Sonntag, 18. Juli 2010
Moonlight Boy
Yue guang shao wian, Taiwan 1993, Regie: Wie-Yen Yu



Der Junge Xiau Feng rennt durch das nächtliche Taipei und versucht, Kontakt mit seiner Schwester aufzunehmen, diese scheint ihn jedoch gar nicht wahrzunehmen. Feng ist sich auch gar nicht sicher, ob diese Begegnungen tatsächlich stattgefunden haben, oder nicht nur ein Traum gewesen sind, wacht er doch immer wieder in einer einsamen Höhle in der Gesellschaft eines alten Mannes auf...



Einige Jahre bevor das westliche Kino mit Filmen wie The Sixth Sense oder The Others den Geisterfilm wiederentdeckte und mit der Erzählperspektive spielte, erschien dieser bemerkenswerte invertierte Geisterfilm. Die Inversion, die sich daraus ableitet, daß wir die Geschichte aus der Perspektive des Geistes erleben, ist allerdings dermaßen konsequent, daß von den herkömmlichen Geisterfilm-Merkmalen kaum etwas vorzufinden ist. Nur in einigen wenigen Sequenzen wird eine unheimliche Atmosphäre aufgebaut, ansonsten fragt sich der Zuschauer analog zur Titelfigur: Was von dem Gesehenem ist nur ein Traum, was ist Realität, was ist Erinnerung?



Wie bei den Häuten einer Zwiebel schält sich die ganze Wahrheit nur langsam heraus und offenbart eine tragische Familiengeschichte, die zu gleichen Teilen traurig und wunderschön ist. Formal ist der Film ebenfalls ohne Makel: Zu den fabelhaften Bildkompositionen gesellen sich gar einige animierte Sequenzen, die so außergewöhnlich und unerwartet eingebunden werden, daß man nur noch ungläubig auf den Bildschirm starrt.

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