Sonntag, 19. September 2010
Lyumi
Sowjetunion 1991, Regie: Vladimir Bragin



Eine recht eigenwillige Variation der Rotkäppchen-Geschichte: Während der Wissenschaftler und Schriftsteller Gumpert einen „Lyumi“ – einen Wolf in Menschenkleidern – durch das Land verfolgt, gerät er in die Waldhütte seines Freundes Janis, dessen schöne Frau Inga viel Gefallen an dem Wolfsexperten findet. Dann ist da noch ihre Tochter Marianna, die mit einem roten Mützchen zur alten Tante Esther geschickt wird...



Handwerklich durchaus beachtenswerter Gruselfilm, der allerdings zum Ende hin die stets mitschwingende Ironie sehr in den Vordergrund stellt. Einige der eingestreuten humoristischen Elemente geben allerdings gute Titel für Kurzgeschichten ab: Der Dichter, der seine Frau mit einer Schillerbüste erschlagen wollte. Der Soldat mit der Wassermelone. Geschickterweise wird das Monster selbst nie richtig gezeigt, was wohl am limitierten Budget gelegen haben mag. Der Film gibt sich jedenfalls viel Mühe, eine eigentümliche Atmosphäre zu schaffen und auch die Figuren sind liebevoll ausgearbeitet. Wie der bereits erwähnte Zirneklis eine interessante Angelegenheit aus der Gegend, die später dann Lettland hieß.

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Freitag, 17. September 2010
Medium
Polen 1985, Regie: Jacek Koprowicz



Das Ostseebad Sopot, 1933: Während sein Kollege fleißig Führerbildchen ins Büro hängt, findet sich Kommissar Selin immer wieder nach seltsamen Trance-Zuständen und Gedächtnisverlust in einem Strandsessel wieder, was er zunächst seinem nicht unerheblichem Alkoholkonsum zuschreibt. Auch tauchen plötzlich Fremde in der Stadt auf, wie etwa ein buckliger Bankangestellter aus Berlin, die nicht wissen, was sie hier eigentlich wollen. Der Parapsychologe Wagner scheint eine Erklärung dafür zu haben, und es scheint alles auch auf mysteriöse Weise mit einem Mordfall zusammenzuhängen, der vor über dreißig Jahren geschah...



In vortrefflichen Bildern ruhig erzählter phantastischer Film, der übernatürliche Elemente mit einer Kriminalhandlung mischt, und wie seine unsicheren Protagonisten ständig zwischen verschiedenen Zuständen schwebt. Auch wenn der Regisseur hier einen eigenen Stoff verfilmte, erinnerten mich die Handlungszeit, das Thema einer auf die Gegenwart zugreifenden Vergangenheit und die leicht verfallene Villa als Handlungsort doch stark an die Erzählungen von Stefan Grabiński (über den es in diesem Blog demnächst ein Special geben wird), wobei die Geschichte hier doch ein paar konkretere Erklärungen bietet als bei diesem normalerweise üblich. Richtig unheimliche Momente gibt es hier zwar kaum, aber wer originelle Filme mag, die eine fiebrige, unwirklich scheinende Atmosphäre (toll die eingeschobene Sonnenfinsternis) erzeugen, liegt hier genau richtig.

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Sonntag, 12. September 2010
The Afterman
Belgien 1985, Regie: Rob Van Eyck



Ein Mann sitzt in einem Zimmer, überwacht mehrere Computer und schaut dokumentarisches Footage aus dem zweiten Weltkrieg. Dann und wann geht er auch mal in den Kühlraum, um die dort aufbewahrte Leiche seiner Geliebten zu begatten, trotz zunehmenden Madenbefalls. Plötzlich verkünden die Computer die Notwendigkeit der Evakuierung und der Mann erwacht in einem unwirtlichen Steinbruch. Die Freude, dort auch andere Überlebende vorzufinden, ist nur von kurzer Dauer, wird er von diesen doch anal vergewaltigt. Die Menschen sind Tiere geworden und folgen nur noch ihren Trieben, worunter vor allem die Frauen zu leiden haben, die größtenteils als Sexsklavinnen gehalten werden. Es gelingt unserem Protagonisten, eine dieser Sklavinnen zu befreien, und so ziehen sie zu zweit durch das zerstörte Land...



