Sonntag, 22. Mai 2011
Vedreba
hypnosemaschinen, 21:57h
Das Gebet/The Plea, UdSSR (Georgien) 1967, Regie: Tengiz Abuladze

Aus Respekt vor der Tapferkeit des Feindes schneidet Aluda diesem nicht, wie es der Brauch verlangt, nach der Tötung die rechte Hand ab. Daraufhin wird er aus dem Dorf verstossen und muß mit seiner Familie durch das Hochgebirge des Kaukasus ziehen. Auch im Feindesgebiet wagt es ein Jäger, aus humanistischen Gründen gegen die Traditionen zu verstossen und wird dafür von seinen Nachbarn zur Rechenschaft gezogen...

Ohne genauere Kenntnisse der georgischen Kultur und Geschichte ist diese Verfilmung von epischen Gedichten Wascha-Pschawelas wohl nur ansatzweise zu verstehen. Die zentrale Botschaft ist allerdings allgemeingültig: Welchen Sinn haben Hass und Krieg, wenn die einzige Begründung dafür ist, daß der Feind schon immer der Feind war, mag er noch so edel sein und nach den gleichen Prinzipien wie man selbst handeln? Die komplett in Versform oft von einem Off-Sprecher vorgetragenen Dialoge machen den Film ein wenig sperrig, das wird aber wieder ausgeglichen von den von einem eindrucksvollen symphonischen Score begleiteten, sagenhaft schönen Bildern. Hier konnte ich mich auch nicht für drei Screenshots entscheiden und hänge einfach mal eine kleine Bilderstrecke an.











Aus Respekt vor der Tapferkeit des Feindes schneidet Aluda diesem nicht, wie es der Brauch verlangt, nach der Tötung die rechte Hand ab. Daraufhin wird er aus dem Dorf verstossen und muß mit seiner Familie durch das Hochgebirge des Kaukasus ziehen. Auch im Feindesgebiet wagt es ein Jäger, aus humanistischen Gründen gegen die Traditionen zu verstossen und wird dafür von seinen Nachbarn zur Rechenschaft gezogen...

Ohne genauere Kenntnisse der georgischen Kultur und Geschichte ist diese Verfilmung von epischen Gedichten Wascha-Pschawelas wohl nur ansatzweise zu verstehen. Die zentrale Botschaft ist allerdings allgemeingültig: Welchen Sinn haben Hass und Krieg, wenn die einzige Begründung dafür ist, daß der Feind schon immer der Feind war, mag er noch so edel sein und nach den gleichen Prinzipien wie man selbst handeln? Die komplett in Versform oft von einem Off-Sprecher vorgetragenen Dialoge machen den Film ein wenig sperrig, das wird aber wieder ausgeglichen von den von einem eindrucksvollen symphonischen Score begleiteten, sagenhaft schönen Bildern. Hier konnte ich mich auch nicht für drei Screenshots entscheiden und hänge einfach mal eine kleine Bilderstrecke an.










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Samstag, 14. Mai 2011
Cien gritos de terror
hypnosemaschinen, 01:47h
100 Cries of Terror, Mexiko 1965, Regie: Ramón Obón

Episode 1: Ein reicher Tunichtgut erwirbt ein verfluchtes Haus zu einem Spottpreis und zeigt es seiner Frau. Diese ist nur partiell begeistert und hat scheinbar ein schwaches Herz, so daß der Zuschauer ahnt, auf was es hinausläuft...die Prämisse von Episode 2 enthält verblüffende Parallelen zum unlängst hier besprochenen Till Death: Ein Mann besucht das Grab seiner Geliebten, wird aber irrtümlich in der Gruft eingeschlossen...

Schier unglaublich, wieviel tolle Genrefilme in irgendwelchen mexikanischen Archiven schlummern. Dieser hier gehört vielleicht nicht unbedingt zu den Meisterwerken, hat aber genügend Elemente um für den Genre-Aficionado interessant zu sein. Vor allem die Montage im zweiten Teil ist relativ verblüffend, einerseits durch die avantgardistischen schnellen Schnitte, andererseits durch die nicht unbedingt mit der Geschichte im Zusammenhang stehenden Motive, welche die gesamte Erzählung noch zusätzlich verrätseln: Die sehen gut aus, die Close-Ups von Stromleitungen, aber in welcher Beziehung sie zur Filmhandlung stehen, wird nicht ganz klar. Ist vielleicht auch nur so ein mexikanisches Insider-Ding.


