Sonntag, 2. Oktober 2011
Case for a Rookie Hangman
Prípad pro zacínajícího kata, CSSR 1970, Regie: Pavel Jurácek



Bei seiner Reise durch das Land Balnibari begegnet Lemuel Gulliver einem Haufen bizarrer Orte, Personen und Gesellschaftsordnungen. Diese werden umso wunderlicher, je mächtiger sie sind...



Regisseur Jurácek nutzt das dritte Buch aus Jonathan Swifts "Gullivers Reisen" als Basis für eine noch surrealere Satire, in der er nicht nur aktuelle Bezüge einbringt, sondern auch zahlreiche Verweise auf andere literarische Stoffe - so überfährt der Protagonist zu Beginn den Hasen aus "Alice im Wunderland", während spätere Episoden an "Das Schloß" von Kafka erinnern. Die erste halbe Stunde ist ein grandioser Trip und auch später gelingen noch zahlreiche beeindruckende Bilder, die ständig wechselnden Episoden machen den Film auf Dauer aber auch ein wenig anstrengend, da es fast unmöglich ist, das alles bei einer Sichtung komplett aufzunehmen und einzuordnen. Ein ungewöhnliches, faszinierendes Werk bleibt es dennoch - leider landete es unmittelbar nach seiner Veröffentlichung im "Giftschrank" und beendete damit zunächst die vielversprechende Karriere des Regisseurs.

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Freitag, 23. September 2011
TV Smith @ AZ Aachen, 22.9.2011
Würde man die noch aktiven Punkrocker der ersten Stunde in einer Tabelle nach Sympathiebonus ordnen, dürfte es wohl kaum jemand geben, der TV SMITH das Wasser reichen kann. Der Mann ist so herrlich bodenständig, voller Humor und setzt alleine mit seiner Akustikgitarre trotz fortgeschrittenem Alter mehr Energie um, als es manchen ganzen Bands gelingt. Sämtliche Star-Allüren sind ihm zudem fremd, Rückzug in den Backstage-Raum ist nicht, vor und nach dem Konzert ist er immer in der Meute zu finden und für jeden ansprechbar. Selbstverständlich hat er sich dann auch das lokale Vorprogramm angesehen. Ich habe von SINK FRANATRA leider einiges verpasst, aber was ich sah und hörte konnte durchaus gefallen: Mit wechselnden Partnern gab Lukas (von WHEN THERE IS NONE, MEXICAN WOLFBOYS und wo er sonst noch gerade überall spielt) ein abwechslungsreiches Akustikset zum Besten mit breit gestreuten (Eddie & the Hot Rods, Pixies, Hot Water Music) Coverversionen. Fein! Ich mußte mich aber erneut fragen, warum manche Leute auf Akustik-Konzerte gehen, wenn sie sich eigentlich lieber unterhalten, als die Musik zu hören.



Bei TV SMITH waren sie dann aber entweder still oder ich habe sie nicht gehört, weil ich näher an der Bühne stand. Seine Solosachen sind weniger bekannt als die Hits von den ADVERTS, aber mindestens genauso gut und so gab es eine bunte Mischung, die trotz der Länge des Sets keine Langeweile aufkommen liess. Kam mir letztes mal noch BILLY BRAGG als Vergleich in den Sinn, so mußte ich dieses Mal wegen der Gesangsmelodien eher an die NEWTOWN NEUROTICS denken. Von den politischen Texten her passen die auch alle drei ganz gut zusammen. Beim nächsten Mal wieder gerne, lieber Herr Smith und ich bin gespannt, ob er dann wieder die gleiche Hose an hat - die schwarze Domestos-Jeans trug er schon vor drei Jahren im Hauptquartier, aber vielleicht hat er auch mehrere davon. Da das Konzert ja etwas leiser als üblich war, habe ich auch noch mal versucht, ein Video zu machen, das Resultat war aber wieder total krachig und übersteuert, ich glaube, da tu ich niemandem einen Gefallen mit.

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Dienstag, 20. September 2011
Peter Motram: Der Tag, der nicht im Kalender stand
Bei einem Urlaub in den Alpen lernt der Erzähler einen merkwürdigen Fremden kennen, dessen blaugetönte Brille einen Blick in vergangene Zeiten zu ermöglichen scheint. Dies löst eine Kette von merkwürdigen Ereignissen aus, die alle auf einen mysteriösen Mordfall am Anfang des Jahrhunderts hinweisen, der nie geklärt wurde...

Äußerst sympathischer und lesbarer phantastischer Kriminalroman, der zwar gewissermaßen in der Tradition von Autoren wie Alexander Moritz Frey und Gustav Meyrink steht, aber auch zahlreiche moderne Elemente aus seiner Entstehungszeit - den 60er Jahren - einbindet. Laut meiner dtv-Ausgabe hat sich Autor Peter Seckleman, der sonst eher auf dem Gebiet des historischen Romans aktiv ist, extra für dieses "Experiment" das oben genannte Pseudonym zugelegt, klickt man aber durch das Netz, scheint es wohl irgendwie hängen geblieben zu sein, obwohl der Schriftsteller kein zweites Buch dieser Art veröffentlicht zu haben scheint. Schade, denn die Mischung aus spannender Kriminalgeschichte, unvorhersehbaren Wendungen ins Phantastische und einem eigenwilligem, leisem Humor vermochte mir durchaus zu gefallen.

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