Donnerstag, 11. Februar 2010
Jacques Hamelink: Horror Vacui
Da habe ich wohl, mehr oder weniger blind in die Grabbelkiste greifend, ein echtes Goldstück gefunden. Hamelinks Erzählungen beginnen zumeist wie realistische Alltagsbeschreibungen, kippen dann aber langsam um in ein nicht-greifbares Grauen teils individueller, teils existenzialistischer, teils sogar apokalyptischer Natur und münden in rätselhafte, ambivalente Auflösungen. Am besten gefiel mir "Ein aufgehaltenes Unwetter", in dem der Ausflug einiger Schulkinder ins Moor ein Ende findet, das ich überhaupt nicht erwartet hatte und mich in seiner misanthropischen Düsterniß an die viele Jahre später entstandenen Texte von Thomas Ligotti erinnerte. Aber auch die anderen Erzählungen bieten originelle Variationen bekannter phantastischer Motive, die - teilweise auf den Kopf gestellt - ihren Reiz daraus gewinnen, sich gerade in banalen Alltäglichkeiten zu manifestieren...oder zu manifestieren scheinen...große Klasse!

Die "edition suhrkamp"-Ausgabe von 1967 ist wohl die einzige deutsche Übersetzung des Autors und bei amazon marketplace und Konsorten problemlos und günstig abzugreifen.

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