Episode 1: Ein reicher Tunichtgut erwirbt ein verfluchtes Haus zu einem Spottpreis und zeigt es seiner Frau. Diese ist nur partiell begeistert und hat scheinbar ein schwaches Herz, so daß der Zuschauer ahnt, auf was es hinausläuft...die Prämisse von Episode 2 enthält verblüffende Parallelen zum unlängst hier besprochenen Till Death: Ein Mann besucht das Grab seiner Geliebten, wird aber irrtümlich in der Gruft eingeschlossen...

Schier unglaublich, wieviel tolle Genrefilme in irgendwelchen mexikanischen Archiven schlummern. Dieser hier gehört vielleicht nicht unbedingt zu den Meisterwerken, hat aber genügend Elemente um für den Genre-Aficionado interessant zu sein. Vor allem die Montage im zweiten Teil ist relativ verblüffend, einerseits durch die avantgardistischen schnellen Schnitte, andererseits durch die nicht unbedingt mit der Geschichte im Zusammenhang stehenden Motive, welche die gesamte Erzählung noch zusätzlich verrätseln: Die sehen gut aus, die Close-Ups von Stromleitungen, aber in welcher Beziehung sie zur Filmhandlung stehen, wird nicht ganz klar. Ist vielleicht auch nur so ein mexikanisches Insider-Ding.

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Dienstag, 3. Mai 2011
Pontianak (Bidan Gayah)
hypnosemaschinen, 02:20h
Malaysia 2003, Regie: Rahman Adam

Unser Protagonist, der gleichzeitig auch Dorftrottel und komisches Element des Films ist, wird nachts von komischen Geräuschen einer kichernden Frau geweckt, und hat seitdem tierisch Schiß. Die Geisterfrau begegnet ihm immer wieder, selbst in einem Büro in der Großstadt. Da hat er eines Tages einen Traum, der scheinbar die Geschichte des Phantoms erzählt...

Pontianak-Filme werden in Singapur und Malaysia seit den 50er Jahren gedreht (ein paar Informationen zur Historie hier) – und da keine davon mit irgendwelchen Untertiteln verfügbar sind, habe ich immer noch nicht ganz geblickt, ob die Titelgestalten jetzt Eulenmenschen, Vampire oder weibliche Rachegeister sind. Irgendwas dazwischen, nehme ich an. Jedenfalls scheint es im neuen Jahrtausend einen ganzen Schwung neuer Produktionen zum Thema zu geben, und während Return to Pontianak 2001 das ganze noch ernsthaft anging, ist der Komödienanteil hier auf fast schon körperverletzende Weise erhöht. Das bessert sich ein bißchen in der zweiten Hälfte, die komplett aus einem Traum des Dorftrottels besteht, in dem er selbst nicht vorkommt und die wohl auch als so eine Art Rückblende gedacht ist. Aber auch hier scheinen die wenigen gelungenen unheimlichen Sequenzen ohne Sinn und Verstand in den Film reingetackert worden zu sein. Bißchen schade, da dann und wann trotz des schlimm synthetischen Scores tatsächlich mal Atmosphäre aufzukommen vermag und auch mal eine hübsche Bildkomposition gelingt. Die Version von 1974 bleibt daher bislang mein Favorit.


Unser Protagonist, der gleichzeitig auch Dorftrottel und komisches Element des Films ist, wird nachts von komischen Geräuschen einer kichernden Frau geweckt, und hat seitdem tierisch Schiß. Die Geisterfrau begegnet ihm immer wieder, selbst in einem Büro in der Großstadt. Da hat er eines Tages einen Traum, der scheinbar die Geschichte des Phantoms erzählt...

Pontianak-Filme werden in Singapur und Malaysia seit den 50er Jahren gedreht (ein paar Informationen zur Historie hier) – und da keine davon mit irgendwelchen Untertiteln verfügbar sind, habe ich immer noch nicht ganz geblickt, ob die Titelgestalten jetzt Eulenmenschen, Vampire oder weibliche Rachegeister sind. Irgendwas dazwischen, nehme ich an. Jedenfalls scheint es im neuen Jahrtausend einen ganzen Schwung neuer Produktionen zum Thema zu geben, und während Return to Pontianak 2001 das ganze noch ernsthaft anging, ist der Komödienanteil hier auf fast schon körperverletzende Weise erhöht. Das bessert sich ein bißchen in der zweiten Hälfte, die komplett aus einem Traum des Dorftrottels besteht, in dem er selbst nicht vorkommt und die wohl auch als so eine Art Rückblende gedacht ist. Aber auch hier scheinen die wenigen gelungenen unheimlichen Sequenzen ohne Sinn und Verstand in den Film reingetackert worden zu sein. Bißchen schade, da dann und wann trotz des schlimm synthetischen Scores tatsächlich mal Atmosphäre aufzukommen vermag und auch mal eine hübsche Bildkomposition gelingt. Die Version von 1974 bleibt daher bislang mein Favorit.