Was seltene und unbekannte Filme betrifft, gibt es so einige Abstufungen. Zum einen international vermarktete Genre-Kleinode, an die sich niemand mehr so richtig erinnert. Dann gibt es Filme, die nur in ihrem Herkunftsland aufgeführt und zur Kenntnis genommen wurden. Das letzte Level der Obskurität bieten Filme wie dieser hier, der zu seiner Entstehungszeit keinen Verleih fand und nirgendwo aufgeführt wurde, bis die Macher vor kurzer Zeit eine DVD veröffentlichten. Diese Produktion würde sich wohl auch heute noch schwer verkaufen lassen, passt die Mischung aus postapokalyptischen Drama, Sexploitation, beißender Sozialkritik, Splatter und Liebesfilm doch in keinerlei Schublade. Zudem wird hier gänzlich auf Dialoge verzichtet, der Mensch ist komplett zum Tier geworden und gibt in einer kalten, sterbenden Umgebung nur noch grunzende Laute von sich. Die Sexszenen sind teilweise etwas lang geraten und auch die häufigen Schwarzblenden nerven ein wenig, ansonsten ist dies aber ein höchst eigenwilliger und sehenswerter Film.

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Freitag, 10. September 2010
The Face of Another
Tanin no kao, Japan 1966, Regie: Hiroshi Teshigahara



Die Ähnlichkeit des Plots zu dem im gleichen Jahr entstandenem Seconds ist verblüffend, genau wie der Umstand, daß beide Filme jeweils auf ebenso gleichzeitig entstandenen Romanen von David Ely bzw. Kobo Abe basieren. Und hier haben wir wieder einen so reichen Film, der Stoff für einige Essays bieten würde, wenn ich nicht so faul wäre. Ein direkter Vergleich mit dem Frankenheimer-Film wäre z.B. eine äußerst fruchtbare Angelegenheit. Dabei würde wohl herauskommen, daß die beiden Filme sich in ihrer bizarren Bildsprache relativ ähnlich sind. Kameraverkantungen galore, aber wo Frankenheimer das Weitwinkelobjektiv herausholt, setzt Teshigahara auf Freeze Frames. Wo der Ami zu überdimensionierten Sets und Technik-Props bei der Verwandlungsszene greift, nimmt der Japaner die minimalistische Variante und Handarbeit. Aber genug zu diesem Vergleich. Der Hauptdarsteller Tatsuya Nakadai zieht alle Register und wirkt immens glaubwürdig, obwohl er in der ersten Hälfte des Verbandes wegen nur seine Augen als Ausdrucksmittel gebrauchen kann, in der zweiten Hälfte der Sonnenbrille wegen nur den Rest des Gesichts. Nicht einordnen kann ich die vielen Verweise auf unsere abendländische Kultur und Geschichte, angefangen beim Walzer auf dem Score, über die leise zu hörende Hitler-Rede bei den Kamerafahrten durch eine Irrenanstalt und den Szenen im Tokyoter Hofbräuhaus bis zu dem deutschen Lied „Wo bist du von gestern“, das eine Japanerin ala Kurt Weill vorträgt, die Tatsache ignorierend, daß sie von einer Akkordeonverseuchten Bierzeltkapelle begleitet wird.



Vollgestopft mit grandiosen inszenatorischen Einfällen erzählt der Film in der ersten Hälfte hauptsächlich die Frankensteineske Geschichte eines Mannes, der aufgrund eines Unfalls so lange von seiner Umwelt als Monster wahrgenommen wird, bis er schließlich selber eines wird. Nach gelungener Operation schiebt sich der Jekyll/Hyde-Gedanke, als anonyme neue Person endlich die unterdrückten Triebe ausleben zu können, mehr in den Vordergrund. Doch die pathetischen Möglichkeiten, die diese Konstellation bietet, werden prosaisch heruntergespielt, bis es zu einem wirklich verstörenden Finale kommt. Obwohl dieser Film eine wahre Goldgrube an inszenatorischen Einfällen ist, scheint Teshigaharas Stil bei weniger komplexen Inhalten besser zu funktionieren: Face of Another ist sicherlich ein großartiger Film, aber gefühlsmäßig hat mich Woman in the Dunes noch wesentlich mehr beeindruckt.

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Dienstag, 7. September 2010
Birdemic: Shock and Terror
USA 2008, Regie: James Nguyen



Rod ist ein erfolgreicher Softwareverkäufer und steht mit seiner Firma kurz vor Abschluß eines Millionendeals. Zufällig trifft er eine alte Bekannte wieder, die reizende Nathalie, die sich gerade noch im One Hour Photo vor der Tapete ablichten liess, aber plötzlich ein Angebot von Victoria’s Secret bekommt. Die beiden kommen sich näher und auch der Millionendeal wird eingetütet. Es könnte alles so schön sein, wenn nicht alle – ja, wir alle! – an der Erde herumpfuschen würden. Denn plötzlich ist der Himmel voll von blutgierigen Adlern und Geiern, die die Menschen töten...



