Sonntag, 24. März 2013
L'Araignée d'Eau
Frankreich 1971, Regie: Jean-Daniel Verhaeghe



Als der Insektenforscher Bernard eines Tages am Fluss spazieren geht, nimmt er einen merkwürdigen Gesang wahr. Dieser scheint von einer Wasserspinne zu stammen, die er kurzerhand mit nach Hause nimmt. Dort wächst das Tier zunächst erheblich, bis es sich eines Nachts in eine schöne junge Frau verwandelt...



Hier haben wir mal wieder einen Film, der weniger von seiner Handlung lebt, als vielmehr von seiner entrückten, traumähnlichen Atmosphäre. Basierend auf einer 1948 erschienenen Erzählung von Marcel Béalu, der auch am Drehbuch beteiligt war, wird eine höchst eigenartige Stimmung erzeugt: Dazu tragen neben den kargen melancholischen Landschaften vor allem die sich fast ständig schleichend bewegende Kamera sowie der von einem Theremin dominierte Score bei, der an manchen Stellen vielleicht etwas zu dick aufträgt - was aber ganz gut zu anderen Stilmitteln passt, die ebenfalls wirken, als stammten sie aus einem viel älteren Film. Eine äußerst schöne Angelegenheit, bei der ich mich mal wieder nicht zusammenreissen konnte, was das Erstellen von Screenshots betrifft.























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Dienstag, 12. März 2013
Botanica @ Dumont, Aachen 11.3.2013


Die New Yorker Band um Paul Wallfisch (derzeit am Theater Dortmund tätig) veröffentlichte kürzlich ein Konzeptalbum, das auf Michail Bulgakows großartigem Roman "Der Meister und Margarita" basierte, machte aber schon vorher mit ihrer Mischung aus Gypsy-Punk, Noiserock und auch ruhigeren Momenten hellhörig. Vor allem sind sie aber eine fabelhafte Liveband, deren gute Laune und Spielfreude extrem ansteckend ist, was gestern nur allzu deutlich wurde. Musikalisch dazu noch alleroberste Kajüte, die Finger des Gitarristen hätte ich gern und Dresden Dolls-Drummer Brian Viglione (unlängst mit der WORLD/INFERNO FRIENDSHIP SOCIETY in der Stadt gewesen) macht auch immer etwas her, wobei freilich in Sachen Showanteilen der charismatische Frontmann die meiste Stimmung verbreitete. Die erste Zugabe war in etwa so lang wie das Set davor, man kann also eher von einer kurzen Pause dazwischen reden, ganz am Schluß kamen sie noch einmal wieder für die einzige Coverversion des Abends, "Celluloid Heroes" von den KINKS. Alles total super und einfach wunderbar - bis zum nächsten Mal!

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Samstag, 9. März 2013
The Year of the Sex Olympics
GB 1968, Regie: Michael Elliott



In einer fernen Zukunft machen sich die Verantwortlichen eines Fernsehsenders Sorgen, da ihr bisheriger Quotenrenner, die Sex-Olympiade, in der der Geschlechtsverkehr verschiedener Paare von einer Jury bewertet wird, beim Publikum nicht mehr auf allzu großes Interesse stößt, auch die "Angry Hungry Show", in der sich Obdachlose mit Torten bewerfen, war schon mal erfolgreicher. Als jedoch ein Mitarbeiter während einer Liveshow zu Tode stürzt und damit das Publikum begeistert, wittern die Produzenten neue Möglichkeiten und entwickeln ein Konzept, in dem sie Mitarbeiter auf eine entlegene Insel schicken und mit Kameras beobachten...



Nie werde ich den Idioten vergessen, der in einem Anglistik-Seminar zum dystopischen Roman meinte, Orwell, Huxley und Bradbury wären mit ihren Werken ja wohl gescheitert, da ihre Vorhersagen nicht eingetroffen sind. Der hatte mal gar nichts kapiert, kam mir aber bei Sichtung dieses Films wieder in den Sinn: Bei einem Fernsehfilm von 1968, der ein Fernsehen der Zukunft imaginiert, das seine größten Erfolge dadurch erzielt, echte Menschen in echten Situationen zum Amusement des Publikums bloßzustellen, kann man in Zeiten von Big Brother und Dschungelcamp wohl sagen, daß dieser Stoff auf verblüffend visionäre Art und Weise ins Schwarze trifft. Autor Nigel Kneale, der schon in den 50ern mit seiner Quatermass-Trilogie seiner Zeit voraus war (man sollte ja eigentlich meinen, alle Science Fiction-Autoren sind irgendwie ihrer Zeit voraus, das trifft aber de facto nur auf wenige zu), geht freilich noch einen Schritt weiter, der hier jetzt nicht verraten werden soll. Mag diese BBC-Produktion zu Beginn noch ein wenig exaltiert und anstrengend wirken, lohnt es sich auf jeden Fall, dranzubleiben, denn die zweite Hälfte zieht nicht nur dramaturgisch die Schraube an, sie läßt auch den talentierten Kameramann sich mal richtig austoben.






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