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Montag, 25. April 2011
Hanno cambiato faccia
hypnosemaschinen, 06:38h
They have changed their faces / Wettlauf gegen den Tod, Italien 1971, Regie: Corrado Farina

Der unscheinbare Alberto arbeitet im Büro einer Automobilfirma und staunt nicht schlecht, als er eines Tages zum Geschäftsführer bestellt wird. Dieser eröffnet ihm, daß der eigentliche Besitzer der Firma, ein gewisser Giovanni Nosferatu sich gern mit ihm treffen möchte, und zwar auf seinem entlegenem Landsitz in einem Bergdorf. Hocherfreut über die implizierten Beförderungsmöglichkeiten fährt Alberto ins Hinterland, doch, was er dort vorfindet, ist höchst seltsam...

Obwohl der Film eine offensichtliche Satire auf die Konsumgesellschaft ist, funktioniert er gleichemaßen auch noch als Spannungsthriller. Das liegt einerseits an der Sorgfalt, mit der die Szenen umgesetzt worden sind, in denen der Angestellte wie weiland Jonathan Harker auf seinen Arbeitgeber trifft, andererseits aber auch im straighten Spiel der Darsteller und der durch Kameraführung und Score implizierten Dramatik in gar vortrefflichen Locations. Die Satire wiederum schlägt kräftig um sich und verschont niemanden: Weder der Klerus noch Regisseure von anspruchsvollen Kunstfilmen kommen hier besonders gut weg. Die Person, die sich den denkbar undankbaren deutschen Titel ausgedacht hat, würde ich gerne persönlich erschießen. Vielleicht sollte ich aber vorher, der Ausgeglichenheit zuliebe, nochmal den von Nosferatu Enterprises produzierten LSD-Werbespot featuring Marquis de Sade anschauen.

Der unscheinbare Alberto arbeitet im Büro einer Automobilfirma und staunt nicht schlecht, als er eines Tages zum Geschäftsführer bestellt wird. Dieser eröffnet ihm, daß der eigentliche Besitzer der Firma, ein gewisser Giovanni Nosferatu sich gern mit ihm treffen möchte, und zwar auf seinem entlegenem Landsitz in einem Bergdorf. Hocherfreut über die implizierten Beförderungsmöglichkeiten fährt Alberto ins Hinterland, doch, was er dort vorfindet, ist höchst seltsam...

Obwohl der Film eine offensichtliche Satire auf die Konsumgesellschaft ist, funktioniert er gleichemaßen auch noch als Spannungsthriller. Das liegt einerseits an der Sorgfalt, mit der die Szenen umgesetzt worden sind, in denen der Angestellte wie weiland Jonathan Harker auf seinen Arbeitgeber trifft, andererseits aber auch im straighten Spiel der Darsteller und der durch Kameraführung und Score implizierten Dramatik in gar vortrefflichen Locations. Die Satire wiederum schlägt kräftig um sich und verschont niemanden: Weder der Klerus noch Regisseure von anspruchsvollen Kunstfilmen kommen hier besonders gut weg. Die Person, die sich den denkbar undankbaren deutschen Titel ausgedacht hat, würde ich gerne persönlich erschießen. Vielleicht sollte ich aber vorher, der Ausgeglichenheit zuliebe, nochmal den von Nosferatu Enterprises produzierten LSD-Werbespot featuring Marquis de Sade anschauen.
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Samstag, 23. April 2011
Wilczyca
hypnosemaschinen, 21:59h
Die Wölfin, Polen 1983, Regie: Marek Piestrak

Als der Gutsbesitzer Kasper Bosinski nach Monaten zu seinem Hof zurückkehrt, liegt seine Frau im Sterben. Auf dem Sterbebett verflucht sie ihn jedoch noch und sein Bruder rät ihm, vorsichtig zu sein, hat die Dame vor ihrem Tode nicht nur Orgien gefeiert, sondern sich auch der schwarzen Magie gewidmet. Kasper möchte der Leiche aber keinen Pflock durchs Herz rammen, stattdessen verläßt er seine Heimat endgültig und tritt in die Dienste eines Grafen in der Großstadt ein. Doch als dessen Sohn seine Verlobte vorstellt, erkennt Kasper in ihren Zügen die verstorbene Gattin...

Während die meisten osteuropäischen Filme mit unheimlichen Motiven deutlich allegorischen Charakter besitzen, haben wir hier ein Beispiel für einen relativ straighten Horrorfilm, der auch durch sein Setting im 19. Jahrhundert an die Hammer-Produktionen erinnert. Obwohl der Film zahlreiche atmosphärische Szenen aufweisen kann, gelingt es ihm aber leider nicht, wie z.B. Lokis, diese Atmosphäre die ganze Spielzeit über aufrecht zu erhalten. Dafür gibt es zu viele kammerspielartige Szenen um eigentlich unnötige Subplots, die man vielleicht etwas straffen hätte sollen. Dank einiger atemberaubender Außenaufnahmen bleibt der Film aber immer noch sehenswert.