Ein so erstaunliches Werk wie dieses hier bekommt man nur noch selten zu sehen. Aufgrund widriger Produktionsumstände sah sich Regisseur James Nguyen (hauptberuflich Softwareverkäufer) gezwungen, das meiste selbst zu machen und er war von dem fertigen Produkt so überzeugt, daß er es eigenhändig gen Sundance transportierte. Alle wundervollen Details dieses Films aufzuzählen, würde Seiten um Seiten füllen und dem geneigten Leser das Vergnügen rauben, sich diesen Schatz persönlich zu erschließen. Deswegen sei hier nur einmal exemplarisch der an Godard erinnernde Tonschnitt erwähnt, der den Dialogfluß manchmal durch absolute Stille hart unterbricht oder durch den plötzlichen Wegfall von Hintergrundgeräuschen überraschende Irritationen auslöst. Die Montage bei den Geschäftsszenen erinnert wiederum an frühe russische Experimentalfilme, während die Spezialeffekte und die Darstellerleistungen durch die hier abgebildeten Schnappschüsse nur sehr unbefriedigend dargestellt werden können, man muß sie einfach in Bewegung sehen. Wie den gesamten Film.

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Mittwoch, 1. September 2010
We are what we are
Somos lo que hay, Mexiko 2010, Regie: Jorge Michel Grau



Ein älterer Mann torkelt durch ein Einkaufszentrum, bricht zusammen und stirbt. Wie sich herausstellt, war er der Ernährer einer Familie, dessen zwei Söhne später vom Marktplatz geworfen werden, auf dem sie Uhren verkaufen und reparieren, da der Vater die Standmiete wochenlang schuldig geblieben ist. Es obliegt nun dem ältesten Sohn, sich um die Familie zu kümmern, vor allem, etwas zu Essen zu besorgen – denn die Familie ernährt sich von Menschenfleisch, das in einem bestimmten Ritual geschlachtet werden muß...



Ganz im Stil eines Sozialdramas wird diese Kannibalengeschichte erzählt, der Schwerpunkt liegt daher auch eher auf den Figuren und der Beschreibung eines Lebens unter unmenschlichen Umständen als auf Horrormomenten, wobei es gegen Ende hin auch davon reichlich gibt. In seiner parabelhaften Art und durch den Verzicht auf Erklärungen, warum die Familie zu Menschenfressern wurde, erinnerte mich der Film an den kolumbianischen Carne de tu Carne, der noch etwas expliziter politisch war. Hier also eine durchweg sehenswerte Aktualisierung – im Gedächtnis bleiben vor allem die Geräuschkulisse voller tickender Uhren im Familienwohnsitz und die bezaubernde Paulina Gaitan in der Rolle der kleinen Schwester.

Sonst noch am Dienstag auf dem Fantasy Filmfest gesehen: Red Hill und Symbol.

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Dienstag, 31. August 2010
Zwart Water
Two Eyes Staring, Niederlande 2010, Regie: Elbert van Strien



Die Familie Doncker kommt so gerade über die Runden: Vater Paul ist ein verhinderter Musiker und gerade arbeitslos, Mutter Christine hat Kunst und Design studiert, arbeitet aber als Bedienung in Restaurants. Da erhalten sie Nachricht vom Tode ihrer Mutter, die Christine ihr altes, riesiges, abgelegenes Haus in Belgien vererbt hat. Kurzentschlossen wagt die Familie einen Neuanfang, sehr zum Mißfallen ihrer neunjährigen Tochter Lisa, die nicht nur ihre Freundinnen aus Holland vermißt, sondern auch das alte Haus sehr unheimlich findet. Als sie neugierig den Keller erkundet, findet sie dort ein anderes Mädchen vor, das gar nicht da sein dürfte...



