Sonntag, 19. September 2010
Sonny Vincent @ Hauptquartier Aachen, 17.9.2010
Fein, einer der Punkrocker der ersten Stunde ist wieder in der Stadt! Sonny Vincent wurde mit seinen Bands wie den TESTORS oder SHOTGUN RATIONALE nie richtig berühmt, was ihn aber nicht davon abhält, seit 1976 auf der ganzen Welt seine Version von dreckigem Rock'n'Roll in kleine Spelunken zu tragen. Bei meiner Ankunft im HQ irritierte mich allerdings zunächst das Bühnenbild. Da fehlt doch was? Wo ist denn das Schlagzeug? Eine Rückfrage bei Soundmann par excellence Ramon ergab, daß Bassist und Schlagzeuger wohl noch unterwegs sind. Weitere Recherchen führten zu der Erkenntnis, daß sie wohl in der Nähe von Hannover in einem Stau stecken. Tja, das konnte dann wohl noch was dauern mit dem Konzertbeginn. Was macht man wohl in so einer Situation, begleitet von zwei durstigen Bandkollegen? Richtig, erst mal ordentlich was saufen. Zwischen dem Trinken unterhält man sich mit anderen Leuten im Publikum - ziemlich viele Leute von außerhalb, eine Kleinfamilie war extra aus Brüssel angereist - und holt sich auf dem Pissoir den aktuellen Stand über den Verbleib der fehlenden Musiker ab. ("Sind jetzt bei Köln." "Waren gerade an Düren vorbeigefahren.") So etwa gegen Mitternacht tauchten sie dann auch tatsächlich in der Promenadenstraße auf. Ich war aber schon so dicht, daß ich mich an das Konzert nur noch sehr bruchstückhaft erinnern kann. War aber, glaube ich, verdammt geil. Henk war auch wieder vor Ort, und vielleicht kann man auf seinem Youtube-Channel in ein paar Stunden/Tagen auch einen Clip sehen, der das bestätigt.

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Samstag, 11. September 2010
Newtown Neurotics
Die zweite (je nach Definition und Zeitmessung bereits die dritte) Generation von Punkrock-Bands auf der britischen Insel Anfang der 80er bestand aus einem bunten Haufen Individualisten, man konnte mit Wattie von den EXPLOITED "Sex and Violence" gröhlen, zusammen mit CRASS atonalem Noiserock fröhnen und Flugblätter verteilen oder auf Platten von CHRON GEN erste szenekritische Äußerungen vorfinden. Dann gab es da noch die NEWTOWN NEUROTICS, die in ihren Songs engagiert politische Texte mit unglaublich eingängigen Melodien verbanden, weswegen ich mir deren Platten auch öfter anhöre als die der anderen genannten Bands mit etwas höherem Bekanntheitsgrad.

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Mittwoch, 18. August 2010
Big Boys
Heute vor 5 Jahren verstarb Randy "Biscuit" Turner, Sänger einer der einflußreichsten und abwechslungsreichsten Bands der frühen amerikanischen Punk/HC-Szene, der BIG BOYS. Ähnlich wie bei den Kollegen der MINUTEMEN hat der musikalische Stil der Band oft nichts mit den gängigen Punkrock-Mustern gemein gehabt, aber gerade durch diese "anything goes"-Attitüde lebten sie mehr von der Idee hinter Punk aus als der nette Nietenkaiser von nebenan. Hinzu kommt, daß fast jeder ihrer Songs, egal ob Hardcore, Funk, Noiserock, Disco, Oi-Punk oder einer Kategorie zugehörig, für die noch kein Name gefunden wurde, verdammt großartig war. Ich sehe mich daher momentan außerstande, hier nur einen repräsentativen Clip zu posten, sondern muß gleich mehrere bringen. Und selbst drei auszuwählen, ist schwer genug. Rest in Peace, Randy.





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Freitag, 13. August 2010
Rhythm Pigs
Wo wir gerade in der Nähe von El Paso waren: Zu Unrecht eher unbekannt geblieben ist diese texanische Hardcore-Band, die zwischenzeitlich aber auch mal nach San Francisco umsiedelten. Ich konnte sie glücklicherweise mehrmals live sehen, das erste mal 1987 im Donkiesjot in Sittard, wo auch das Live-Album "I'm not crazy, I'm an airplane" mitgeschnitten wurde, bei der Tour von 1996, zu der sie als Verstärkung den VICTIM'S FAMILY-Gitarristen Ralph Spight mitgebracht hatten, durften wir im AZ Aachen sogar Vorprogramm machen.