Als der Gutsbesitzer Kasper Bosinski nach Monaten zu seinem Hof zurückkehrt, liegt seine Frau im Sterben. Auf dem Sterbebett verflucht sie ihn jedoch noch und sein Bruder rät ihm, vorsichtig zu sein, hat die Dame vor ihrem Tode nicht nur Orgien gefeiert, sondern sich auch der schwarzen Magie gewidmet. Kasper möchte der Leiche aber keinen Pflock durchs Herz rammen, stattdessen verläßt er seine Heimat endgültig und tritt in die Dienste eines Grafen in der Großstadt ein. Doch als dessen Sohn seine Verlobte vorstellt, erkennt Kasper in ihren Zügen die verstorbene Gattin...

Während die meisten osteuropäischen Filme mit unheimlichen Motiven deutlich allegorischen Charakter besitzen, haben wir hier ein Beispiel für einen relativ straighten Horrorfilm, der auch durch sein Setting im 19. Jahrhundert an die Hammer-Produktionen erinnert. Obwohl der Film zahlreiche atmosphärische Szenen aufweisen kann, gelingt es ihm aber leider nicht, wie z.B. Lokis, diese Atmosphäre die ganze Spielzeit über aufrecht zu erhalten. Dafür gibt es zu viele kammerspielartige Szenen um eigentlich unnötige Subplots, die man vielleicht etwas straffen hätte sollen. Dank einiger atemberaubender Außenaufnahmen bleibt der Film aber immer noch sehenswert.

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Sonntag, 17. April 2011
The Other
hypnosemaschinen, 20:08h
USA 1972, Regie: Robert Mulligan

Niles und Holland sind eineiige Zwillinge, die in den dreißiger Jahren auf einem Bauernhof in Neuengland aufwachsen. Während Niles eher schüchtern ist, spielt Holland seiner Umgebung gerne Streiche, die immer böser werden...

Aus der Trilogie des Regisseurs über die Kindheit in der nur oberflächlich idyllischen amerikanischen Provinz von Yesteryear sticht der Film ziemlich heraus, sind die beiden anderen Beiträge To Kill a Mockingbird (1962) und The Man in the Moon (1991) doch eher realistische Dramen, während hier das Übernatürliche eine deutliche Rolle spielt, wenn auch für einige Elemente rationale Erklärugnen angeboten werden. Die Twists der auf einem Roman von Thomas Tryon basierenden Geschichte (die mich an – Spoiler – eine brüderliche Variante von A Tale of Two Sisters erinnerte) dürften einem aktuellen Publikum nicht besonders überraschend vorkommen. Der Film umgeht jedoch jeden potentiellen Pfad der Langeweile und präsentiert sich äußerst vielschichtig mit Liebe zum Detail. Der ein oder andere Zusammenfasser auf der imdb, der meint, in diesem Film würde in der ersten Stunde ja nicht viel passieren, muß ein wenig blind und taub gewesen sein. Allein schon die Sequenz in der Freakshow mit dem Hydrocephalus-Baby und dem Elefantenmenschen ist ein echtes Highlight; auch als Uta Hagen als russisch-stämmige Großmutter zum ersten Mal auftritt (tolle Performance) und mit dem Jungen "das Spiel" spielt, kann man nur staunen. So richtig zum Horrorfilm wird das Ganze tatsächlich erst im letzten Drittel, aber gerade diese Steigerung funktioniert besonders gut. Ich würde sogar so weit gehen, das hier einen oft übersehenen Genre-Klassiker zu nennen, bei dem sich The Omen nicht nur den Komponisten ausgeliehen hat.

Niles und Holland sind eineiige Zwillinge, die in den dreißiger Jahren auf einem Bauernhof in Neuengland aufwachsen. Während Niles eher schüchtern ist, spielt Holland seiner Umgebung gerne Streiche, die immer böser werden...