Ich bin ja ein überzeugter Fan des niederländischen und belgischen Kinos und war sehr gespannt auf diesen aktuellen Geisterfilm, da ich denke, daß sich die Landschaft und Architektur dieser Landstriche besonders gut für dieses Genre eignet. Es gibt hier auch einige prächtige Sequenzen zu begutachten, und auch die Darsteller des Films, der ständig zwischen Familiendrama und übernatürlichem Thriller pendelt, sind vollkommen überzeugend. Allein die Inszenierung vermag es nicht, neue Akzente zu setzen, da krawummst es laut auf der Tonspur, wenn der „Geist“ erscheint – klar, im Kino erschreckt man sich dann schon, aber es ist dann doch eine eher billige Vorhergehensweise. Zum Glück stellt der Film aber nicht diese Schockeffekte in den Vordergrund – dort scheint die stets ambivalent gehaltene Beziehung zwischen Lisa und ihrer Mutter zu stehen. Und für deren schlußendliche Auflösung sollte man ein Taschentuch bereithalten.



Sonst noch am Montag auf dem Fantasy Filmfest gesehen: The Silent House und The Disappearance of Alice Creed.

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Sonntag, 29. August 2010
Amer
Frankreich/Belgien 2009, Regie: Hélène Cattet/Bruno Forzani



Normalerweise steht hier ja im ersten Absatz immer eine kurze Zusammenfassung der Handlung, dies gestaltet sich aber im vorliegenden Fall als nicht so einfach, da der Film über keinen Plot im herkömmlichen Sinne verfügt. Er ist ein Triptychon, welches drei Stationen im Leben einer Frau beschreibt, diese aber nur vage miteinander verknüpft und niemals die Hintergründe erklärt. Vielmehr geht es um das sinnliche Miterleben dieser Situationen, und vor allem eine Symbiose aus visuellen und akustischen Eindrücken. Zunächst ist Ana ein Kind und wandert in der Nacht, in der ihr Großvater gestorben ist, durch das riesige elterliche Haus, dabei an allen Ecken und Enden verstörende Geräusche wahrnehmend...ist da auch eine Hexe oder etwas noch viel unheimlicheres anwesend? Später ist sie ein Teenager, mit ihrer Mutter im Urlaub an der Cote d’Azur und nimmt ihre Geschlechtsreife und die lüsternen Blicke der schwitzenden Männer vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben wahr. Im letzten Drittel ist sie eine erwachsene Frau und kehrt zurück in das Haus ihrer Kindheit, dieses ist immer noch unheimlich und scheint unerklärliche Geheimnisse zu bergen...



Ja, Amer ist auf den ersten Blick eine Hommage an den italienischen Horrorfilm und Giallo in der Bava/Argento-Tradition, aber schaut man sich diese Filme heutzutage wegen dem Plot oder der Dialoge an? Es ist doch wohl eher die ausgefallene Kameraarbeit, die Beleuchtung und die Musik, die den Reiz dieser Filme ausmachen und diese finden sich hier in Bild und Ton absolut verdichtet. Das atemberaubende Resultat sollte dann auch auf der großen Leinwand erfahren werden, so sich die Gelegenheit ergibt. Da kann man sich dann auch noch mal richtig laut von Stelvio Ciprianis grandiosem Thema zu La polizia chiede aiuto flashen lassen. Wenn mir der Film schon auf DVD vorliegen würde, hätte ich vermutlich die Qual der Wahl zwischen hundert hübschen Bildern gehabt, so mußte ich auf das momentan im Netz verfügbare Pressematerial zurückgreifen. Das Poster ist aber allerdings schon ziemlich geil:



Sonst diesen Samstag noch auf dem Fantasy Filmfest gesehen: Four Lions und The Loved Ones.

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Samstag, 28. August 2010
Bedevilled
Südkorea 2010, Regie: Jang Cheol-so

Hae-won ist eine Bankangestellte in Seoul und steht beruflich wie privat unter großem Druck. Als sie auf der Arbeit ausrastet und eine Kollegin schlägt, wird sie vom Chef beurlaubt. Zunächst verbringt sie ihren Urlaub Bier trinkend in ihrer Wohnung, schließlich entscheidet sie sich, zu einer entlegenen Insel zu fahren, auf der einst ihre Großeltern gewohnt haben und Bok-nam, eine Freundin aus Kindheitstagen, die ihr ständig Briefe schreibt, immer noch wohnt. Zunächst über die idyllische Ruhe der Insel erfreut, merkt Hae-won jedoch bald, daß hier einiges nicht in Ordnung ist, denn Bok-nam wird von ihrem Ehemann wie der letzte Dreck behandelt und ständig verprügelt und gedemütigt. Daher bittet sie ihre „Freundin“, sie und ihre kleine Tochter nach Seoul mitzunehmen. Diese will davon aber nichts wissen, also versucht Bok-nam es auf eigene Faust, was ihr aber nicht gelingt. Stattdessen droht die Situation noch stärker zu eskalieren…

