Donnerstag, 14. Januar 2010
Flesh of Your Flesh
hypnosemaschinen, 01:56h
Carne de tu carne, Kolumbien 1983, Regie: Carlos Mayolo
Ein äußerst rätselhafter und merkwürdiger Film. Um ihn ganz zu begreifen, müßte man wohl einiges mehr über die Geschichte und die Kultur Kolumbiens wissen als ich. Dieses Unwissen macht das Werk an manchen Stellen etwas zäh, dafür hat es aber zahlreiche faszinierende Momente zu bieten. Angefangen mit einer Widmung an Roger Corman und Roman Polanski, sehen wir zunächst ein Familienoberhaupt auf dem Sterbebett, anschließend begleiten wir Arbeiter, die gerade ein altes Indianergrab ausheben, darüber in blutverschmierten Lettern der Vorspann. Wir beobachten die Arbeiter weiter, wie sie im Vordergrund Stacheldraht verteilen, nicht daran interessiert, daß im Bildhintergrund gerade Bauernleichen übereinander gestapelt werden. Es folgt eine Testamentsverkündung und danach etwa 40 Minuten lang der Alltag einer reichen Familie in den 50er Jahren, die sich nach einer Explosion in der Stadt auf einen ihrer Landsitze zurückziehen und hauptsächlich frühstücken. Hauptaugenmerk unter den Figuren ist dabei das junge Halbgeschwisterpaar Andres und Margaret, deren Zuneigung stärker zu sein scheint, als das unter Geschwistern im allgemeinen gelitten ist, aber auch das scheint in der Familie schon Tradition zu haben. Als sie den Inzest schließlich vollziehen, schauen im Hintergrund von grünem Nebel umhüllt verstorbene Familienmitglieder dabei zu und der Film kippt in eine vollkommen andere Richtung ab. Anschließend verschanzen die beiden sich mit einem Ziegenbock, einem Schwein und einer Gans im Haus eines Verwandten, töten jeden, der vorbeikommt und trinken sein Blut.
Sicherlich besitzen die phantastischen Elemente hier symbolischen Charakter, vor allem die reichen Blutsauger erinnern an Pura Sangre von Luis Ospina, der hier für die Montage verantwortlich war. Das Ganze ist aber noch angereichert mit sowohl zahlreichen kolumbianischen Legenden als auch Gothic-Motiven, so daß wohl eher eine Allgegenwärtigkeit des Todes transportiert werden sollte denn bloße Kritik an den gesellschaftlichen Hierarchien. Dazu spielt wohl auch die Handlungszeit, der Höhepunkt des Bürgerkriegs La Violencia hinein, aber wie erwähnt, ich weiß zu wenig davon, um das alles richtig einzuordnen. Ich weiß aber, daß ich einen eigenwilligen und faszinierenden Film gesehen habe.
Ein äußerst rätselhafter und merkwürdiger Film. Um ihn ganz zu begreifen, müßte man wohl einiges mehr über die Geschichte und die Kultur Kolumbiens wissen als ich. Dieses Unwissen macht das Werk an manchen Stellen etwas zäh, dafür hat es aber zahlreiche faszinierende Momente zu bieten. Angefangen mit einer Widmung an Roger Corman und Roman Polanski, sehen wir zunächst ein Familienoberhaupt auf dem Sterbebett, anschließend begleiten wir Arbeiter, die gerade ein altes Indianergrab ausheben, darüber in blutverschmierten Lettern der Vorspann. Wir beobachten die Arbeiter weiter, wie sie im Vordergrund Stacheldraht verteilen, nicht daran interessiert, daß im Bildhintergrund gerade Bauernleichen übereinander gestapelt werden. Es folgt eine Testamentsverkündung und danach etwa 40 Minuten lang der Alltag einer reichen Familie in den 50er Jahren, die sich nach einer Explosion in der Stadt auf einen ihrer Landsitze zurückziehen und hauptsächlich frühstücken. Hauptaugenmerk unter den Figuren ist dabei das junge Halbgeschwisterpaar Andres und Margaret, deren Zuneigung stärker zu sein scheint, als das unter Geschwistern im allgemeinen gelitten ist, aber auch das scheint in der Familie schon Tradition zu haben. Als sie den Inzest schließlich vollziehen, schauen im Hintergrund von grünem Nebel umhüllt verstorbene Familienmitglieder dabei zu und der Film kippt in eine vollkommen andere Richtung ab. Anschließend verschanzen die beiden sich mit einem Ziegenbock, einem Schwein und einer Gans im Haus eines Verwandten, töten jeden, der vorbeikommt und trinken sein Blut.
Sicherlich besitzen die phantastischen Elemente hier symbolischen Charakter, vor allem die reichen Blutsauger erinnern an Pura Sangre von Luis Ospina, der hier für die Montage verantwortlich war. Das Ganze ist aber noch angereichert mit sowohl zahlreichen kolumbianischen Legenden als auch Gothic-Motiven, so daß wohl eher eine Allgegenwärtigkeit des Todes transportiert werden sollte denn bloße Kritik an den gesellschaftlichen Hierarchien. Dazu spielt wohl auch die Handlungszeit, der Höhepunkt des Bürgerkriegs La Violencia hinein, aber wie erwähnt, ich weiß zu wenig davon, um das alles richtig einzuordnen. Ich weiß aber, daß ich einen eigenwilligen und faszinierenden Film gesehen habe.
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