Aus der Trilogie des Regisseurs über die Kindheit in der nur oberflächlich idyllischen amerikanischen Provinz von Yesteryear sticht der Film ziemlich heraus, sind die beiden anderen Beiträge To Kill a Mockingbird (1962) und The Man in the Moon (1991) doch eher realistische Dramen, während hier das Übernatürliche eine deutliche Rolle spielt, wenn auch für einige Elemente rationale Erklärugnen angeboten werden. Die Twists der auf einem Roman von Thomas Tryon basierenden Geschichte (die mich an – Spoiler – eine brüderliche Variante von A Tale of Two Sisters erinnerte) dürften einem aktuellen Publikum nicht besonders überraschend vorkommen. Der Film umgeht jedoch jeden potentiellen Pfad der Langeweile und präsentiert sich äußerst vielschichtig mit Liebe zum Detail. Der ein oder andere Zusammenfasser auf der imdb, der meint, in diesem Film würde in der ersten Stunde ja nicht viel passieren, muß ein wenig blind und taub gewesen sein. Allein schon die Sequenz in der Freakshow mit dem Hydrocephalus-Baby und dem Elefantenmenschen ist ein echtes Highlight; auch als Uta Hagen als russisch-stämmige Großmutter zum ersten Mal auftritt (tolle Performance) und mit dem Jungen "das Spiel" spielt, kann man nur staunen. So richtig zum Horrorfilm wird das Ganze tatsächlich erst im letzten Drittel, aber gerade diese Steigerung funktioniert besonders gut. Ich würde sogar so weit gehen, das hier einen oft übersehenen Genre-Klassiker zu nennen, bei dem sich The Omen nicht nur den Komponisten ausgeliehen hat.
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Sonntag, 10. April 2011
El asesino de muñecas
hypnosemaschinen, 19:10h
Killing of the Dolls, Spanien 1975, Regie: Miguel Madrid

Der gutaussehende Paul wird von seinem Umfeld als ein wenig wunderlich wahrgenommen, in Wirklichkeit ist er aber ein hochgradig gestörter Serienmörder, der oft Probleme dabei hat, lebende Menschen von Puppen zu unterscheiden, und andersherum. Als er sich in die hübsche Tochter (Inma de Santis) seiner Arbeitgeberin (Helga Liné) verliebt und diese seine Liebe erwidert, scheint seine Psychose nachzulassen...

In spanischen Thrillern der 70er scheint man oft die Psyche des Täters in den Vordergrund zu stellen und nicht wie üblich ihre blutigen Taten, spontan fallen mir da La semana del asesino und El asesino no está solo ein, die ähnlich vorgehen. Durch das Puppenmotiv gelingt es diesem Film an vielen Stellen, äußerst bizarre Bilder abzuliefern, die durchaus faszinieren können. Einige Sequenzen scheinen hier schon das verstörende Finale von Maniac vorwegzunehmen. Wenn auch an manchen Stellen etwas unglaubwürdig und repetitiv (ich weiß gar nicht, wie oft man im Verlauf des Films Paul nackt unter der Dusche sieht - da scheint jemand sehr von David Rochas Körper fasziniert gewesen zu sein), kann sich der Film vor allem wegen seiner zahlreichen visuellen Einfälle durchaus sehen lassen.


Der gutaussehende Paul wird von seinem Umfeld als ein wenig wunderlich wahrgenommen, in Wirklichkeit ist er aber ein hochgradig gestörter Serienmörder, der oft Probleme dabei hat, lebende Menschen von Puppen zu unterscheiden, und andersherum. Als er sich in die hübsche Tochter (Inma de Santis) seiner Arbeitgeberin (Helga Liné) verliebt und diese seine Liebe erwidert, scheint seine Psychose nachzulassen...

In spanischen Thrillern der 70er scheint man oft die Psyche des Täters in den Vordergrund zu stellen und nicht wie üblich ihre blutigen Taten, spontan fallen mir da La semana del asesino und El asesino no está solo ein, die ähnlich vorgehen. Durch das Puppenmotiv gelingt es diesem Film an vielen Stellen, äußerst bizarre Bilder abzuliefern, die durchaus faszinieren können. Einige Sequenzen scheinen hier schon das verstörende Finale von Maniac vorwegzunehmen. Wenn auch an manchen Stellen etwas unglaubwürdig und repetitiv (ich weiß gar nicht, wie oft man im Verlauf des Films Paul nackt unter der Dusche sieht - da scheint jemand sehr von David Rochas Körper fasziniert gewesen zu sein), kann sich der Film vor allem wegen seiner zahlreichen visuellen Einfälle durchaus sehen lassen.

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Sonntag, 3. April 2011
Der Mann, der Peter Kürten hieß
hypnosemaschinen, 00:01h
Le Vampire de Düsseldorf, Frankreich/Spanien/Italien 1965, Regie: Robert Hossein

Düsseldorf, 1929: Während die Nationalsozialisten immer mehr Zuspruch finden, wird die Stadt von zahlreichen Morden an jungen Frauen erschüttert. Täter ist der unscheinbare Peter Kürten, den seine Nachbarn als freundlichen und hilfsbereiten Menschen wahrnehmen und der abends regelmäßig die Auftritte der Nachtclubsängerin Anna besucht, in die er sich verliebt hat...

