of Another ist sicherlich ein großartiger Film, aber gefühlsmäßig hat mich Woman in the Dunes noch wesentlich mehr beeindruckt.
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