Hardcore-Band ist freilich zu kurz gegriffen, finden sich in ihrem extrem abwechslungsreichen, präzisen Stil doch auch Einflüsse von Jazz und Blues über Country bis Wüstenrock. Sänger/Bassist Ed Ivey ist zudem ein netter und hochintelligenter Kerl (als Journalist schrieb er viel über Verbrechen in Ciudad Juárez, womit wir einen weiteren Berührungspunkt zum vorherigen Eintrag hätten) und auch einer der redseligsten Interviewpartner, die ich je hatte. Fans der Frühphase der Band waren vom 1993er-Album "El Paso" recht enttäuscht, da es ruhiger und melodischer daherkam, ich mag es aber mindestens genauso wie die anderen Scheiben. Die Songs vermitteln ein grandioses Gefühl von Weite, so daß ich mich häufig in der Wüste wähne. Als Hörbeispiel daher auch der erste Song dieses Albums:

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Sonntag, 8. August 2010
7 Seconds @ Underground Köln, 7.8.2010
Bei dem ein oder anderem Punkrock und Hardcore-Helden von anno dazumal stellt man sich ja schon die Frage, ob die aktuelle Tour nicht nur dazu dient, ein bißchen Kohle in die Kasse zu spülen, weil die Leute halt das alte Zeug, das man selber gar nicht mehr so mag, hören wollen. Dann gibt es aber auch Bands, die sich stilistisch auch mal in andere Gefilde begeben, aber nach wie vor zu ihrem alten Kram stehen und ihn keineswegs peinlich finden. Das war bei den 7 SECONDS immer der Fall, die sich trotz ihres Pionierstatus und haufenweiser großartiger Songs immer sehr bescheiden gaben. Sänger Kevin Seconds (diesmal mit Bart und Bauch) ist wohl auch einer der freundlichsten, intelligentesten und sympatischsten Menschen, die je in der Hardcore-Szene aktiv waren. Selbstverständlich gab es auch an diesem Abend deutliche Absagen gegenüber "Violent Dancing" und anderen Macho-Verwirrungen der aktuellen HC-Szene, stattdessen kloppte die Band gutgelaunt einen Hit nach dem anderen herunter, alle hüpften herum und hatten Spaß, und die Musiker zeigten sich sichtlich gerührt von den lautstarken Singalongs aus dem Publikum, welches aus einer gesunden Mischung von jungen Leuten und alten Säcken bestand. Ich fand es ein wenig zu heiß und zu voll, aber dafür kann die Band nix. Das Konzert selbst war noch viel besser, als ich es mir insgeheim vorgestellt hatte. Und jetzt alle:

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Samstag, 24. Juli 2010
Garden Variety
Letztens noch mal aus dem Plattenschrank gefallen: Die beiden Alben von 1993 und 1994, wobei mir wieder aufgefallen ist, was für eine tolle Band das war, eingängige Songs mit fein krachigen Gitarren-Instrumentalparts. Die haben so viele gute Lieder, daß es mir schwer fiel, mich für einen Clip zu entscheiden, bescheidene Qualität hatten die naturgemäß alle. Sänger/Bassist Anthony Roman ist jetzt bei Radio 4, die um einiges britischer klingen. Eine Etikettierung des Stils seiner früheren Band erspare ich mir, hören Sie einfach selbst:

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Freitag, 16. Juli 2010
Man lernt nie aus
Eher zufällig mitbekommen, daß die eindrucksvolle Titelmelodie der Fernsehversion der besten Science Fiction-Trilogie aller Zeiten um den britischen Wissenschaftler Bernard Quatermass (OK, es gab einen vierten Teil, aber der zählt nicht so richtig) gar keine Originalkomposition war, sondern aus Gustav Holsts "Die Planeten"-Suite stammt, genauer gesagt Op. 32: Mars, The Bringer of War. Ist aber auch ein geiles Stück Musik. Für die Fernsehserie wurde der Ausschnitt verwendet, der hier ab ca. 5:49 beginnt.