Die auf DVD vorliegende Originalfassung des Films weist einige Unterschiede zu der deutschen Fassung auf, die vor Ewigkeiten auf RTL (!) ausgestrahlt wurde. Vor allem der ausführliche Prolog, in dem ein Abriß der deutschen Geschichte dargestellt wird, wäre dem deutschen Kinopublikum wohl eher sauer aufgestoßen und wurde daher durch eine knappe Zusammenfassung ersetzt. Hosseins Film mußte sich oft einen Vergleich mit Fritz Langs M - eine Stadt sucht einen Mörder gefallen lassen, was schon ein wenig unfair ist. Allerdings ist - trotz einiger Modifikationen - der Lang-Film schon wesentlich näher am tatsächlichen Fall Kürten dran. Hier ist der Serienmörder kein triebgesteuerter Kindermörder, sondern ein kalkuliert vorgehender Verbrecher, der sowohl Augenzeugen als auch Nebenbuhler ermordet. Die eingefügte Liebesgeschichte entbehrt auch jeder historischen Grundlage.

Aber Hosseins Film soll nicht nur eine Kriminalgeschichte sein, auch eine politische Parabel, was grundsätzlich auch gut gelingt, wenn auch der Symbolismus für heutige Sehgewohnheiten teilweise etwas plump ausfällt - Kürten hört "Lohengrin", wenn er sich die Haare kämmt und versteckt seine Bekennerschreiben in einer Ausgabe von "Mein Kampf". Auch ein wenig schade, daß Düsseldorf so gar nicht wie Düsseldorf aussieht, was wohl daran liegt, daß der Film vermutlich aus logistischen Gründen größtenteils in Madrid gedreht wurde. Trotzdem ist das Werk eine hochinteressante Angelegenheit, vor allem die Fotografie ist exzellent und auch der Score weiß zu gefallen.


Düsseldorf, 1929: Während die Nationalsozialisten immer mehr Zuspruch finden, wird die Stadt von zahlreichen Morden an jungen Frauen erschüttert. Täter ist der unscheinbare Peter Kürten, den seine Nachbarn als freundlichen und hilfsbereiten Menschen wahrnehmen und der abends regelmäßig die Auftritte der Nachtclubsängerin Anna besucht, in die er sich verliebt hat...

Die auf DVD vorliegende Originalfassung des Films weist einige Unterschiede zu der deutschen Fassung auf, die vor Ewigkeiten auf RTL (!) ausgestrahlt wurde. Vor allem der ausführliche Prolog, in dem ein Abriß der deutschen Geschichte dargestellt wird, wäre dem deutschen Kinopublikum wohl eher sauer aufgestoßen und wurde daher durch eine knappe Zusammenfassung ersetzt. Hosseins Film mußte sich oft einen Vergleich mit Fritz Langs M - eine Stadt sucht einen Mörder gefallen lassen, was schon ein wenig unfair ist. Allerdings ist - trotz einiger Modifikationen - der Lang-Film schon wesentlich näher am tatsächlichen Fall Kürten dran. Hier ist der Serienmörder kein triebgesteuerter Kindermörder, sondern ein kalkuliert vorgehender Verbrecher, der sowohl Augenzeugen als auch Nebenbuhler ermordet. Die eingefügte Liebesgeschichte entbehrt auch jeder historischen Grundlage.

Aber Hosseins Film soll nicht nur eine Kriminalgeschichte sein, auch eine politische Parabel, was grundsätzlich auch gut gelingt, wenn auch der Symbolismus für heutige Sehgewohnheiten teilweise etwas plump ausfällt - Kürten hört "Lohengrin", wenn er sich die Haare kämmt und versteckt seine Bekennerschreiben in einer Ausgabe von "Mein Kampf". Auch ein wenig schade, daß Düsseldorf so gar nicht wie Düsseldorf aussieht, was wohl daran liegt, daß der Film vermutlich aus logistischen Gründen größtenteils in Madrid gedreht wurde. Trotzdem ist das Werk eine hochinteressante Angelegenheit, vor allem die Fotografie ist exzellent und auch der Score weiß zu gefallen.

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Dienstag, 29. März 2011
Wake Wood
hypnosemaschinen, 01:06h
Irland/Großbritannien 2011, Regie: David Keating

Um den schmerzhaften Erinnerungen an den Tod seiner Tochter zu entkommen, nimmt der Tierarzt Patrick einen Job in der kleinen irischen Ortschaft Wake Wood an. Seine Frau fühlt sich dort aber nicht richtig wohl, benehmen sich auch die Einheimischen reichlich merkwürdig und gehen alten keltischen Traditionen nach. Bald stellt das Ehepaar jedoch fest, daß eins dieser seltsamen Rituale tatsächlich funktioniert: Die Dorfbewohner haben die Möglichkeit, die Toten zurückzuholen, sie dürfen allerdings nicht länger als ein Jahr begraben sein und kehren nur für drei Tage zurück...

