Sonntag, 24. Januar 2010
Dogra Magra
Dogura Magura, Japan 1988, Regie: Toshio Matsumoto



Ein junger Mann erwacht in einer klammen Zelle und hat keine Erinnerung, wie er dort hineingeraten ist. Aus dem Nebenzimmer fleht eine weibliche Stimme um Vergebung. Ein Doktor betritt die Zelle und klärt ihn auf, daß er aufgrund seiner Amnesie in die Psychiatrie eingewiesen wurde. Sein Anliegen ist es, dem Patienten zu helfen, sein Gedächtnis wiederzufinden, allerdings ist ein Spezialgebiet ihres Instituts auch die „vererbte Erinnerung“ und einer alten Schriftrolle zufolge hat vor einigen Jahrhunderten einer der Vorfahren des jungen Mannes seine Braut erwürgt, um anschließend monatelang ihren verwesenden Körper zu zeichnen...



Auch wenn in dieser Verfilmung eines Romans von Yumeno Kyūsaku eine Kriminalerzählung integriert ist, scheint ihr Hauptthema doch die Frage zu sein, was „Realität“ wirklich ausmacht. Abgesehen von einer ständigen Verschachtelung oder Verschiebung der Erzählinstanzen wird dem Zuschauer hier ähnlich wie dem Protagonisten mehrfach der Boden unter den Füßen weggezogen, wenn Annäherungen an die Wahrheit sich dann plötzlich doch wieder als Lüge offenbaren. Da ich die literarische Vorlage von 1935 leider nicht kenne, weiß ich nicht, wieviel von dieser meisterhaften narrativen Konstruktion schon dort enthalten war, oder noch zusätzlich vom Regisseur eingewoben wurde. Der Film ist jedenfalls ein eigenwilliges und bravourös durchdachtes Werk voller verstörender und prächtiger Bilder. Auf der auch sonst sehr zu empfehlenden Seite Ubuweb kann man einige der experimentellen Kurzfilme von Toshio Matsumoto sehen.

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