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Freitag, 9. Juli 2010
Rudimentary Peni: Cacophony
Eine Punkband macht ein Konzeptalbum - dürfen die das? Selbstverständlich! Vor allem, wenn das Konzept H.P. Lovecraft heißt und die Punkband einen Scheiß auf musikalische Grenzen gibt und zudem noch so begabt ist wie die britischen RUDIMENTARY PENI. Wie das bei Konzeptalben so ist, sollte man sie eigentlich komplett hören, um die ganze Größe zu erfahren, so ein einzelner Clip wie hier reicht eigentlich nicht. Erfreulicherweise ist die Band nach diesem Meilenstein von 1987 nach wie vor aktiv, Sänger und Gitarrist Nick Blinko ist zudem als Autor und Künstler tätig - einige seiner Zeichnungen finden sich z.B. hier und könnten teilweise mit einem Edward Gorey, der den Boden unter den Füßen verloren hat, verglichen werden. In den 90ern war Blinko wegen schizophrener Störungen auch mehrfach in psychiatrischer Behandlung. Auf jeden Fall ein Künstler ganz nach meinem Geschmack und so ein verstörendes, kompromissloses Album wie CACOPHONY, auf dem poppiger Punk und dissonanter Noiserock zusammen mit merkwürdigen Geräuschen und Monologen eine untrennbare Einheit bilden, habe ich seitdem nicht mehr gehört.

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Sonntag, 27. Juni 2010
Ultravox!
Anno 1981 hörte ich immer die "Schlagerparade" auf WDR 1 und ein Song gefiel mir da besonders gut, das war "Vienna" von ULTRAVOX. Kurze Zeit später wurde das dazugehörige Album im zarten Alter von 10 Jahren nach einigen Hörspielplatten meine erste Musik-LP, die ich irrtümlicherweise auch auf 45 statt 33 abspielte, weil ich damals dachte, 33 wäre für Hörspiele und 45 für Musik. Bald stellte ich meinen Fehler fest und legte den Schalter am Gerät (einen weinroten, portablen PHILIPS-Plattenspieler) entsprechend um. Ich wollte aber noch mehr von dieser Band hören, und so kaufte ich, sobald ein wenig Taschengeld zusammengekommen war, in seit Jahren geschlossenen lokalen Plattengeschäften die früheren Platten der Band, als noch nicht Midge Ure, sondern John Foxx ihr Frontmann gewesen ist. Diese gefielen mir ebenso sehr und pflanzten neben einem zufällig bei einer Rückfahrt von Verwandten im Radio gehörten Konzert des frühen Joe Jackson und einem Sonntag nachmittags begutachtetem Auftritt von THE DAMNED bei "LIVE AUS DEM ALABAMA" den Punkrock-Keim bei mir ein. Und der geht einfach nicht weg. Ich habe sie jetzt seit fast 30 Jahren, die ersten drei Ultravox-Alben, und ich lege sie immer wieder gerne auf, denn da verschleißt sich nix. Meinen Lieblingssong "Artificial Life" gibt es leider nicht als youtube-clip, daher soll erstmal dieser hier genügen:

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Samstag, 19. Juni 2010
Charles de Goal @ AZ Aachen, 19.06.2010
Hurra, endlich mal wieder ein Old School-New Wave-Abend im AZ. Die Franzosen konnten ja schon bei einem ihrer erste Reunion-Auftritte vor vier Jahren vollkommen überzeugen, aber der Reihe nach. Den Anfang machten LE PRINCE HARRY aus Lüttich, die mit ihrer Mischung aus Elektro-Punk und Noise-Rock den Mob schon mal ordentlich in Bewegung brachten. Ihr Sound ist recht eigenwillig, auch wenn er streckenweise sehr 80er-Jahre mäßig klingt, läßt sich nicht ohne weiteres ein direktes Vorbild extrahieren, aber es ist anzunehmen, daß die Jungs die ein oder andere Platte von BAUHAUS oder JOY DIVISON im Schrank stehen haben. Als dann der Frontmann vom Synthi zur Gitarre wechselte, gab es noch viel mehr auf die Nuss, und die Band klang wie eine Mischung aus BIG BLACK und den DEAD KENNEDYS. Geil!

CHARLES DE GOAL haben dann ebenso ihr eigenes Ding durchgezogen - orientierte sich ihr größter Hit Exposition noch am frühen Output von THE CURE, scheinen sie sonst mehr Gefallen an Gitarrenbands wie GANG OF FOUR oder WIRE zu finden. Die verbleibenden Original-Mitglieder sehen mittlerweile aus wie in Ehrfurcht ergraute Studienräte (die sie teilweise auch sind), rocken aber wie Hölle. Sollte eine der genannten Bands in der Nähe des geneigten Lesers auftreten, empfehle ich ein sofortiges Hingehen.

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