Das Motiv der abgelegenen Ortschaft ist ja eins meiner liebsten im klassischen Horrorkanon, vor allem, wenn es noch mit entsprechend stimmungsvollen Locations daherkommt. Diese sind hier zwar durchaus vorhanden, allerdings hätten sie für meinen Geschmack noch etwas mehr ausgekostet werden können, was wohl hauptsächlich deswegen nicht geschehen ist, da sich die Macher trotz Old School-Settings eher für einen „modernen“ Look des Films entschieden haben. Noch gravierender ist allerdings der Umstand, daß der Film trotz seiner vielversprechenden Prämisse nach der Hälfte dann doch auf Nummer sicher geht, altbekannte Standards hervorholt und sich damit im Mittelmaß einreiht. (Ein ähnliches Problem hatte der vom Thema her sehr vergleichbare The Vanished.) Da wäre viel mehr drin gewesen. Dennoch: Ein paar eindrucksvolle Szenen sind durchaus vorhanden, und die Darsteller sind auch nicht verkehrt. Vor allem Timothy Spall macht sich sehr gut als Siegfried Farnon des Grauens.


Um den schmerzhaften Erinnerungen an den Tod seiner Tochter zu entkommen, nimmt der Tierarzt Patrick einen Job in der kleinen irischen Ortschaft Wake Wood an. Seine Frau fühlt sich dort aber nicht richtig wohl, benehmen sich auch die Einheimischen reichlich merkwürdig und gehen alten keltischen Traditionen nach. Bald stellt das Ehepaar jedoch fest, daß eins dieser seltsamen Rituale tatsächlich funktioniert: Die Dorfbewohner haben die Möglichkeit, die Toten zurückzuholen, sie dürfen allerdings nicht länger als ein Jahr begraben sein und kehren nur für drei Tage zurück...

Das Motiv der abgelegenen Ortschaft ist ja eins meiner liebsten im klassischen Horrorkanon, vor allem, wenn es noch mit entsprechend stimmungsvollen Locations daherkommt. Diese sind hier zwar durchaus vorhanden, allerdings hätten sie für meinen Geschmack noch etwas mehr ausgekostet werden können, was wohl hauptsächlich deswegen nicht geschehen ist, da sich die Macher trotz Old School-Settings eher für einen „modernen“ Look des Films entschieden haben. Noch gravierender ist allerdings der Umstand, daß der Film trotz seiner vielversprechenden Prämisse nach der Hälfte dann doch auf Nummer sicher geht, altbekannte Standards hervorholt und sich damit im Mittelmaß einreiht. (Ein ähnliches Problem hatte der vom Thema her sehr vergleichbare The Vanished.) Da wäre viel mehr drin gewesen. Dennoch: Ein paar eindrucksvolle Szenen sind durchaus vorhanden, und die Darsteller sind auch nicht verkehrt. Vor allem Timothy Spall macht sich sehr gut als Siegfried Farnon des Grauens.

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Samstag, 19. März 2011
Traumstadt
hypnosemaschinen, 20:43h
Deutschland 1973, Regie: Johannes Schaaf

Der Künstler Florian Sand erhält von einem ehemaligen Klassenkameraden, dem mittlerweile zum Millionär gewordenen Klaus Patera, die Einladung, in seine neu gegründete “Traumstadt” umzusiedeln, in der ganz eigene Gesetze herrschen und auf die Freiheit des Individuums höchsten Wert gelegt wird. Da Sand sich momentan in einer Schaffenskrise befindet und der Einladung ein Scheck über 100.000 Mark beigefügt war, entscheidet er sich, mit seiner Frau die Reise anzutreten. Die Traumstadt befindet sich mitten in einer orientalischen Wüste und besteht aus europäischen Gebäuden des 19. Jahrhunderts, die dorthin transportiert wurden. Auch die Kleidung der Bewohner läßt eher auf vergangene Zeiten schließen. Zunächst von der Skurrilität des Lebens und der Menschen dort fasziniert und inspiriert, stellt Sand jedoch auch bald fest, daß hier einige unheimliche Dinge vor sich gehen...

