Sonntag, 24. Oktober 2010
Als twee druppels water
The Spitting Image, Niederlande 1963, Regie: Fons Rademakers



Henk "Hennie" Ducker lebt ein recht apathisches Leben im von den Nazis besetzten Holland: Sein Zigarren- und Fotoladen läuft nicht besonders gut, seine Mutter scheint immer irrsinniger zu werden und seine Frau beschimpft ihn eigentlich nur noch. Zu allem Überfluß hat sie auch noch eine Affäre mit dem Nachbarn Turlings, der den Deutschen in den Arsch kriecht. Als Ducker jedoch eines nachts aus dem Fenster schaut, sieht er hinter seinem Haus einen Fallschirmspringer landen: Es ist der britische Geheimagent Dorbeck, bis auf die Haarfarbe ein komplettes Ebenbild seiner selbst. Dieser erteilt ihm direkt einen Auftrag und bald findet sich Henk in der Rolle des Widerstandskämpfers wieder, der auch nicht davor zurückschreckt, Frauen zu ermorden, wenn es der Sache dient...



Ich war ja recht erstaunt, daß dieser Film in den Niederlanden auf DVD erschienen ist, war ich doch in letzter Zeit eher zufällig zweimal auf seine Existenz gestoßen – einmal als Verfilmung von W.F. Hermans’ Roman "De Donkere Kamer van Damocles" und dann als Film von Fons Rademakers, der ja auch als Schauspieler tätig war, z.B. in Lifespan. Die Scheibe läßt auch nichts zu wünschen übrig mit zahlreichen Untertiteln, auch für den Audiokommentar. Diesen werde ich mir wohl auch mal anhören, gibt es vielleicht näheres zu der Geschichte, daß der Film lange Zeit von Brauereibesitzer Freddy Heineken aus dem Verkehr gezogen wurde, weil er die Hauptdarstellerin geheiratet hatte. (Sowas scheint öfter vorzukommen.) Aber auch sonst dürfte es Interessantes zu vernehmen geben, bietet der Film doch so einiges: Bis zum Schluß hält er gekonnt die Schwebe zwischen Agentenfilm, politischer Parabel und Psycho-Thriller – ich persönlich hätte mir mit dem Doppelgänger-Motiv einhergehend mehr Phantastisches gewünscht, aber enttäuschend ist der Film keineswegs: Eine kaum zum Ruhepunkt kommende Geschichte, gekleidet in feine Scope-Bilder vom Nouvelle Vague-Knipser Raoul Coutard und mit einem effektiven Score unterlegt, dazu hervorragende Darsteller und Locations, die trostloser wirken als das, was man meistens aus diesem Land zu sehen bekommt. Hat sich gelohnt.

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