Samstag, 19. März 2011
Traumstadt
hypnosemaschinen, 20:43h
Deutschland 1973, Regie: Johannes Schaaf
Der Künstler Florian Sand erhält von einem ehemaligen Klassenkameraden, dem mittlerweile zum Millionär gewordenen Klaus Patera, die Einladung, in seine neu gegründete “Traumstadt” umzusiedeln, in der ganz eigene Gesetze herrschen und auf die Freiheit des Individuums höchsten Wert gelegt wird. Da Sand sich momentan in einer Schaffenskrise befindet und der Einladung ein Scheck über 100.000 Mark beigefügt war, entscheidet er sich, mit seiner Frau die Reise anzutreten. Die Traumstadt befindet sich mitten in einer orientalischen Wüste und besteht aus europäischen Gebäuden des 19. Jahrhunderts, die dorthin transportiert wurden. Auch die Kleidung der Bewohner läßt eher auf vergangene Zeiten schließen. Zunächst von der Skurrilität des Lebens und der Menschen dort fasziniert und inspiriert, stellt Sand jedoch auch bald fest, daß hier einige unheimliche Dinge vor sich gehen...
Der Roman „Die andere Seite“ von Alfred Kubin ist einer von diesen Stoffen, die eigentlich als „kaum verfilmbar“ galten - daß man auf solche Einschätzungen aber nicht unbedingt immer was geben muß und es trotzdem versuchen sollte, beweist Johannes Schaaf hier eindrucksvoll. In zahlreichen prächtigen Sequenzen und Bildern gelingt es dem Regisseur, die stets zwischen Realität und Traum kippende Stimmung festzuhalten und dabei auch noch einige durchaus reizvolle eigene Ideen einzubauen. Sehr gelegen kommt dabei die Location, die bereits leicht verfallene Geisterstadt Preßnitz im Erzgebirge/Sudetenland, die für das Finale tatsächlich in die Luft gesprengt wurde und kurze Zeit später von einem Stausee geflutet wurde.
Traumstadt ist aber auch ein Kind seiner Zeit, in der Inszenierung deutlich vom Panik-Theater beeinflusst, meinte ich, hier und dort auch etwas Monty Python auszumachen. Auch inhaltlich werden Aktualisierungen vorgenommen, so wird aus dem Kapitalisten Herkules Bell, dem Gegenspieler Pateras, der eine Revolution anzetteln möchte, ein Afro-Amerikanischer Bürgerrechtler. (Gespielt von Ronnie Williams!) Das apokalyptische Finale des Romans wird allerdings etwas zurückhaltender umgesetzt, ist aber auch in dieser Form durchaus eindrucksvoll geraten. Spoiler: Am Ende des Romans wächst ein riesiger Penis aus der Erde und stapft mit seinen riesigen Hoden durch die Straßen – den gibt es hier nicht zu sehen. Warum genau, darüber könnte man endlos spekulieren.
Eine unvergessliche Bilderflut, die zugleich noch eine düstere Meditation über die Natur des Menschen ist. Der Film sollte besser heute als morgen als DVD wiederveröffentlicht werden, am besten von einem sympathischen Label wie Bildstörung.
Der Künstler Florian Sand erhält von einem ehemaligen Klassenkameraden, dem mittlerweile zum Millionär gewordenen Klaus Patera, die Einladung, in seine neu gegründete “Traumstadt” umzusiedeln, in der ganz eigene Gesetze herrschen und auf die Freiheit des Individuums höchsten Wert gelegt wird. Da Sand sich momentan in einer Schaffenskrise befindet und der Einladung ein Scheck über 100.000 Mark beigefügt war, entscheidet er sich, mit seiner Frau die Reise anzutreten. Die Traumstadt befindet sich mitten in einer orientalischen Wüste und besteht aus europäischen Gebäuden des 19. Jahrhunderts, die dorthin transportiert wurden. Auch die Kleidung der Bewohner läßt eher auf vergangene Zeiten schließen. Zunächst von der Skurrilität des Lebens und der Menschen dort fasziniert und inspiriert, stellt Sand jedoch auch bald fest, daß hier einige unheimliche Dinge vor sich gehen...
Der Roman „Die andere Seite“ von Alfred Kubin ist einer von diesen Stoffen, die eigentlich als „kaum verfilmbar“ galten - daß man auf solche Einschätzungen aber nicht unbedingt immer was geben muß und es trotzdem versuchen sollte, beweist Johannes Schaaf hier eindrucksvoll. In zahlreichen prächtigen Sequenzen und Bildern gelingt es dem Regisseur, die stets zwischen Realität und Traum kippende Stimmung festzuhalten und dabei auch noch einige durchaus reizvolle eigene Ideen einzubauen. Sehr gelegen kommt dabei die Location, die bereits leicht verfallene Geisterstadt Preßnitz im Erzgebirge/Sudetenland, die für das Finale tatsächlich in die Luft gesprengt wurde und kurze Zeit später von einem Stausee geflutet wurde.