Der Roman „Die andere Seite“ von Alfred Kubin ist einer von diesen Stoffen, die eigentlich als „kaum verfilmbar“ galten - daß man auf solche Einschätzungen aber nicht unbedingt immer was geben muß und es trotzdem versuchen sollte, beweist Johannes Schaaf hier eindrucksvoll. In zahlreichen prächtigen Sequenzen und Bildern gelingt es dem Regisseur, die stets zwischen Realität und Traum kippende Stimmung festzuhalten und dabei auch noch einige durchaus reizvolle eigene Ideen einzubauen. Sehr gelegen kommt dabei die Location, die bereits leicht verfallene Geisterstadt Preßnitz im Erzgebirge/Sudetenland, die für das Finale tatsächlich in die Luft gesprengt wurde und kurze Zeit später von einem Stausee geflutet wurde.

Traumstadt ist aber auch ein Kind seiner Zeit, in der Inszenierung deutlich vom Panik-Theater beeinflusst, meinte ich, hier und dort auch etwas Monty Python auszumachen. Auch inhaltlich werden Aktualisierungen vorgenommen, so wird aus dem Kapitalisten Herkules Bell, dem Gegenspieler Pateras, der eine Revolution anzetteln möchte, ein Afro-Amerikanischer Bürgerrechtler. (Gespielt von Ronnie Williams!) Das apokalyptische Finale des Romans wird allerdings etwas zurückhaltender umgesetzt, ist aber auch in dieser Form durchaus eindrucksvoll geraten. Spoiler: Am Ende des Romans wächst ein riesiger Penis aus der Erde und stapft mit seinen riesigen Hoden durch die Straßen – den gibt es hier nicht zu sehen. Warum genau, darüber könnte man endlos spekulieren.

Eine unvergessliche Bilderflut, die zugleich noch eine düstere Meditation über die Natur des Menschen ist. Der Film sollte besser heute als morgen als DVD wiederveröffentlicht werden, am besten von einem sympathischen Label wie Bildstörung.


Der Künstler Florian Sand erhält von einem ehemaligen Klassenkameraden, dem mittlerweile zum Millionär gewordenen Klaus Patera, die Einladung, in seine neu gegründete “Traumstadt” umzusiedeln, in der ganz eigene Gesetze herrschen und auf die Freiheit des Individuums höchsten Wert gelegt wird. Da Sand sich momentan in einer Schaffenskrise befindet und der Einladung ein Scheck über 100.000 Mark beigefügt war, entscheidet er sich, mit seiner Frau die Reise anzutreten. Die Traumstadt befindet sich mitten in einer orientalischen Wüste und besteht aus europäischen Gebäuden des 19. Jahrhunderts, die dorthin transportiert wurden. Auch die Kleidung der Bewohner läßt eher auf vergangene Zeiten schließen. Zunächst von der Skurrilität des Lebens und der Menschen dort fasziniert und inspiriert, stellt Sand jedoch auch bald fest, daß hier einige unheimliche Dinge vor sich gehen...

Der Roman „Die andere Seite“ von Alfred Kubin ist einer von diesen Stoffen, die eigentlich als „kaum verfilmbar“ galten - daß man auf solche Einschätzungen aber nicht unbedingt immer was geben muß und es trotzdem versuchen sollte, beweist Johannes Schaaf hier eindrucksvoll. In zahlreichen prächtigen Sequenzen und Bildern gelingt es dem Regisseur, die stets zwischen Realität und Traum kippende Stimmung festzuhalten und dabei auch noch einige durchaus reizvolle eigene Ideen einzubauen. Sehr gelegen kommt dabei die Location, die bereits leicht verfallene Geisterstadt Preßnitz im Erzgebirge/Sudetenland, die für das Finale tatsächlich in die Luft gesprengt wurde und kurze Zeit später von einem Stausee geflutet wurde.

Traumstadt ist aber auch ein Kind seiner Zeit, in der Inszenierung deutlich vom Panik-Theater beeinflusst, meinte ich, hier und dort auch etwas Monty Python auszumachen. Auch inhaltlich werden Aktualisierungen vorgenommen, so wird aus dem Kapitalisten Herkules Bell, dem Gegenspieler Pateras, der eine Revolution anzetteln möchte, ein Afro-Amerikanischer Bürgerrechtler. (Gespielt von Ronnie Williams!) Das apokalyptische Finale des Romans wird allerdings etwas zurückhaltender umgesetzt, ist aber auch in dieser Form durchaus eindrucksvoll geraten. Spoiler: Am Ende des Romans wächst ein riesiger Penis aus der Erde und stapft mit seinen riesigen Hoden durch die Straßen – den gibt es hier nicht zu sehen. Warum genau, darüber könnte man endlos spekulieren.

Eine unvergessliche Bilderflut, die zugleich noch eine düstere Meditation über die Natur des Menschen ist. Der Film sollte besser heute als morgen als DVD wiederveröffentlicht werden, am besten von einem sympathischen Label wie Bildstörung.

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