Beim Thema der harten Landarbeit auf einer entlegenen Insel mußte ich ja zunächst an Kaneto Shindos traurig-schönen Hadaka no shima denken. Traurig ist Bedevilled auch, aber äußerst unschön. So findet nicht nur der Drecksack von einem Ehemann sein Verhalten vollkommen angemessen, sondern auch der Rest der Inselbevölkerung, inklusive der Frauen. Manche Arbeiten auf der Insel können halt nur von Männern durchgeführt werden, und dann muß man ihnen ihren Willen lassen, damit die letzten Exemplare nicht auch noch in die Großstadt abhauen. Ein äußerst grimmiger und bitterer Film, der dramaturgisch geschickt aufgebaut ist, nur das Ende fand ich ein wenig zu sehr in die Länge gezogen, das hätte ruhig etwas knapper sein können und wäre dann wohl noch effektiver gewesen. (Vielleicht so effektiv wie die Bohnenpaste, die bei den Inselbewohnern als Allheilmittel dient.)



Sonst diesen Freitag noch auf dem Fantasy Filmfest gesehen: Tucker & Dale vs Evil, Chatroom und Black Death.

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Donnerstag, 26. August 2010
Pánico
Mexiko 1966, Regie: Julián Soler



Ay, mexikanischer Episodenhorror! Und ziemlich ungewöhnlich noch dazu. Die einzelnen Episoden tragen nämlich schlichte Namen, um Extremsituationen zu beschreiben und die erste von ihnen scheint komplett auf durchgängige Handlung und Dialoge zu verzichten, zugunsten der Erzeugung eines Gefühls, hier: Panik! Eine junge Frau sitzt gedankenversunken in ihrem Zimmer, später im Garten, eine Babypuppe haltend – da erscheint eine wahnsinnige Frau mit einem Messer, die Babypuppe zerbricht und die junge Frau flüchtet in den Wald, wo sie weitere Gefahren wie finster dreinblickende Männer erwarten...das Thema der zweiten Episode ist Einsamkeit: Traurig begraben zwei Freunde den Leichnam einer Frau, um kurze Zeit später ihr Heimatdorf, das scheinbar von der Pest heimgesucht wurde, per Kanu zu verlassen. Einen von ihnen scheinen jedoch Schuldgefühle zu plagen, er hört ständig Stimmen und offenbart schließlich seinem Freund, daß er ein Verhältnis mit seiner Ehefrau hatte, es kommt zu einem Streit, bei dem der Ehemann stirbt und der Ehebrecher ganz allein im Sumpf zurückbleibt...oder? In der dritten Episode „Angustia/Furcht“ betitelt, entwickelt ein Wissenschaftler ein neuartiges Narkotikum, das den Patienten zwar bei vollem Bewußtsein beläßt, dessen Körper aber alle Anzeichen des Todes verpaßt. Dank einer ungeschickten Katze schluckt der Wissenschaftler sein Mittel selbst, und hofft, rechtzeitig vor der Beerdigung wieder aufzuwachen...



Was mich bei Episodenfilmen immer wieder wundert, ist die Anordnung der einzelnen Geschichten: Man könnte ja meinen, die beste Geschichte gehört ans Ende gesetzt, aber für meinen Geschmack ist das eher selten der Fall: So finde ich auch hier die erste Episode die beste, da sie eigentlich nichts anderes als eine 20 Minuten lange Traumsequenz bzw. Halluzination ist und auch ausreichend mit den klassischen Stilmitteln einer solchen inszeniert wurde. Grandios! Die zweite Episode erzählt dann eine eher konventionelle Geschichte, schafft es aber gekonnt, teilweise eine wirklich unheimliche Atmosphäre aufzubauen. Die Bedrohung durch unidentifizierbare Geräusche nachts in der Wildnis erinnerte mich an den späteren australischen Film Long Weekend und dessen Remake. Die letzte Episode bringt dann komödiantische Elemente ein und hat man in ihrer Art schon des öfteren gesehen, wobei man der Fairness halber erwähnen sollte, daß die meisten Variationen davon, z.B. in den Amicus-Episodenfilmen, erst weit nach 1966 entstanden sind. Man muß Pánico also schon einen gewissen Grad von Originalität attestieren, die den offensichtlichen Vorbildern wie Roger Cormans Tales of Terror oder Mario Bavas I tre volti della paura eine durchaus eigene Note hinzufügt.

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