Traumstadt ist aber auch ein Kind seiner Zeit, in der Inszenierung deutlich vom Panik-Theater beeinflusst, meinte ich, hier und dort auch etwas Monty Python auszumachen. Auch inhaltlich werden Aktualisierungen vorgenommen, so wird aus dem Kapitalisten Herkules Bell, dem Gegenspieler Pateras, der eine Revolution anzetteln möchte, ein Afro-Amerikanischer Bürgerrechtler. (Gespielt von Ronnie Williams!) Das apokalyptische Finale des Romans wird allerdings etwas zurückhaltender umgesetzt, ist aber auch in dieser Form durchaus eindrucksvoll geraten. Spoiler: Am Ende des Romans wächst ein riesiger Penis aus der Erde und stapft mit seinen riesigen Hoden durch die Straßen – den gibt es hier nicht zu sehen. Warum genau, darüber könnte man endlos spekulieren.
Eine unvergessliche Bilderflut, die zugleich noch eine düstere Meditation über die Natur des Menschen ist. Der Film sollte besser heute als morgen als DVD wiederveröffentlicht werden, am besten von einem sympathischen Label wie Bildstörung.
... comment
...bereits 7496 x gelesen
intergalactic ape-man,
Donnerstag, 24. März 2011, 19:28
Aktion deutscher Film
Ui, danke, genau weil ich solche "Geheimtips" kennenlernen möchte, habe ich angefangen, die Aktion deutscher Film zu erspinnen. Nachäffung empfohlen. Klingt ziemlich interessant, nur auftreiben muß man dieses Prunkstück jetzt noch. Vielleicht ist Bildstörung da wirklich die richtige Adresse für die Zukunft.
... link
hypnosemaschinen,
Freitag, 25. März 2011, 00:48
Ist mir auch schon aufgefallen,
daß sich dieser Post mit deiner Aktion irgendwie überschnitten hat und da wohl ganz gut hinzu gepasst hätte. Bei mir ist es immer etwas unvorhersehbar und zufällig, wann ich welche Filme aus welchen Ländern sehe und wie gut die mir dann gefallen...habe deine Aktion aber sehr wohl wahrgenommen, und sollte sich da noch was ergeben, wirst du von mir hören. :)
... link
whoknows best,
Freitag, 25. März 2011, 16:48
Wenigstens ich bin mittlerweile dabei. Also, Alex, klemm dich in deinen zweifellos geilen Arsch und raff dich zu einem Eingangsposting auf! So schwer kann es doch gar nicht sein, an zehn vollkommen unbekannte Horror-Filme aus deutschsprachigen Ländern zu erinnern. ;) - Notfalls darfst du einen Kurzfilm mit mir in der Hauptrolle drehen: Mit dem "Sennentuntschi" nehme ich es schnell mal auf...
... link
intergalactic ape-man,
Freitag, 25. März 2011, 19:41
Whoknows hat recht,
für die aktuelle Mitmachaktion wäre es nicht einmal notwendig ein Review zu verfassen. Du kannst dich im Rahmen grober Richtlinien beteiligen, wie du es dir vorstellst. Und da könnte gerade bei deinem speziellen Geschmack einiges von Interesse zum Vorschein kommen. :)
... link
whoknows best,
Samstag, 26. März 2011, 19:08
Wer weiss?
Vielleicht ziert sich Alex ja, weil er ein heimlicher Fan der Otto-Filme ist oder das da
http://www.youtube.com/watch?v=nGPKLrNv2Qo
bewundert? ;)
http://www.youtube.com/watch?v=nGPKLrNv2Qo
bewundert? ;)
... link
hypnosemaschinen,
Samstag, 26. März 2011, 20:20
Da kommt schon was...
ich bin nur momentan noch am überlegen, wo und wie ich es am besten mache...da ich die nächsten Tage aber recht busy mit anderen Dingen sein werde, bitte ich noch um etwas Geduld....
... link
hypnosemaschinen,
Donnerstag, 7. April 2011, 20:24
Der Beitrag zur Aktion...
...zusammen mit den Kollegen jetzt bei Hard Sensations!
... link
... comment
hypnosemaschinen,
Montag, 27. Januar 2014, 20:23
Die Traumstadt wird wahr:
Zumindest auf DVD, Filmjuwelen veröffentlichen den Film am 28.3., ist auch bereits bei amazon gelistet.
... link
... comment