Samstag, 3. Juli 2010
Enigma para Demônios
Brasilien 1975, Regie: Carlos Hugo Christensen



Eine junge Frau aus Buenos Aires reist zu Verwandten in einem kleinen Bergdorf in Brasilien. Dort wird sie mit der Vergangenheit ihrer Familie konfrontiert, die bislang vor ihr geheimgehalten wurde. Bei einem Besuch des Grabs ihrer Mutter nimmt sie geistesabwesend eine Blume von einem anderen Grab an sich. Kurze Zeit später erhält sie merkwürdige Telefonanrufe, eine männliche Stimme fordert sie auf, die Blume, die sie gestohlen hat, zurückzubringen. Doch das Mädchen kann sie nirgendwo mehr finden...



Es gibt manchmal schon bemerkenswerte Zufälle: Vor knapp drei Monaten las ich zum ersten Mal die Kurzgeschichte „Mädchen, Blume, Telefon“ von Carlos Drummond de Andrade und ich war sehr begeistert, dann wurde mir zufällig dieser brasilianische Horrorfilm zugespielt und ich stellte erst viel später fest, daß es sich um eine Verfilmung ebenjener Erzählung handelt. Die literarische Vorlage erzielte ihre Wirkung durch eine sachliche Verknappung der Umstände, was freilich für einen abendfüllenden Film nicht ausgereicht hätte. So wurden hier noch einige, teilweise arg konventionell, teilweise reichlich bizarr wirkende Subplots eingewoben, was den nüchternen Impact der Geschichte etwas verwässert. Andererseits vermag der Film schon zu überzeugen, handelt es sich bei dem Regisseur doch auch um einen alten Hasen aus Argentinien, der 1939 seinen ersten Film dirigierte und in den 50ern für einige Arbeiten in Cannes und Berlin nominiert wurde. Verblüffend, wie in den Rückblenden konsequent die Kameraverkantung beibehalten wird, andererseits kommt das Zoom-Objektiv vielleicht ein wenig zu oft zum Einsatz. Dann aber wurde statt einem eigenem Score ausschließlich Musik von Jean Sibelius verwendet, was das Ganze auf eine weitere Art und Weise eigenwillig macht. Der Valse Triste kommt allerdings nicht vor, hätte aber auch ganz gut gepasst.

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